Filter
Dr. Salomon Wein Stift Göttweig
James Suckling Robert Parker Tesdorpf Decanter Falstaff
Kremstal

Wein aus dem Kremstal

Direkt neben der Wachau liegt im Osten das Kremstal. Während der direkt anschließende Teil um die Stadt Krems herum auch geologisch eng verwandt ist, finden sich östlich der Stadt auch schwere Lössböden und entsprechend üppigere Weine.
 

Eine Qualitätspyramide erbaut aus nur zwei Sorten

Genau wie beim Nachbarn Wachau dominiert auch im Kremstal der Weißwein die Rebsorten-Statistik. Rund 85 Prozent der 2252 Hektar sind mit weißen Sorten bestockt, wobei der Grüne Veltliner mit annähernd 60 % der Gesamtfläche die mit weitem Abstand meistangebaute Einzelsorte ist. Auf Platz zwei folgt dann allerdings eine rote Sorte, nämlich der Zweigelt mit 11,5 %, Platz drei geht mit 10,7 für den Riesling dann wieder an eine weiße Rebsorte (alle Zahlen Stand 2022). Mehr als vier Fünftel der Gesamtanbaufläche wird also insgesamt von diesen drei Rebsorten gestellt.
Auf den Plätzen vier bis zehn folgen dann Müller-Thurgau, Chardonnay, Muskateller, Pinot Noir und Pinot Blanc, Sauvignon Blanc und Frühroter Veltliner. Wobei für die dreistufige Qualitätspyramide der Kremstal DAC mit ihrer Rangfolge „Gebiet“, „Ort“, „Riede“ (d.h. Lage) ausschließlich der Grüne Veltliner und der Riesling zugelassen sind. Alle anderen Rebsorten müssen unter der unspezifischeren Regionsangabe „Niederösterreich“ auf den Markt gebracht werden.
Die Basis der Kremstal DAC wird dann von den Gebietsweinen gebildet. Sie müssen mindestens 11,5 Volumenprozent Alkohol aufweisen und bieten zumeist schon in jugendlichen Jahren fruchtig-frische Zugänglichkeit. Es folgen die Weine mit zusätzlicher Ortsangabe, sie verfügen über eine weiteren Reifehorizont und spiegeln ihr örtliches Terroir. Mindestalkoholgehalt sind hier 12 Prozent.

Insgesamt 9 Orte dürfen diese spezifische Herkunft auf dem Etikett angeben:

Die Kremstal DAC Ortsweine:
• Krems
• Stein
• Rohrendorf
• Gedersdorf
• Stratzing
• Senftenberg
• Furth
• Höbenbach
• Krustetten

An der Spitze der Pyramide finden sich dann schließlich die nach dem österreichischen Wort für Lage benannten Riedenweine. Dafür braucht es mindestens 12,5 % Alkoholgehalt, den ein Wein dieser obersten Kategorie vorweisen muss. Für alle drei Stufen gelten die Reinsortigkeit, Frische, Klarheit, Präzision und Typizität als anzustrebende Ideale der Vinifikation.
Gleichsam das Tüpfelchen auf dem I wird dann oberhalb der Riedenweine vom Zusatz „Reserve“ gesetzt. Noch einmal ist der Mindestalkoholgehalt einen halben Prozentpunkt höher (13 %), dazu dürfen diese Weine frühestens ab 1. Juli des Nachernte-Jahres auf den Markt gebracht werden. Lagen und die Widerspiegelung des Terroirs sind auch hier Ideale des Ausbaus, der Stil darf aber insgesamt aromatisch kräftiger und intensiver ausfallen. Große Fülle und ein langes Lagerpotential werden angestrebt, ein zarter Botrytiston und/oder Noten vom Ausbau im Holz dürfen das intensiv-komplexe Aromenbild abrunden.

Eine Region mit spannendem Reizklima

Beim Klima im Kremstal finden sich ebenfalls deutliche Parallelen zum Nachbarn Wachau. Auch hier werden die Weine geprägt von feucht-atlantischen Einflüssen einerseits und den pannonisch-kontinentalen Aspekten mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern andererseits. Das sorgt einerseits für genügend Wasser und damit gesundes Traubenwachstum ohne Trockenstress und andererseits für die mit der sommerlichen Wärme verbundene ausgeprägte Reife und aromatische Fülle. Die spezielle Topologie des Gebiets bietet zudem ausreichenden Schutz vor allzu frostigen Winterstürmen aus dem Norden.
Eine wichtige Rolle spielt auch die das Gebiet in Nord- und Südbereich teilende Donau. Ihre Wassermassen bieten ein temperaturausgleichendes Element: Im Sommer kühlend, bei Kälteeinbrüchen aber auch Wärme abgebend. Die durch den Fluss bewirkte stetige Luftzirkulation bietet zudem einen guten Schutz vor den Folgen gefährlicher Spätfröste.

Festgestein und Löss im Norden

Nach Westen hin, in Richtung Wachau ist die Geologie des Kremstals geprägt von kristallinen festen Urgesteinen. Gneise und Amphibolit bilden die Grundlage im Nordwesten. Unter den kargen Bedingungen dort fühlt sich insbesondere der Riesling wohl.
In Richtung Nordosten wird das Gestein der Böden lockerer und deren Lössauflagen immer dicker. Die mit der schon erwähnten speziellen Topologie verbundene Lage im Windschatten der Mittelgebirgszüge hat hier mit der Zeit eine nicht selten bemerkenswert mächtige Lössschicht von bis zu 25 Metern Stärke angesammelt.
Rechts der Donau, im Süden herrscht dann geologische Vielfalt. Quarz- und kalkreiche Donauschotter, teils bedeckt von Löss oder Schwarzerde, Mergel oder kalkig verdichtete Urmeer-Konglomerate bilden eine Vielzahl von Bodenvarianten. In den Talsenken in unmittelbarer Donaunähe sind es dann schließlich Schwemmsedimente, die die Auflage auf den Schotterböden des Flusses bilden.

Tradition und Innovation

Das Anbaugebiet Kremstal DAC gehört genau wie die direkten Nachbarn Wachau DAC und Kamptal DAC zum österreichischen Bundesland Niederösterreich. Genau wie diese kann auch die Region um die Stadt Krems herum stolz auf eine lange Geschichte verweisen. Schon für das Jahr 973 belegt eine Urkunde den Weinbau im Kremstal, andere führen dessen Anfänge sogar das 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung oder noch weiter davor zurück.
Bei aller Historie nahm aber auch eine wichtige Innovation im Weinbau im Kremstal ihren Anfang. Die heute weltweit verbreitete, durch Drahtrahmen unterstützte und unter dem Namen „Hochkultur“ bekannte Reberziehung wurde hier in den späten 1920er beziehungsweise frühen 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Nach ihrem Begründer, Laurenz „Lenz“ Moser III., wird sie auch Moser-Kultur genannt. Heute werden Varianten oder Weiterentwicklungen dieser Erziehung rund um den Globus verwendet. In Österreich werden rund 90 % der Rebflächen so kultiviert.