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Auf ein Glas mit Marion Ebner & Manfred Ebenauer

In unserer Reihe »Auf ein Glas« stellen wir Ihnen interessante Persönlichkeiten aus der Welt der Weine und Kulinarik vor. Heute kommen Marion Ebner und Manfred Ebenauer vom Weingut Ebner-Ebenauer zu Wort.

Veröffentlicht am 11. Mai 2020

Bitte stellen Sie sich zu Beginn kurz mit zwei Sätzen vor:

Marion: Aus Marion Ebner & Manfred Ebenauer wurde 2007 das Winzer-Duo Ebner-Ebenauer. So wurden beide Weinmachertalente an einem Standort gebündelt, seither ist das Weinviertel unser Zuhause. 

Mein Weg zum Wein war… 

Marion: Ich wollte mit 14 nicht klassisch Gymnasium machen (ich hatte immer schon ein kleines Autoritätsproblem, ich habe die katholische Privatschule gehasst), also habe ich mich als »Wirtshauskind« an einer Weinbauschule versucht. Mit 16 war es um mich geschehen, Wein war meine erste Liebe! Mehrere Weinbau-Ausbildungen folgten, mit 20 habe ich mein erstes Weinlabel gegründet, usw usw.

Manfred: Ich wollte eigentlich etwas »Anständiges« lernen, mit Anzug und Krawatte. Ich weiß es noch genau, es war während des Studiums an der Wirtschaftsuni Wien. Ein Vortrag zum Thema Arbeitskraftoptimierung, also auf Deutsch: Wie man Menschen auspresst! In diesem Moment bin ich aufgestanden und gegangen, und habe der Uni für immer den Rücken gekehrt. Da habe ich beschlossen Winzer zu werden!

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?

Marion: Dass es so vielfältig ist und nie langweilig wird!!! Winzer sein bedeutet zwar einerseits harte Arbeit, weil man sein Leben in den Dienst der Natur stellt, das können sich die meisten nicht vorstellen, was das wirklich bedeutet. ABER auf der anderen Seite bin ich unglaublich frei. Ich darf mit Menschen arbeiten, die genauso weinverrückt sind wie ich. Heute stehe ich schwitzend im Weingarten, das erdet und ich spüre mich selbst. Morgen sitze ich im Flieger nach London (gut nicht gerade jetzt, aber bald wieder) und darf in den besten Restaurants ein Flight aus den letzten 10 Jahren präsentieren.

Worauf freuen Sie sich in den kommenden Jahren?

Manfred: Auf unser Selbstversorger-Projekt. Wir haben während der Corona-Krise ein Kollektiv gegründet und werden auf unserem Grund ein biodynamisches Selbstversorger-Projekt starten. Großer Gemüse- und Obstgarten, Hühner, Enten, Gänse, Schafe, Schweine und Rinder. Unsere Vision war es immer schon, einen geschlossenen Kreislauf zu haben. Seit 2016 arbeiten wir 100% biologisch, seit 2019 zertifiziert. Das ist der logische nächste Schritt für uns.

Das macht unsere Weinregion besonders:

Marion: Die Falkensteiner & Poysdorfer waren immer schon bekannt. Schon vor dem Weinskandal waren die (wie man heute so gerne sagt) COOL CLIMATE Weine am Radar. Heute wie damals setzt sich der Kalk im Boden als Salzigkeit und durch den Löss die tiefe Würze in den Weinen durch.

Manfred: Es gibt kein Weinbaugebiet, das eine so unglaubliche Tiefe an Gewürzmischungen hervorbringt wie die Umgebung Poysdorfs.

Welche Speise empfehlen Sie zu Ihrem »Grüner Veltiner Bürsting«?

Marion: Er ist ein echter Allrounder in der Küche. Von Spargel, bis Geflügel oder hellem Fleisch und asiatischem Essen ist alles möglich. Besonders gut passt er allerdings zu Gebackenem.

Mein Lieblingsessen ist … und dazu trinke ich am liebsten …

Marion: Mein Lieblingsessen gibt es nur zu Feierlichkeiten: Ente (geräuchert im Green Egg, Manfred ist so ein BBQ-Fan) in Orangensauce und dazu trinken wir am liebsten Chardonnay & Pinot Noir Black Edition.

Haben Sie eine Restaurantempfehlung in Ihrem Weinbaugebiet für unsere Leser?

Marion: Das Weinviertel ist stark beeinflusst von der deftigen böhmischen Küche. Daher würde ich 5 Kilometer über die tschechische Grenze fahren und in Mikolov oder Valdice eine Stelze essen gehen mit original Pilsner Bier dazu. Herrlich, danach brauchen sie allerdings ein Schläfchen. Kein Problem, denn 3 Kilometer entfernt ist ein wunderschönes Lichtenstein Schloss mit unglaublichen Gartenanlagen. Einfach Decke mitnehmen und in die Sonne legen!

