Die Pfalz
Geht man von der bestockten Fläche aus, so ist die Pfalz das zweitgrößte aller deutschen Weinbaugebiete. Insgesamt stehen in der Pfalz über 100 Millionen Rebstöcke. Die Weingärten erstrecken sich entlang der Deutschen Weinstraße über 23.759 Hektar (Stand 2021). Das Gebiet ist in zwei Bereiche, 25 Großlagen und 323 Einzellagen unterteilt. Im Norden liegt der Bereich Mittelhaardt/Deutsche Weinstraße, der nordwestlich von Worms beginnt und sich nach Süden bis auf die Höhe von Speyer erstreckt. Etwas südlich von Neustadt an der Weinstraße, dem nicht nur geografischen Zentrum des Gesamtgebiets, beginnt der Bereich Südliche Weinstraße, der sich bis zur französischen Grenze hinzieht.
Gutes Klima und stolze Geschichte
Milde Winter und trockene, bis vor kurzem aber nie zu heiße Sommer kennzeichnen das Klima in der Pfalz. Es ist wie geschaffen für Weinreben und sicher einer der Gründe, weshalb sich hier die ältesten Belege für Weinbau schon in keltischen Gräbern aus dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung finden. Später waren es die Römer und danach die Klöster, die Weinbau betrieben. Schon im 8. Jahrhundert gab es in der Region über 100 Orte, in denen Wein erzeugt wurde. Heute sind es – nach zwischenzeitlich durchaus wechselvoller Geschichte – 144 Orte.
Anfang der 1980er Jahre begann nach Krisenjahren der Wiederaufstieg der Region. Viele Betriebe vollzogen einen Generationswechsel, und mit dem Wechsel kamen auch Innovationen in viele Betriebe. Die Projekte „Generation Pfalz“ beziehungsweise „Die junge Pfalz“ sorgten in der weininteressierten Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit. Heute produzieren über 1.100 Betriebe Pfälzer Wein.
Eine breite Palette an Böden
Der Rheingraben hat die Region geprägt. Die mit seiner Entstehung verbundenen Gesteinsverschiebungen haben für eine bemerkenswerte Breite an Bodenformationen gesorgt. Ton, Basalt, Mergel, Lehm, Muschelkalk und Schiefer bilden das Fundament für große und außergewöhnliche Weine. Im Bereich der Südlichen Weinstraße ist der Lehmanteil des Bodens zumeist höher und die Böden dementsprechend schwerer als in der Mittelhaardt. In den Spitzenlagen dominieren vulkanische Böden, Buntsandstein und Kalk.
Lage, Lage, Lage.
Insgesamt 28 Weingüter sind Mitglieder im Spitzenverband VDP. Einige Top-Betriebe verzichten hingegen auf die Mitgliedschaft im Verband, weil ihre Sortimentspolitik nicht mit den VDP-Bestimmungen harmoniert. Neben 25 Großlagen gibt es in der Pfalz 375 Einzellagen. Stolze 57 davon sind als Große Lage.VDP klassifiziert, weitere 86 als VDP.Erste Lage. Hier haben wir – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine kleine Auswahl unserer liebsten Spitzenlagen zusammengestellt.
Kleine Auswahl Pfälzer Spitzenlagen:
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Birkweiler Kastanienbusch
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Deidesheimer Langenmorgen
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Forster Kirchenstück
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Forster Pechstein
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Forster Ungeheuer
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Haardter Bürgergarten
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Kallstädter Saumagen
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Kirrweiler Mandelberg
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Königsbacher Idig
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Schweigener Kammerberg
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Ungsteiner Herrenberg
Die Pfalz - eine Weißweinregion mit bemerkenswerten Rotweinen …
Der Rebsortenspiegel der Pfalz ist vielfältig. Mit 67 zu 33 Prozent haben die weißen Sorten klar die Nase vorn. Sie haben – trotz der Erfolge, die Pfälzer Erzeuger wie Rings oder Becker mit ihren Rotweinen auch international errungen haben – in den letzten zehn Jahren sogar noch zugelegt. Der Grund dafür dürfte hauptsächlich im Rückgang des etwas aus der Mode geratenen Dornfelders liegen. Mit 11,3 Prozent ist er aber immer noch die am zweitmeisten angebaute Rebsorte in der Pfalz. Auf Platz vier folgt dann der Spätburgunder, auf sieben der Portugieser. Drei rote Rebsorten und den ersten neun – das spiegelt recht genau die prozentuale Verteilung der Flächen von zwei Dritteln Weiß- zu einem Drittel Rotwein wider. Neben dem Spätburgunder als Spitzen- und dem Dornfelder als Massensorte ist der St. Laurent eine regionale Spezialität. Es finden sich in den letzten 20 Jahren aber auch mehr und mehr internationale Rebsorten in der Region. So werden sowohl mit Pfälzer Bordeaux-Blends als auch mit Syrah durchaus beachtenswerte Ergebnisse erzielt.
Doch zu mehr als zwei Dritteln sind die Weingärten in der Pfalz mit Weißweinreben bestockt. Und unter denen ist der Riesling die Leitsorte. Seit 2008 nennt man sich stolz „das größte Riesling-Gebiet der Welt“. Im Jahr 2021 wies die Statistik fast 6.000 Hektar – also mehr als ein Viertel der gesamten Anbaufläche – für den „König der Weißweine“ aus. Und die Tendenz ist nach wie vor steigend. Vor allem in der südlichen Pfalz werden aber auch aus weißen Burgundersorten hervorragende Weine vinifiziert. Weiß- und Grauburgunder, aber auch Chardonnay finden sich unter den ersten zehn Rebsorten ebenso wie der Sauvignon Blanc. Eine Pfälzer Spezialität ist der Rieslaner, eine Neuzüchtung aus Silvaner und Riesling aus dem Jahr 1921. Vielversprechend ist aber auch der Chenin Blanc – der weltweite Klimawandel macht’s möglich.
Ein Gebiet für Tradition und Innovation
Der Beginn der Innovationen liegt zwar inzwischen rund 40 Jahre zurück, aber die Pfalz ist – wie eigentlich alle deutschen Weinbaugebiete – eine Region im Wandel. Zum einen erfordern die nicht zu übersehenden Auswirkungen des Klimawandels Anpassungen bei Rebsorten, Weinbergsarbeit und Vinifizierung, zum anderen sind es aber auch die veränderten Ansprüche der Konsumenten, die zum Umdenken beitragen. So sind beachtliche zwei Drittel aller VDP-Betriebe inzwischen bio-zertifiziert, viele von ihnen arbeiten sogar biodynamisch. Und auch für Produzenten der stark wachsenden Naturweinbewegung ist die Pfalz eine Heimat. Grundsätzlich aber gilt: Egal ob junger Naturwinzer oder alteingesessenes Traditionsweingut – die erste Reihe der Produzenten der Region liefert zuverlässig allerfeinste Qualitäten.