Baden: Von südlicher Sonne beschienen
Mit 15.738 Hektar Anbaufläche ist das Weinbaugebiet Baden das drittgrößte in Deutschland. Es erstreckt sich vom Bodensee aus entlang des Oberrheins in nordöstlicher Richtung bis in den Großraum um Heidelberg. Den Abschluss im Norden bildet der Bereich Tauberfranken. Im Süden reicht Baden bis ans Deutsch-Schweizer-Französische Dreiländereck und den Bodensee. Die Lage bis tief in den Süden hat Baden als einziges deutschen Anbaugebiet auch die Zuordnung zum Weinbaubereich B der Europäischen Union eingebracht – zusammen mit Regionen wie der Loire, dem Elsass oder der Champagne.
Ein Gebiet – 9 unterschiedliche Bereiche
Durch seine ausgesprochen lange Ausdehnung über rund 400 Kilometer ist das Erscheinungsbild des Anbaugebiets insgesamt sehr divers. Rein rechtlich mag es zwar ein Gebiet sein, in der Realität dagegen ist es eine Gruppe von Regionen mit zum Teil durchaus deutlichen Unterschieden in Klima, Geologie und Geographie und damit auch in der weinbaulichen Praxis. Deshalb lohnt es sich, die insgesamt neun Bereiche Badens im Einzelnen zu betrachten.
Von Nord nach Süd sind das:
Tauberfranken
Ganz im Norden an der Grenze zu Franken liegt Tauberfranken geographisch fast wie eine 617 Hektar große Exklave. Hier ist es für badische Verhältnisse eher kühl, aus nördlicherer Perspektive ist der Bereich aber immer noch üppig mit Sonnenstunden gesegnet. Muschelkalk bestimmt die geologische Situation, Lehm, Keuper und Buntsandstein folgen. Typische Rebsorten in Tauberfranken sind Schwarzriesling und Müller-Thurgau.
Badische Bergstraße
Die Badische Bergstraße schließt sich im Süden unmittelbar an das kleinste deutsche Anbaugebiet, die Hessische Bergstraße an. Was nicht weiter verwundert, wenn man weiß, dass die beiden Regionen durch Teilung des einst gemeinsamen Gebiets Bergstraße entstanden sind. Das Klima ist hier sehr mild. Rund 1.600 Sonnenstunden jährlich haben der Region den Titel „deutsche Riviera“ eingebracht. Riesling und Spätburgunder dominieren den Anbau, Löss, Buntsandstein und Muschelkalk die Böden. Mit rund 400 Hektar Fläche ist es der kleinste Bereich in Baden.
Kraichgau
Löss an der Oberfläche, darunter Muschelkalk, Keuper oder Buntsandstein bestimmen auch die Böden des Kraichgaus. Die 1.200 Hektar Anbaufläche sind bestockt mit Riesling, Spätburgunder, Müller-Thurgau und Grauburgunder.
Ortenau
Mitten im Herzen Badens, eingebettet zwischen Rhein und Schwarzwald liegt die 2.700 Hektar Anbaufläche umfassende Ortenau. Sie gilt als das südlichste deutsche Anbaugebiet für Riesling, der hier traditionell Klingelberger genannt wird. In der Statistik noch vor dem Riesling steht der Spätburgunder, dahinter der Müller-Thurgau. Verwitterter Granit und Porphyr, darauf Löss sind typische Böden.
Breisgau
Bei Offenburg beginnt dann die Grenze zum Breisgau, der sich an den Hängen des Schwarzwalds bis nach Freiburg erstreckt. Rund 40 % der 1.600 Hektar Rebfläche sind hier mit Spätburgunder bestockt, dahinter folgen Müller-Thurgau und Riesling. Löss, Muschelkalk und Gneis überwiegen bei den Böden, bedingt durch die geographische Lage gibt es hier überdurchschnittlich viel Niederschläge.
