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ja
Standard Flasche (0,75l) Magnum (1,5l)
süß trocken
Rheingau

Wein aus dem Rheingau

Ein eher kleines Anbaugebiet – aber mit größerer Bedeutung insbesondere für Riesling. Nirgendwo auf der Welt wird prozentual mehr Riesling angebaut als am rechten Rheinufer zwischen Wiesbaden und Lorch.

 
Im Fokus:

Der Rheingau: Klein, aber oho

3.211 Hektar Anbaufläche umfasst der im Bundesland Hessen gelegene Rheingau. Im Ranking der Flächen reicht das zwar nur für Platz acht von insgesamt 13 deutschen Weinanbaugebieten, aber die Bedeutung des Anbaugebiets für den deutschen Wein im Allgemeinen und den Riesling im Besonderen ist weit höher; denn die westlich wie östlich von Wiesbaden am rechten Rheinufer gelegene Kulturlandschaft hat mit ihrer langen Geschichte den deutschen Weinbau auf vielfache Weise geprägt.

Beispielsweise hat die weinrechtlich fest verankerte Bezeichnung Kabinett als unterste Stufe für Prädikatsweine hier ihren Ursprung. Sie geht zurück auf die Weinschatzkammer des Zisterzienserklosters Eberbach, den Cabinet-Keller. Und auch die seit dem 17. Jahrhundert benutzte britische Vokabel Hock – als Synonym für Weißwein vom Rhein – hat im Rheingau ihre Wurzeln, und zwar als die englische Aussprache der Abkürzung des Ortsnamens Hochheim.

Berühmte Lagen und zwei Rebsorten

Neben Hochheim sind es 28 weitere Gemeinden, auf die sich die Fläche des Anbaugebietes Rheingau verteilt. Elf Großlagen gibt es – und stolze 123 Einzellagen, von denen über 50 vom Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) als Große Lage, dem VDP-Pendant zu Grand Cru, klassifiziert sind. Darunter finden sich Lagen von Weltrang wie der Kiedricher Gräfenberg, der Erbacher Marcobrunn, Schloss Johannisberg oder das Rüdesheimer Trio Berg Roseneck, Berg Rottland und Berg Schlossberg, um nur einige der wichtigsten Lagen zu nennen. Besondere Erwähnung gebührt dem Assmannshäuser Höllenberg als im Wesentlichen mit Spätburgunder bestückter Lage, einer Ausnahme in der sonst von Riesling dominierten Region. 86 Prozent weiße Rebsorten stehen hier in den Weingärten – und trotzdem folgt auf Platz zwei dann doch schon der Spätburgunder. Alle anderen Rebsorten spielen in der Bilanz der Flächen mit um die ein Prozent oder weniger keine relevante Rolle.

Rebsortenspiegel Rheingau:

(der Rest verteilt sich auf eine Vielzahl von Rebsorten mit jeweils nicht mehr als 0,3 % der Fläche)

Geographie und Geologie – wie eigens geschaffen für den Wein

Die besondere geografische Lage und die Böden sind es, die den Rheingau vor allem für die deutsche Prestige-Rebsorte Riesling prädestinieren. Am rechten Ufer des Rheins gelegen, folgen die Weinberge hier dem kurzen Verlauf in Ost-West-Ausrichtung, den der Strom ab Wiesbaden macht, bis er sich kurz hinter Bingen wieder Richtung Norden orientiert. Die Folge sind Hanglagen, die sich vor allem Richtung Süden ausrichten – sonnenreich und wie eigens geschaffen für den Weinbau. Das Klima mit milden Wintern und trockenen, warmen Sommern trägt ein Übriges bei. Der nord- bis nordöstlich gelegene Taunus schirmt die Region gut gegen allzu kalte Nord- oder Ostwinde ab. Die Böden im Rheingau sind vielfältig. Unten in Ufernähe dominieren Lehm, Löss und Ton, weiter oben in den ansteigenden Hängen ist es um Rüdesheim herum der Tonschiefer (auch bekannt als Hunsrückschiefer), um Assmannshausen, Kiedrich oder Rauenthal herum der Phyllitschiefer, der den dort wachsenden Weinen seinen prägnanten aromatischen Stempel aufdrückt. An anderen Orten finden sich aber auch Quarzit oder tertiäre Bodenstrukturen wie Ton oder Tonmergel.

