Il Marroneto

Mythos Toskana

Wer kennt sie nicht, die fast schon legendäre Zypressen-Landschaft der Toskana? Malerisch erstreckt sie sich entlang der ligurischen Küste Italiens. Sie ist eine der renommiertesten Weinregionen weltweit. Seit Jahrhunderten wird hier Wein angebaut. Mehr als 63.000 Hektar Fläche stehen in der Toskana heute unter Reben. Auf den kargen Kalkböden werden die Rebstöcke mit reichlich Sonne und genügend Regen verwöhnt. Man könnte die Toskana getrost als Epizentrum des italienischen Rotweins bezeichnen. Sie ist nicht nur die Heimat des Chianti Classico, sondern auch die des reinsortigen Brunello di Montalcino. Kein Wunder, dass die rote Sangiovese-Traube die Hauptrebsorte in der Region ist. Und hier in Montalcino, 40 Kilometer südöstlich von Siena, liegt das Weingut Il Marroneto.

Il Marroneto: Aus Heimatverbundenheit zum Erfolg

Als der Rechtsanwalt Giuseppe Mori im Jahr 1974 aus reiner Verbundenheit zur Heimat in Montalcino begann, den ersten Weinberg zu bepflanzen, war von einem Weingut weit und breit nichts zu sehen. Den Grundstein für das heutige Il Marroneto legte er in einem historischen Wehrturm, der bis ins Jahr 1974 vorwiegend als Trockenraum für Esskastanien diente. Daher auch der Name des Weinguts, denn „Marroni“ ist das italienische Wort für Maronen. Begleitet wurde Giuseppe bei seiner Passion schon bald von seinen beiden Söhne Andrea und Alessandro. Während Andrea sich später jedoch umorientierte und eine juristische Laufbahn einschlug, entwickelte sich Alessandro zu einem Vollblutwinzer. Er war es, der das Weingut in den 1990er-Jahren übernahm und den Kleinbetrieb Il Marroneto zu internationalem Erfolg führte. Gerade einmal sechs Hektar wird von der Familie bewirtschaftet. Die gesamte Jahresproduktion überschreitet kaum mehr als 25000 Flaschen. Il Marroneto gilt heute als einer der bedeutendsten Hersteller charaktervoller Brunello Weine.

Ein Leben für den Brunello di Montalcino

Bereits 1870 wurde das Weinbaugebiet Brunello di Montalcino unter ein nationales Protektorat gestellt. Der Brunello – auch Sangiovese Grosso genannt – ist eine Variante des Sangiovese mit sehr dunkler Färbung. Südlich der Provinz Siena, die jahrhundertelang mit Florenz erbittert im Clinch lag, selektierte Ferruccio Biondi-Santi auf seinem Weingut Il Greppo diesen Rebsorten-Klon. Mittlerweile gilt er nicht mehr als eigenständige Sorte, sondern wird seinem Ziehvater Sangiovese untergeordnet. Auf Il Marroneto wird dem Brunello, dem König des Sangiovese, auf ehrfürchtige Weise gehuldigt. Vinifiziert auf traditionelle Weise und ausgebaut in großen Fässern aus französischer oder slowenischer Eiche, entsteht ein Wein von großer Eleganz. Ein Wein, der Emotionen weckt, wie die Liebe und Sorgfalt, mit der er hergestellt wurde. Und er ist ein Wein für die Ewigkeit – zumindest eine kleine. Denn kein Wein unter fünf Jahren Reife darf sich Brunello nennen. Und genauso möchte er getrunken werden. Mit Andacht und Hingabe.

