Spätburgunder

Spätburgunder, die Sorte der vielen Varianten

Der Spätburgunder, im Französischen der Pinot Noir, gehört zu den ältesten edlen Rebsorten Europas. Karl III., auch Karl der Dicke genannt, brachte ihn als ostfränkischer König im Jahr 884 an den Bodensee, von wo aus er sich in der Schweiz und in Deutschland verbreitete. In Deutschland erhielt er im Laufe der Jahrhunderte Dutzende unterschiedlicher Namen. So wurde er beispielsweise am Bodensee bis ins 19. Jahrhundert Blauer Sylvaner genannt. Aber auch Augustiner, Blauer Klevner, Frühschwarzer, Klebroth, Klevner, Möhrchen, Süßroth oder Thalrother waren üblich. Den Namen Spätburgunder hat er erhalten, um ihn vom Frühburgunder abzugrenzen, einer natürlichen Mutation, die rund zwei Wochen früher reif wird. Neben dem Frühburgunder gibt es weitere Mutationen wie den Weißburgunder oder den Samtrot. Der Spätburgunder ist eine ausgesprochen mutationsfreudige Rebsorte. Das hat dazu geführt, dass neben anderen Farbvarianten auch unterschiedlichste Klone entweder natürlich entstanden sind oder gezüchtet wurden. So gibt es heute unterschiedlichste burgundische Klone wie die Pommard-Klone, dazu Schweizer Klone und deutsche Klone. Die bekanntesten heißen Mariafeld, Weinsberger, Geisenheimer und Freiburger.

Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte

Der Spätburgunder ist seit Jahrhunderten in ganz Deutschland verbreitet. Die besten Spätburgunderweine kamen lange Zeit aus dem Rheingau und aus Rheinhessen sowie aus Churfranken. Überall dort wird der Spätburgunder seit mindestens 1.000 Jahren kultiviert. Die wenigen Spätburgunderweine, die heute noch aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vorhanden sind, stammen meist aus der Schatzkammer des Klosters Eberbach, wo der Spätburgunder meist mit Restsüße als Auslese gefüllt wurde. Auch anderswo war es üblich, den Spätburgunder restsüß auszubauen. Das änderte sich erst allmählich in den 1980er Jahren an der Ahr. Dort gab es ein paar Talbewohner wie den Mathematiklehrer Werner Näkel oder den Steuerberater Wolfgang Hehle vom Deutzerhof, die sehr gerne französischen Pinot Noir tranken und ihn im Burgund einkauften. Irgendwann entschlossen sie sich, in Frankreich nicht mehr nur Wein einzukaufen, sondern auch Fässer und Equipment. Außerdem schauten Sie den dortigen Winzern ein wenig über die Schulter. Während an der Ahr roséfarbene leichte und süße Burgunder die Ferien- und Wochenendgäste aus dem Köln-Düsseldorfer Raum beglückten, feilten sie an einer Revolution. Den Ahr-Winzern folgten Winzer aus Baden, der Pfalz, aus Franken und Württemberg. Es dauerte allerdings noch bis in die 2000er, bis diese Weine auch international ernsthaft wahrgenommen wurden. Vorher schmeckten viele der Weine einfach zu stark nach zermatschten Himbeeren oder Erdbeeren, nach Fleischbrühe und Rauchschinken, nach Vanille und Malz. Es braucht halt seine Zeit, mit dieser besonders anspruchsvollen Sorte klarzukommen. Die Erfolgskurve war allerdings sehr hoch, und so hat sich eine immer größer werdende Gruppe von Spitzenwinzern etabliert, die den Einsatz von Holz deutlich herunterfahren, die hochwertige kleinbeerige Klone mit niedrigen Erträgen pflanzen und die ihre Weine so terroirbetont wie möglich ausbauen.

Die Verbreitung

Mittlerweile stehen in Deutschland 11.602 Hektar (2021) unter Spätburgunder-Reben. Vor 30 Jahren waren es nicht einmal halb so viele. So hat sich der Spätburgunder als die wichtigste rote Sorte etabliert. Die meisten Reben mit 5.100 Hektar stehen in Baden und dort vor allem am  Kaiserstuhl. Es folgen die Pfalz mit 1.700 Hektar, Rheinhessen mit knapp 1.500 Hektar, Württemberg mit 1.300 Hektar sowie der Rheingau (389 ha) und die Ahr (366 ha). Neben Churfranken wird auch die Mosel wieder ein zunehmend interessantes Gebiet für den Spätburgunder.

Wenn Sie mehr über die Herkunft und die Ursprünge der Rebsorte wissen möchten, finden Sie diese Informationen unter Pinot Noir.