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Pinot Noir Spätburgunder
Tesdorpf James Suckling Jancis Robinson
2023 2022 2021
Standard Flasche (0,75l) Magnum (1,5l)
Ahr

Wein von der Ahr

Das Ahrtal ist das nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands, mit knapp über 500 Hektar zählt es indes auch zu den kleinsten. Erstaunlich, dass die extrem nördliche Lage es zulässt, dass hier sicher die größten Spätburgunder Deutschlands entstehen, die keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchen.
 
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Ahr

Die tiefen Wunden, die die Flutkatastrophe an der Ahr im Jahr 2021 hinterlassen hat, vernarben nur langsam. Ein Grund mehr, dem Rotweinanbaugebiet Nr. 1 und seinen hervorragenden Weinen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Kleiner Fluss mit großen Weinen

Gerade einmal 85,1 Kilometer lang ist der kleine Seitenarm am linken Ufer des Rheins. Dementsprechend klein ist die Ahr als Weinbaugebiet. 564 Hektar (Stand 2021) sind es, die hier mit Reben bestockt sind – zum weit überwiegenden Teil mit roten Reben. Kein anderes Weinbaugebiet in Deutschland hat einen höheren Anteil. Mehr als vier Fünftel der Rebflächen ist damit bestockt, nur ein knappes Fünftel mit weißen Sorten.

Eine Rebsorte, unzählige Varianten

König der roten Rebsorten an der Ahr ist – ganz wie im französischen Burgund – der Spätburgunder, beziehungsweise Pinot Noir. Allein 65 % der gesamten Fläche an der Ahr entfallen auf die Edelsorte, die auch international allerhöchstes Ansehen genießt. Oder auf die Sorten, wie man mit einem gewissen Recht ebenfalls sagen könnte: Denn die genetische Vielfalt der unterschiedlichen Klone, die in die Weingärten entlang der Ahr stehen, ist extrem groß. Letztlich ist das nicht weiter erstaunlich für den variantenreichen Pinot. Stolze 64 unterschiedliche Klone deutscher Herkunft sind beim Bundessortenamt eingetragen, dazu kommt eine fast unüberschaubare Auswahl internationaler Varianten – vor allem aus Frankreich, aber auch aus beispielsweise Italien oder Österreich.

An der Ahr finden sich in Großen und Ganzen zwei große Gruppen: die in der regionalen Tradition über Jahrhunderte entwickelten deutschen Spätburgunder-Varianten und die im Zuge der Bemühungen um ein internationaleres Geschmacksbild seit 30 bis 40 Jahren zunehmend gepflanzten französischen Klone. Die deutsche Variante ist in der Regel groß- und lockerbeerig, letzteres insbesondere als Schutz vor dem Schimmelpilz Botrytis – obwohl der Regenschatten der Eifel für unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen im engen Flusstal sorgt. Eine eher helle Farbe und Erd- und Waldbeer-Aromen gelten für deutsche Spätburgunder als sortentypisch. Die Variante vom Nachbarn im Westen ist kleinbeeriger und kompakter und somit durch die erhöhte Infektionsgefahr deutlich anspruchsvoller im Weinbergs-Management. Dafür liefert sie im Idealfall Moste mit deutlich tieferer Farbe und mehr Tannin. Deutlich komplexere und alterungsfähige Weine sind die Folge, zu den Fruchtaromen gesellt sich hier gern auch die Sauerkirsche. Eine Besonderheit ist zudem der Frühburgunder, der eine eigene Variante des Frühburgunders darstellt. In der Ahr ist er so populär, dass er dort neben dem Spätburgunder auch als Großes Gewächs ausgebaut werden – wenn man als Weingut Mitglied im Verband Deutscher Prädiktsweingüter VDP ist.

Fluch und Segen einer besonderen Topografie

Seit der Nacht vom 14. auf den 15 Juli 2021 ist ein Portrait der Region Ahr nicht denkbar, ohne kurz auch über das Jahrhunderthochwasser zu sprechen, das sich in dieser Nacht wie ein Tsunami durch das Ahrtal wälzte. Über hundert Todesopfer forderte die Katastrophe, verursachte dazu Sachschäden in Milliarden-Höhe – auch und gerade bei den Winzern im Tal. 10% der Weinanbauflächen wurden vernichtet, die an den steilen Hängen liegenden besseren Weinberge blieben allerdings verschont. Im Gegensatz zu den fast ausnahmslos vollständig verwüsteten unten im Tal liegenden Weinkellern und Produktionsstätten. Es grenzt an ein Wunder, dass die meisten Betriebe trotzdem auch 2021 Weine produzieren konnten. Möglich wurde das allerdings nur durch eine beispiellose Welle der Solidarität und die tatkräftige Hilfe sowohl vieler Winzer, als auch weinliebender Amateure aus ganz Deutschland.

