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340 Jahre Carl Tesdorpf - Was war damals los?

Eine kleine Reise zurück ins Gründungsjahr des Unternehmens

Veröffentlicht am 19. Februar 2018

Bestimmte Weine sind lange lagerfähig. Es gibt Berichte, dass aus dem Wrack der Titanic (gesunken 1912) volle, verkorkte Champagnerflaschen geborgen wurden. Ob die noch genießbar sind sei einmal dahingestellt. Mir persönlich ist kein Wein bekannt, der zurück in das Jahr 1678 datiert. Und wenn es denn wohl Flaschen aus diesem Jahr gäbe, müsste ich dafür vermutlich einige Jahre Arbeitszeit investieren. Man lasse es sich einmal wie einen guten Wein auf der Zunge zergehen, dieses Jahr. Sechzehnhundertachtundsiebzig. Die Renaissance hatte man gerade hinter sich gelassen und steckte tief im Hochbarock, der sich aus dem Absolutismus entwickelte. Na? Klickt da noch etwas aus dem Geschichtsunterricht? Jetzt nicht spontan einschlafen, es wird noch spannend. 340 Jahre sind in der Tat eine sagenhaft lange Zeit, sie umspannt gleich mehrere Menschenleben. Und wenn wir uns die Entwicklung allein der vergangen 100 Jahre anschauen, wirkt 1678 wie der Blick in eine andere Welt. Aber – es ist die gleiche wie die, auf der wir heute wandeln.

Global betrachtet zog ein wenig Frieden ein. Frankreich und die Republik der sieben vereinigten Niederlanden schlossen den ersten Friedensvertrag von Nimwegen, und nach dem Holländischen Krieg machten die Franzosen auch Frieden mit Spanien. Sicherlich wurde das auch mit Wein gefeiert. Es sind diese Ereignisse, die meine Geschichtslehrerin immer schweigend in nicht enden wollenden Sätzen auf die Tafel kritzelte. Wir mussten das alles abschreiben. Lokaler betrachtet, genauer gesagt in Hamburg, tobte ein ganz anderer Streit. Man war sich nicht einig, ob die beliebte Oper und das allgemeine Schauspiel sittlich überhaupt erlaubt seien! Ist das Kunst? Oder muss das weg? Auslöser war das geistliche Singspiel „Adam und Eva“ von Johann Theile, dessen umstrittene Uraufführung mit großem publizistischen Aufwand an die Öffentlichkeit getragen wurde. Mit diesem Stück wurde die Oper am Gänsemarkt eingeweiht, sie war das erste bürgerliche Opernhaus, aus dem sich später die Hamburgische Staatsoper entwickelte.

Frauen nach vorn! im Jahr 1678 erhielt die Italienerin Elena Lucrezia Cornaro Piscopia als weltweit erste Frau einen Doktortitel! An der Universität zu Padua wurde ihr allerdings ihr Wunschfach Theologie verwehrt, man begründete das mit der Aussage, Frauen haben in der Kirche zu schweigen. Aber Philosophie erlaubte man ihr, und zack war die Welt zumindest einen kleinen Schritt weiter in die Gleichberechtigung gegangen. Der belgische Jesuitenpater Ferdinand Verbiest hingegen redete auch nicht in Kirchen, vielmehr tüftelte er viele Jahre lang am chinesischen Hof an einem kleinen, selbstfahrenden und lenkbaren Wagen, der von einem Dampfkessel angetrieben wurde. Vermutlich das erste Auto der Welt! Und dann auch noch autonom fahrend. Es sollte noch ein paar 100 Jahre dauern, bis die uns bekannten Pioniere das dann verfeinerten und auf die Straße brachten.

Und da kommen wir zurück zum Anfang, zum Wein. Ebenfalls im Jahr 1678 gründete der Patrizier und spätere Lübecker Bürgermeister Peter Hinrich Tesdorpf mit unternehmerischem Mut und feinem Gespür für richtige Ideen die erste Weinhandlung Deutschlands. Das Unternehmen hielt seinen ohnehin guten Ruf über die Jahrhunderte aufrecht und ist noch heute als Weinhandlung Carl Tesdorpf in Lübeck ansässig – also die älteste noch existierende Weinhandlung Deutschlands. Auch darauf stoßen wir heute mit einem guten Tropfen aus dem Burgund oder dem Bordelais an. Machen Sie mit? Auch wenn Sie in unserem Angebot keinen 340 Jahre alten Wein finden – Sie werden es genießen. Zum Wohl.

Lesen Sie hier mehr über die Geschichte des Hauses Carl Tesdorpf.