Supertoskaner

Supertoskaner

In den späten 1960er Jahren begann die junge Weinmacher-Generation der Toskana eine önologische Revolte. Sie orientierten sich weniger an der Tradition ihrer Heimat als an den international erfolgreichen Weinen der neuen Welt und den französischen Spitzengewächsen. Die amerikanischen Weinkritiker nannten diese neuen Weine schlicht: Supertuscans.
 

Tenuta Tignanello

Unter den Weinlagen der Tenuta Tignanello befinden sich gleich zwei toskanische Juwelen: Tignanello und Solaia. Der sagenhafte und von Legenden umrankte Tignanello gilt als die große Ikone der Toskana schlechthin. Sein erstes Erscheinen mit dem Jahrgang 1971 markierte einen Meilenstein in der italienischen Weinkultur und verhalf seinem Schöpfer, dem Marchese Antinori, zu einem weiteren ruhmreichen Eintrag in das Buch der Geschichte.

Tenuta San Guido: Sassicaia

Die Tenuta San Guido in Bolgheri ist ein echter Benchmark der Weinwelt. Ihr Sassicaia, 1968 erstmals veröffentlicht, war ein orchestraler Paukenwirbel, der weit über Europa hinweg bis nach Amerika, Chile und Australien gehört wurde. Sassicaia ist heute absoluter Kult.

Tenuta dell’Ornellaia

In dem Örtchen Bolgheri kreierte Ludovico Antinori, 1981 mit dem Aufbau der Tenuta dell’Ornellaia als Gegenstück zum Sassicaia, einen bahnbrechenden Wein, der Grenzen verschob und einen neuen Meilenstein in der Toskana setzte.

Masseto

Der Masseto ist neben Petrus der berühmteste Merlot der Welt, ein ikonischer Wein Italiens. Er stammt aus dem Bolgheri, der Heimat der berühmten Supertuscans. Masseto ist einzigartig: Er verbindet die Opulenz eines Merlot mit den reifen Tanninen eines mediterranen Weins und dem präzisen, hochglänzenden Stil der toskanischen Önologen.

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Supertoskaner: Weltklasse aus Italien

In den späten 1960er Jahren begann die junge Weinmacher-Generation in der Toskana eine önologische Revolte. Sie orientierten sich weniger an der Tradition ihrer Heimat, die damals vielfach ordentliche, aber wenig ambitionierte Trinkweine hervorbrachte, als an den international erfolgreichen Weinen der neuen Welt und an den französischen Spitzengewächsen. Diese Weine waren nicht traditionell gemacht: Sie wurden aus Trauben wie Merlot oder Cabernet Sauvignon vinifiziert und in Barriques ausgebaut. Da diese Weine nicht ins DOC-System Italiens passten, wurden sie als Tafelweine deklariert – obwohl sie viel aufwendiger produziert und kostbarere Waren als die meisten traditionellen Weine. Später fielen die Weine in die Kategorie IGT, mittlerweile sind die Regeln der DOCs an der Küste und im Süden der Toskana an diese Bedingungen angepasst. Die amerikanischen Weinkritiker sind in ihrer Beschreibung der Produkte oft nicht in die Untiefen des italienischen Weingesetzes getaucht und nannten diese neuen Weine schlicht: Supertuscans – Supertoskaner.

Der erste Supertoskaner

Der erste erfolgreiche Supertoskaner war der Tignanello, den Marchese Piero Antinori zusammen mit dem Önologen Giacomo Tachis schuf. Nahe des Dorfes Montefiridolfi liegt die Tenuta Tignanello auf dem gleichnamigen Weinberg. Ende der 1960er Jahre waren viele Italiener unzufrieden mit der langsamen Verwaltung und Weingesetzgebung. Die Winzer suchten Anschluss an den Markt internationaler Spitzenweine und mussten qualitätsverbessernde Maßnahmen treffen, die aber nicht durch das Weingesetzt sanktioniert waren. Daher entschlossen sich Piero Antinori und sein Cousin Marchese Mario Incisa della Rocchetta, die neuen Weine zu machen und anzubieten – zur Not als Tafelwein. Marchese Piero Antinori und sein Önologe bauten einen Rebsortenreinen Sangiovese aus, sie verzichteten auf die für DOC-Weine vorgeschriebenen weißen Sorten in der Cuvée. Diesen Wein lagerten sie in Barriques – auch das Anfang der 1970er in Italien ein Novum. Daher musste er als Vino di Tavola verkauft werden. Später kamen Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc zur Cuvée – eine weitere Innovation.

Auf der Tenuta San Guido in Bolgheri wurde ein Wein nach bordelaiser Vorbild aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc gekeltert – Sassicaia. Heute zählt er zu den Kultweinen Italiens, damals war er für den privaten Genuss gedacht. Bolgheri liegt an der warmen toskanischen Küste und war genauso wenig für die Produktion von Qualitätswein zugelassen wie die französischen Rebsorten.

