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Oh Schreck - Was tun bei Weinflecken?

Wein mögen wir alle - Weinflecken nicht so sehr ...

Veröffentlicht am 15. Mai 2018

DAS GUTE SOFA AUS DEN 90ERN

Gibt es so etwas wie die »Rache der guten Reben«? Besuch bei Schwiegermutter, sie ist nicht mehr die jüngste und bietet uns am Abend in netter Runde im Wohnzimmer fröhlich einen ihrer lieblichen Rotweine aus Mazedonien an. Nun. Man ist aufgrund vergangener Erfahrungen höflich und stellt den als Geschenk für sie mitgebrachten »When we dance« von Sting etwas abseits. Über den lesen wir hier später noch mehr. Und so sitzen wir, eigentlich wie immer, in diesem gemütlichen Wohnzimmer, in dem die Zeit stehen geblieben ist. Der flache Couchtisch mit der Glasplatte, die braunen Fliesen mit dem geknüpften Teppich, die Schrankwand mit dem Röhrenfernseher drin. Und das weiche Sofa, das in den 90ern schon so aussah, als hätte es ein Hotelier aus dem Osten rausgeworfen, als er sein Etablissement nach der Wende renovierte. Genau dieses Sofa, was Dekaden geschmacklicher Veränderungen unbeeindruckt überstanden hat, fällt dem Spieltrieb von Schwiegermutters Katze zum Opfer: Mein Weinglas kippt um, als Kitty mir ungefragt auf den Schoß hüpft und sich in meinen Oberschenkeln festkrallt. 

ROTWEIN AUF DEM HELLEN STOFF!

Nachdem alle Schreie verhallt sind (meine wegen der Katzenkrallen im Oberschenkel und Schwiegermutters wegen 0.1 Liter Rotwein auf ihrem Sofa) geht alles ganz schnell. Wie in einer gut eingespielten Managerkette googelt Enkel 1 die Vorgehensweise bei frischen Rotweinflecken und gibt wieder auf, weil das Netz auf dem Lande bei seiner Oma quasi nicht vorhanden ist. Enkel 2 kommt ungefragt mit Salz aus der Küche gelaufen, das hat er mal in der Sendung mit der Maus gesehen. Stimmt. Wir können allerdings nicht unser feines Präsent von unserem letzten Besuch nehmen, das wundervolle SoSo Flor de Sal, da sind zu viele farblich nicht zum Sofa passende Gewürze drin. Helles, weißes Salz, was sich direkt beim Kontakt mit dem Weinfleck rot färbt und sich später absaugen lässt hilft hier gut. Schwiegermutter orakelt derweil kopfschüttelnd, wie sie damals mit Suppenflecken oder Ölflecken umgegangen sei. Wein habe hier noch niemand verschüttet. Ich glaube sicher, dass mir das mit dem Chianti von Sting auch nicht passiert wäre. Aber das hilft jetzt wenig.

GLASREINIGER IST EIN WUNDERMITTEL

Da dieser indirekt durch die freche Katze entstandene Fleck allerdings nicht mein persönlicher erster Weinfleck in fremden Stoffen ist, kann ich Ihnen jetzt einmal das echte Wundermittel verraten: Glasreiniger. Möglichst farblos sollte er sein, leicht hellblau geht gerade noch. Damit sprühen wir den fast DIN A 4 großen Weinfleck und seine Spritzer auf dem Teppichboden großzügig ein. Nachdem alles eingesickert ist, wird die zweite Lage drübergesprüht, und mit einem hellen, fusselfreien Lappen (so etwas haben Schwiegermütter immer irgendwo herumliegen) wird jetzt liebevoll entlang der Fasern der 90er Jahre Stoff massiert und bearbeitet. Und siehe da – eine Menge Wein wird in den Lappen gezogen. Nach einer Stunde alles erneut, und am nächsten Morgen, wenn die von der Feuchtigkeit dunkle Stelle getrocknet ist, wirkt sie fast heller und sauberer als der Rest des alten Sofas. Also Vorsicht. Nicht übertreiben – oder das ganze Möbelstück so behandeln.

Natürlich wird es Stoffe geben, bei denen das nicht so gut funktioniert. Oder die durch den Glasreiniger ausbleichen. Prüfen Sie also gut, bevor Sie ihr Biedermeier-Erbstück ruinieren. In unserem Fall war das Ergebnis aus Salz und Glasreiniger sagenhaft. Und darauf jetzt ein gutes Glas Chianti, die Gläser stehen auf dem Tisch und die Katze ist im Nebenzimmer. Prost.