100 % Handarbeit - 0 % Chemie

Die Bearbeitung der nur 6 Hektar betragenden Rebfläche von Alessandro Mori basiert auf einer traditionellen und minimalistischen Philosophie. Die Rebstöcke für seine Brunelli sollen möglichst wenig von Menschenhand beeinflusst werden, sodass die Ursprünglichkeit des „Blut des Jupiters“ – ja, wir befinden uns auf Römer-Gebiet – beibehalten wird. Alessandro selbst sagt: „Die Natur hier bleibt unberührt!“. Und das ist kein leeres Versprechen. Weder chemische Pestizide noch Herbizide finden hier Anwendung. Stattdessen vertraut man auf die Patentrezepte der Natur. Dabei pflanzt Mori die Rebstöcke mit großem Zwischenabstand, um dem Wurzelwerk maximalen Platz zur Entfaltung zu geben. So kann jede Beere von der Kraft der Wurzel vollumfänglich profitieren. Derart kultivierte Reben sind besonders widerstandsfähig gegen alle möglichen Schädlinge und Krankheiten. Sie sind das Fundament des nachhaltig biologischen Anbaus.

Il Marroneto Weine: Einer besser als der andere

Stilistisch betrachtet, sind die von Il Marroneto erzeugten Weine als klassisch zu bezeichnen. Sehr elegant und aromenreich, ohne überkonzentriert zu wirken.

Das Flaggschiff des Weinguts ist der Brunello Selezione Madonna Delle Grazie, eine Ikone der ganzen Appellation. Er wird aus einer besonderen Auswahl von Trauben hergestellt, die vom historischen Weinberg Marroneto in der Nähe der kleinen Kirche Madonna delle Grazie stammen und daher ihren Namen trägt. Bevor er abgefüllt wird, reift er für mindestens 39 Monate in neuen großen Fässern aus Allier-Eiche heran. Danach präsentiert er sich mit einem Bouquet von Zwetschgen und Himbeeren, untermalt von feinen blumigen Noten. Im Geschmack üppig und fruchtig mit kräftigen Tanninen. Im Jahr 2011 wurde der Madonna delle Grazie von Robert Parkers Wine Advocate zum Besten Brunello des Jahres gekürt.

Der Brunello di Montalcino von Alessandro Mori ist der traditionell vinifizierte Jahrgangswein des Hauses. Er gibt sich elegant und von reicher Aromatik. Im Gegensatz zu den vielen anderen heutigen Brunello-Vertretern, die immer konzentrierter und opulenter werden, nur um zu gefallen. In sattem, funkelndem Rubinrot ins Glas fließend, überzeugt er im Bouquet mit intensiven Noten von Zwetschgen und Kirschen. Am Gaumen dann griffiges Tannin, herzhaft und fest, im Finale satt und zupackend, leicht salzig und schön lang anhaltend.

Der Rosso di Montalcino Ignaccio ist der Einstiegswein des Hauses. Seine Trauben aus dem gleichen Weinberg wie beim berühmten Bruder. Seine Eigenschaften sind die des Brunello nicht unähnlich. Allerdings stechen bei ihm die Frische und die Aromen von Früchten stärker hervor. Er wird etwa 22 Monate in großen Eichenholzfässern ausgebaut und reift dann für zusätzliche sechs Monate in der Flasche weiter. Am Gaumen ist der Rosso sehr saftig, mit lebendiger Säure, feinen Tanninen und einem feinwürzigen Abgang von guter Länge. Ein Rosso der viele Brunello in den Schatten stellt.

Der jüngste Vertreter von Il Marroneto ist der Rosso di Montalcino Iacopo Selezione. Er ist das Produkt von Alessandro Moris Sohn, Iacopo, der gerade im Begriff ist, den Fußspuren seines Vaters zu folgen. Dieser ließ ihm bei der Erzeugung seines Rosso komplett freie Hand. Tabu waren lediglich die Trauben von der Parzelle, aus der normalerweise die Selezione Madonna delle Grazie stammt. Das Ergebnis ist beeindruckend: Äußerst raffiniert, etwas weniger tiefgründig und intensiv als die anderen Weine des Hauses, aber gleichwohl ein würdiger Vertreter dieses grandiosen Weinguts.