Die Weine wurden von Kritikern und Journalisten wie Burton Anderson, David Gleave oder Luigi Veronelli als »Supertuscans« beschrieben – eine Bezeichnung, die mittlerweile zu einer inoffiziellen Kategorie geworden ist.

Supertoskaner: Klassisches Terroir und Terra Incognita

Supertoskaner werden in der ganzen Toskana produziert: Tignanello und Solaia stammen aus dem Chianti Classico Gebiet, Ornellaia, Masseto und Sassicaia aus Bolgheri in der Maremma.

Chianti

Das Chianti Classico ist gekennzeichnet durch die hohen Lagen in den Hängen des Apennin und den kalkhaltigen Boden, der mit Schiefer, Sandstein und Ton gemischt ist. Hier entstehen zumeist aus Sangiovese elegante Weine mit kühler Frucht und feiner Säure.

Maremma

Seit 1994 hat Bolgheri den Status einer DOC, zuvor wurden die Weine von dort als IGT gelabelt. Die Gegend ist warm, das Meer reflektiert die Sonne und sorgt gleichzeitig für Feuchtigkeit und kühlenden Wind. Viele der Weinberge liegen auf schwereren Schwemmlandböden. Die Rotweine von hier haben viel Körper und kräftige Tannine, die Gegend ist gut geeignet für die Produktion von kraftvollen Weinen aus Cabernet-Sorten oder Merlot.

Die bekanntesten Supertuscans

Tenuta San Guido (Sassicaia)

Die Kulturgeschichte der Menschheit hat ihre »Benchmarks«, Werke von Künstlern, die nachfolgende Generationen beeinflussten und unsterblich geworden sind. Beethovens 9. Sinfonie, »Sergeant Pepper« von den Beatles oder Picassos »Guernica«. So etwas gibt es auch für die Kulturgeschichte des Weines: Eine dieser strahlenden Benchmarks ist hier die Tenuta San Guido in Bolgheri. Ihr Supertoskaner Sassicaia, 1968 erstmals veröffentlicht, war ein orchestraler Paukenwirbel, der weit über Europa hinweg bis nach Amerika, Chile und Australien gehört wurde. Sassicaia ist heute absoluter Kult. Wenn im Napa Valley oder im argentinischen Mendoza Weinmacher Spitzen-Cabernets erzeugen, haben sie als Modell oft den Sassicaia im Kopf. Was vor 70 Jahren als Experiment und »Haustrunk« begann, ist heute einer der berühmtesten Weine der Welt.

Tenuta Tignanello

Die Tenuta Tignanello liegt mitten im Chianti Classico im Hügelland zwischen Greve und Montefiridolfi. Das Gut wurde auf den Fundamenten eines Herrenhauses aus dem Jahr 1346 errichtet. Es gehörte jahrhundertelang der Medici-Familie, die dem Gut den Namen Fonte dei Medici gab und ist heute Teil des Besitzes der Familie Antinori. Zum Gut gehören knapp 320 Hektar Land, davon sind 130 Hektar mit Reben bestockt. Unter den Weinlagen sind zwei toskanische Juwelen: Tignanello und Solaia, die benachbart auf demselben Hügel liegen. Der Boden dort ist kalk- und schieferhaltiger Mergel marinen Ursprungs. Durch die Höhe des Vorlands des Apennins profitieren die Trauben während der Wachstumsphase von warmen Tagen und kühlen Nächten, die die Frische und Knackigkeit erhalten. Dort werden die heimische Rebsorte Sangiovese, aber auch die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc angebaut. Seit den 1970er Jahre war die Tenuta Tignanello mit der Einführung neuer Techniken im Weinberg und in der Kellerei und neuer Varietäten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc eine Art von »Labor« für die winzerischen Versuche der Marchesi Antinori.

Der erste Jahrgang Tignanello war der 1971er. Marchese Piero Antinori und sein Önologe Giacomo Tachis hatten mit diesem Wein eine Revolution begonnen: Ein rebsortenreiner Sangiovese(!), der in französischen Barriques ausgebaut war! Beides entsprach nicht der traditionellen DOC-Statuten, deshalb wurde der Wein als Vino da Tavola verkauft. Er gilt als der erste Supertoskaner. Mittlerweile entspricht die Zusammensetzung seiner Rebsorten noch immer nicht der klassischen Chianti-Cuvée, doch enthält er neben Sangiovese auch internationale Sorten. Heute hat das Gut beeindruckendes Kellergewölbe, das speziell für den Ausbau des Tignanello in Barriques realisiert wurde. Hier reift der Wein in Barriques aus französischer und ungarischer Eiche in erster und zweiter Belegung.

Der Solaia ist eine Steigerung: Aus den besten Parzellen des Weinbergs werden aus den Sorten Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc ein eleganter und intensiv konzentrierter Wein hergestellt, der zur Speerspitze der italienischen Weinwirtschaft gehört. Superluxuriös, doch dafür auch Weltklasse.