Maßgeblich für das enorme Ausmaß der Katastrophe war – neben einer besonders außergewöhnlichen Wetterkonstellation mit einem fast stillstehenden Tiefdruckgebiet – auch die besondere Topografie des vor allem im Oberlauf sehr schmalen, tief eingeschnittenen Ahrtals. Die Enge, die sonst für ein ungewöhnlich warmes Mikroklima sorgt und so dort trotz der ausgesprochen nördlichen Lage Qualitätsweinbau erst möglich macht, wirkte in dieser Nacht wie ein Brennglas zur Verstärkung der Fluten.

Ein Tal mit zwei Gesichtern und großen Lagen

Ab Walporzheim öffnet sich das Tal der Ahr etwas und auch die Böden verändern sich leicht. Während am Oberlauf Schieferverwitterungen die Geologie dominieren, sind es zur Mündung hin von Steinverwitterungen durchsetzte Lösslehmböden, die die Grundlage für die produzierten Weine bilden. Dieser Unterschied spiegelt sich auch in den Weinen. Am Oberlauf entstehen eher filigranere, oft von ihrer deutlichen Schiefermineralik bestimmte Weine – hier finden sich vorwiegend auch die Toplagen des Gebiets. Die am Unterlauf produzierten Weine sind tendenziell meist vollmundiger und körperreicher. Aber auch dort können – insbesondere in den um Walporzheim anzutreffenden Steillagen – Weine entstehen, die mit denen vom Oberlauf charakterlich und qualitativ vergleichbar sind. Die recht kleinteilige Topografie der Region hat auch eine – angesichts der geringen räumlichen Ausdehnung des Gebiets – ungewöhnlich hohe Zahl besonders privilegierter Lagen zur Folge. Stolze 18 davon sind vom Verband Deutscher Prädikatsweingüter als Große Lage klassifiziert.

Große Lagen (alphabetisch noch Orten)

  • Ahrweiler: Daubhaus, Rosenthal, Silberberg
  • Altenahr: Eck
  • Dernau: Hardtberg, Pfarrwingert
  • Heimersheim: Burggarten, Landskrone
  • Marienthal: Trotzenberg
  • Mayschoß: Laacherberg, Mönchsberg
  • Neuenahr: Kirchtürmchen Schieferley, Sonnenberg
  • Rech: Herrenberg
  • Walporzheim: Alte Lay, Gärkammer, Kräuterberg

Ein Schmuckstück mit wechselvoller Geschichte

Die besondere Eignung für den Weinbau an der Ahr wurde schon früh erkannt. Angeblich soll hier schon in vorchristlichen Zeiten durch die Römer Weinbau betrieben worden sein. Belegt ist das allerdings nicht. Erste nachweisliche Zeugnisse finden sich im 8. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert kam das Gebiet dann zu Köln. Mit der französischen Besatzungszeit und der damit verbundenen Säkularisierung Ende des 18. Jahrhunderts endete dann die weinbauliche Vorherrschaft von Klöstern und Klerus. Politische Wirren und viele Missernten sorgten in der Folge für große wirtschaftliche Probleme.

Den völligen Niedergang des Weinbaus an der Ahr verhinderte unter anderem die Gründung der ersten Genossenschaften. Eine der ersten weltweit wurde schon 1868 in Mayschoß gegründet. Nach dem zweiten Weltkrieg war es dann die Flurbereinigung, die viele Flächen für die (teil)maschinelle Bearbeitung erschloss und so die Weinproduktion konkurrenzfähig erhielt.

Die Hinwendung insbesondere zur Produktion von Premiumweinen seit den 1980er Jahren inklusive des vermehrten Pflanzens der schon erwähnten französischen Pinot-Noir-Klone leitete dann die Renaissance des Anbaugebiets zu dem ein, was es heute ist: das kleine, aber feine Rotweingebiet im Norden der deutschen Weinlandschaft.