Kaiserstuhl
Der Kaiserstuhl ist der Riese unter den badischen Anbaubereichen. 4.100 Hektar Fläche umfasst der nördlich von Breisach, links des Rheins gelegene Bereich. Das sind knapp 1.000 Hektar mehr als der gesamte Rheingau umfasst und ungefähr so viel, wie das Anbaugebiet Nahe. Der Kegel des gleichnamigen erloschenen Vulkans dominiert schon optisch die Region, unter dem Löss bestimmt er auch die Geologie innerhalb der Weingärten. Die sind hier zu rund 40 % mit Spätburgunder bestockt, dahinter folgen Müller-Thurgau und Grauburgunder, der hier auch noch oft unter seinem alten regionalen Namen Ruländer gefüllt wird. Geologie und Geografie sind hier wie eigens für den Weinbau erschaffen, die Weine, die am Kaiserstuhl wachsen, zeichnen sich oft durch üppige Fülle und eine zuweilen fast barocke Opulenz aus.
Tuniberg
Südlich an den Kaiserstuhl schließt der mit 1.000 Hektar deutlich kleinere Bereich Tuniberg an. Er unterscheidet sich von seinem nördlichen Nachbarn vor allem durch die Geologie. Nicht Vulkangestein, sondern Kalk ist es hier, der unter der oberflächlichen Deckschicht Löss liegt und so den Spätburgundern einen fruchtig-frischen Charakter verleiht.
Marktgräflerland
Den südlichen Abschluss entlang der wie an einer Perlenkette aufgefädelten Bereiche entlang des Rheins bildet dann das Marktgräflerland. 3.000 Hektar Anbaufläche erstrecken sich südlich von Freiburg bis an die Schweizer Grenze bei Basel. Die Böden sind hier schwer, Lehm, Löss und Kalkmergel dominieren. Klimatisch ist es, vor allem in der nördlicheren Hälfte aufgrund der Geografie eher kühl – für badische Verhältnisse, versteht sich. Die bekannteste Rebsorte der Region ist die, die bei den Schweizer Nachbarn „Chasselas“ heißt und auch von dort um 1780 herum importiert wurde: der Gutedel. Rund 30 % der Fläche sind mit der stets etwas unterschätzten Rebsorte bestockt, in der Statistik folgen Spätburgunder, Müller-Thurgau und Weißburgunder.
Bodensee
Genau wie im Norden der Bereich Tauberfranken ist auch der südöstliche Anbaubereich des Gebiets Baden eine kleine, außerhalb der praktisch nahtlos aneinander anschließenden Bereiche entlang des Rhein gelegene Exklave. Mit 600 Hektar Fläche ist es der zweitkleinste Bereich, Spätburgunder und Müller-Thurgau – der am Bodensee in den 1920er Jahren zum ersten Mal in Deutschland überhaupt angebaut wurde – überwiegen in den Weingärten. Das Klima ist eher kühl: schon das Seeufer liegt nur knapp unter 400 Metern, die Weingärten erstrecken sich bis auf eine Höhe von 560 Metern – Rekord in Deutschland. Der See als riesiger natürlicher Wärmespeicher und -ausgleich sorgt trotzdem für ausreichend weinbau-geeignetes Klima.
Baden: Burgundersorten und eine Spezialität
Schon seit dem 2. Jahrhundert wird in Baden Wein angebaut. Beginnend im Süden am Bodensee und im Breisgau – und von dort nach und nach in Richtung Norden wandernd. Trotz einiger Riesling-Inseln dominieren unter den Reben hier die Burgundersorten. In Baden entstehen einige der besten Spät-, Grau- und Weißburgunder Deutschlands und auch aus einer Rebsorte wie dem Chardonnay – der ja auch zu den Burgundersorten gezählt wird – werden in Baden Spitzenweine vinifiziert. Eine regionale Besonderheit ist der Badisch Rotgold – optisch ein Rosé, in Wahrheit aber ein Verschnitt von mindestens 51 % Grau- mit höchstens 49 % Spätburgunder-Mosten beziehungsweise Trauben – ähnlich dem Württembergischen Schillerwein.