Ornellaia

Es gehört zum Besitz der Familie Frescobaldi, die seit 700 Jahren Weinbau in der Toskana betreiben. Laut ihrer Philosophie soll ein Wein der authentische Ausdruck seines Terroirs sein. Das Küstenklima Bolgheris und die vielfältigen Böden marinen, alluvialen und vulkanischen Ursprungs schaffen ein einzigartiges Klima, in dem rote Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot ebenso wie die weiße Rebsorte Sauvignon Blanc optimal reifen. In den Weinen schmeckt man die Wärme, das Meer und die Vielschichtigkeit der Böden: Eine toskanische Interpretation der französischen Sorten auf höchstem Niveau.

Erfahrung, Verantwortung und Leidenschaft spielen eine wichtige Rolle für die Vinifikation hochwertiger Weine und damit für die Reputation des Weinguts. Auf der Suche nach dem optimalen Lesezeitpunkt setzen die Winzer auf geduldige Beobachtung der Reben und die regelmäßige Verkostung der Trauben, um den Moment zu erkennen, in dem sie ihr volles aromatisches Potenzial entfalten und die reiche und seidige Textur der Tannine entwickeln, während sie Frische und Frucht beibehalten.

Jeder Weinberg wird individuell geerntet, wobei jede Traube doppelt geprüft wird, um ihre Qualität sicherzustellen und sie von allen Pflanzenresten zu befreien. Die Erträge der Weinberge werden getrennt voneinander vinifiziert, um ihren spezifischen Charakter zum Ausdruck zu bringen. Im Keller wird so wenig wie möglich eingegriffen, die Eleganz und Intensität eines Ornellaias ergibt sich aus der Traubenqualität, deren Grundlage das gute Terroir und das Können der Winzer sind.

Masseto (Frescobaldi)

Seit 700 Jahren produziert die Familie Frescobaldi hochklassige toskanische Weine, welche die Vielfalt des toskanischen Terroirs zeigen und die ein Maßstab für italienischen Spitzenwein sind. Als stolze Besitzer einiger der besten Weingüter der Region, haben die Familienmitglieder, die Identität und die Selbstständigkeit jedes einzelnen Besitzes gewahrt und behutsam entwickelt. Ihr Masseto ist einer der ikonischen Weine der Toskana. Ebenso wie sein Bordelaiser Pendant Petrus besteht er rein aus Merlot.

»Masseto ist ein einzigartiger, magischer Ort, umgeben von ausgedehnten Wäldern und an heißen Sommertagen von der Meeresbrise geküsst. Es ist ein gesegnetes Land, mit blauem Lehm in den Böden, der dem Masseto einen unverwechselbaren Charakter verleiht.« (Marchese Ferdinando Frescobaldi, Präsident) Nahe beim kleinen Ort Bolgheri an der toskanischen Küste liegt ein magischer Weinberg mit Blick auf das Tyrrhenische Meer. Bis in die 1980er Jahre war er ungenutzt, er war zu warm zum Anbau von Sangiovese, ergibt aber einen hervorragenden Merlot, der gegen alle Widrigkeiten, Ratschläge und lokalen Traditionen gepflanzt wurde.

Der Name des Weins kommt von den »massi«, den harten Brocken blauen Lehms, die den Weinberg kennzeichnen. Dieser gehaltvolle Boden gibt dem Wein seine seltene Kombination aus üppiger Opulenz und polierter Eleganz, seine robuste Kraft und seine runden Tannine.

»Der Weinberg ist naturbelassen, rau, unberührt. Es ist ein schwieriger Ort. Man erwartet nicht, dass hier diese Art Wein entsteht. Es ist nicht einmal der richtige Teil der Welt für Merlot. Es ist zu extrem. Es steht jeden Jahrgang auf Messers Schneide, ob wir einen guten Wein machen, und es kann in beide Richtungen gehen. Für uns besteht immerzu die Gefahr zu scheitern.« (Axel Heinz, Gutsdirektor)

Die Weine werden von Axel Heins und seinem Team traditionell und handwerklich vinifiziert. »Postmodern« nannte Clark Smith diese Wein-Philosophie, da sie auf viele Errungenschaften der önologischen Moderne weitgehend verzichtet und wie anno dazumal möglichst viel der Natur überlässt.

»Bei Masseto bearbeiten wir die Weine so wenig wie möglich. Unser Ziel ist es, die Essenz der Natur einzufangen und auf höchstes Niveau zu bringen. Hier geht es um einen erstaunlichen, anspruchsvollen Weinberg und einen Wein, der in großer Einfachheit hergestellt wird. Wir haben Gärtanks. Wir haben Barriques. Wir haben die Schwerkraft. Und wir haben Leute, die den Wein wichtig nehmen. Das ist alles. Das ist unsere Philosophie.« (Axel Heinz, Gutsdirektor)