Der Geburtsort der Spätlese

Die Lage am Rhein ist auch die Ursache für eine Spezialität, die den vinologischen Weltruf des Rheingaus begründet hat: denn die Tallage sorgt im Herbst zuverlässig für morgendliche Nebel – und damit für viel Feuchtigkeit an Reben und Trauben. Die begünstigt stark die Ausbildung des Edelschimmelpilzes Botrytis. Die Südlage mit ihrer kräftigen Sonneneinstrahlung wiederum sorgt für regelmäßiges Abtrocknen und bewahrt die Trauben so vor dem Verrotten. Beides zusammen bildet dann die Grundlage für die restsüßen Prädikatsweine, die das Anbaugebiet schon im 19. Jahrhundert zur Legende bei Weinfreunden in aller Welt hat werden lassen. Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen von hier waren einst ähnlich gefragt wie die großen Bordeaux-Crus, und in Paris waren diese Weine mindestens ebenso teuer

Angefangen hat diese Tradition der Überlieferung nach im Jahr 1775 mit einer Verspätung. Seit 1718 durfte nämlich um Schloss Johannisberg erst nach der offiziellen Erlaubnis des Fuldaer Fürstbischofs mit der Lese begonnen werden. Aber 1775 verspätete sich der Reiter, der diese Erlaubnis überbringen sollte, um zwei Wochen. Die längst ausgereiften Beeren waren zu diesem Zeitpunkt bereits schwer von Botrytis gezeichnet, wurden aber dennoch gelesen. Der aus ihnen gekelterte Wein war überraschenderweise vorzüglich. Die Spätlese – nach heutigen Maßstäben wohl eher eine Beerenauslese – war geboren.

Rheingau: Eine Region mit langer und stolzer Geschichte

Seit der Römerzeit wird im Rheingau Wein angebaut. Einige Lagen um Schloss Johannisberg wurden angeblich auf Geheiß von Kaiser Karl dem Großen angelegt. Riesling findet sich schon im 15. Jahrhundert in Urkunden der Region (Rüsselsheim), wenn auch seine Bedeutung nicht an die Vormachtstellung heranreichte, die er heute innehat.

Politisch wurde der Rheingau bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts stark geprägt vom Erzbistum Mainz und von der katholischen Kirche. Deren Klöster, allen voran Johannisberg und die schon erwähnte Zisterzienserabtei Eberbach, waren entscheidende Kräfte, die den Weinbau in der Region vorantrieben. Kloster Eberbach, dessen Dormitorium als Kulisse der Verfilmung des Umberto-Eco-Bestsellers „Der Name der Rose“ weltweite Bekanntheit auch außerhalb der Weinwelt erlangt hat, ist nach wie vor eine Location vieler für Weinfreunde interessanter Veranstaltungen, wie beispielsweise der jährlichen live gestreamten Auktion von Raritäten und Kleinstmengen ausgewählter Reserveweine des VDP Rheingau.

1867 übernahmen die Preußen die politische Verantwortung im Rheingau. Auch sie haben in der Region Spuren hinterlassen, etwa mit den vereinzelt auch heute noch zu findenden Bäumen der Weißen Maulbeere, Ausdruck des von Preußen lange verfolgten Plans, sich mit einheimischer Produktion von chinesischer Seide unabhängig zu machen, vor allem aber mit der 1872 gegründeten Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim. Sie ist heute eine Forschungs- und Ausbildungsstätte von Weltruf, gleichsam die Kaderschmiede, in der eine nicht unerhebliche Zahl der heute aktiven jüngeren deutschen Weinmacher aus allen Anbaugebieten ihre Ausbildung erhalten hat.