Mein schönster Weinmoment war…

Marion: Kennen sie das Gefühl, wenn Sie ein Wein einfach erwischt, auf der Emotionalen. Ihnen läuft die Gänsehaut und sie denken sich: wowwww, er hat einfach alles. So etwas passiert immer seltener, je länger man sich mit Wein beschäftigt. Ich kann mich erinnern, ich habe 2008 einen Wein blind in New York bei einer Privatparty eines Kunden bekommen. Der hat mich echt umgehauen. Es war LA TACHE 1990. Und wenn ich dann doch irgendwann einen Lotto 6er mache, werde ich das regelmäßig trinken.

Mein erster Wein, an den ich mich erinnern kann, ist…

Marion: Eiswein aus Gumpoldskirchen in der Weinbauschule im Jahr 1995.

Welcher Wein aus dem letzten Jahr liegt Ihnen immer noch auf der Zunge?

Marion: Ich mag deutsche Rieslinge sehr, J.J. Prüm Spätlese kann ich einfach immer trinken.

Mein letzter Schluck vor dem Weltuntergang sollte … sein.

Marion: Unser Blancs de Blancs ZERO DOSAGE Vintage 07. Unser erster Jahrgang und großer Schaumwein!

Mit diesem Menschen würde ich gerne mal einen Wein trinken:

Marion: Christof Walz (Schauspieler), er hat in Wien schon unsere Weine gekauft! Ich glaube, dass er ein brillanter Typ mit messerscharfem Verstand und Humor ist.

Welches ist der perfekte Wein um einen lauen Sommerabend zu genießen?

Marion: Ein feines Flascherl Grünen Veltliner, bisschen Käse und gutes Sauerteigbrot. Simple life!

Wofür brennen Sie abseits des Weines?

Marion: Wir sind begeisterte Hobbyköche! Wir haben 3 Küchen (ups, nicht weitersagen. Eine davon ist Manfreds Reich, er ist so ein BBQ Fanatiker mit dem Big Green Egg, einem 500 kg Holzofen und einer Selch mit offenem Feuer). Wir lieben außerdem alle schönen Künste wie Malerei, Literatur und Film. Ich bin ein großer Mode- & Musikfan, egal ob Jazz (das habe ich von meinem Vater – waren sie schon mal im Ronny Scotts Jazzclub in London Soho – a must!) Pop oder die großen Opern (Tosca in der Verona Arena, ebenfalls ein unglaubliches Erlebnis).

Welche Musik spielt bei Ihnen an einem entspannten Abend mit Wein?

Marion: Das kommt darauf an, ob wir zu zweit sind oder Gäste haben. Je nachdem wird die Playlist zusammengestellt. Aber vermutlich ein Mix aus Soul von The Red Pack und Ella Fitzgerald, über den jungen Stevie Wonder und Chaka Khan, bis hin zu TLC, Amy Winehouse und Florence + The Machine. Zum Tanzen geht leider nichts über Michael Jackson!

Haben Sie einen Happy-Place?

Marion: Ja, in der Kellergasse Rösselberg, eine wunderschöne Kulisse und Entschleunigung pur. Die weiß gekalkten Keller leuchten in der Abendsonne richtig. Einfach ein gutes Flascherl aus dem Privatkeller holen und reden. Wissen Sie, wie selten wir das schaffen?! Der pure Luxus!

Wie können Sie so richtig entspannen?

Marion: Wenn das Handy abgedreht ist! Im Urlaub bin ich beinhart und drehe es während dieser Woche nicht ein Mal auf! Manfred entspannt am besten beim Kochen und beim Schwimmen.

Auf was könnten Sie in Ihrem Leben nicht verzichten?

Marion: Wenn uns die Covid-19 Pandemie eines gelehrt hat, dann dass wir im Grunde sehr wenig brauchen! ABER Spaß macht das halt auch keinem, also ist die Frage worauf WOLLEN wir nicht verzichten. Bei uns hat Essen und Trinken den höchsten Stellenwert. Wir sind Qualitätsmenschen und schätzen handwerklich & biologisch Erzeugtes einfach sehr, weil wir uns selbst dem Handwerk und der biologischen Landwirtschaft verschrieben haben. Wir wollen, egal was wir kaufen, wissen woher es kommt und wo die Wertschöpfung bleibt. Ob es zu fairen Bedingungen produziert wurde, für den Menschen und die Natur. Aber jetzt kommt etwas total Unkorrektes, ich WILL leider niemals auf Sushi und vor allem Uni (Seeigel) verzichten. Also wann immer ich den im Ausland bekomme, ich muss ihn einfach bestellen (ich werde aber in Zukunft weniger fliegen, also muss ich diese Momente besonders auskosten).

Hier finden Sie die Weine vom Weingut Ebner-Ebenauer in unserem Online-Shop.