Grüner Veltliner - Ein Kind des Traminers
Der Grüne Veltliner ist Teil einer großen Familie, zu der der Traminer gehört, aber auch die unterschiedlichen Silvaner-Spielarten, ferner der Neuburger, der Rotgipfler, der Frührote Veltliner sowie der Rote Veltliner. Der Traminer, im Französischen Savagnin genannt, ist neben dem Pinot und dem Weißen Heunisch eine der wichtigsten Leitrebsorten Europas, von dem dutzende bekannte Rebsorten abstammen. Durch Zufall hat man im Jahr 2000 auch den anderen Elternteil des Grünen Veltliners entdeckt, und zwar in einem alten Weingarten in Sankt Georgen. Der wohl letzte, mehrere hundert Jahre alte Stamm der vorher unbekannten Sorte hat mit Sankt Georgen den Namen des Herkunftsortes erhalten.
Verbreitung des Grünen Veltliners in Österreich
- Niederösterreich > 13.281 Hektar
- Burgenland > 1.113 Hektar
- Wien > 175 Hektar
- Bergland > 13 Hektar
- Steiermark > 3,4 Hektar
Popularität durch Lenz Moser III.
Der Grüne Veltliner wurde nach heutigem Stand unter diesem Namen erstmals im 18. Jahrhundert erwähnt. Vorher und auch noch bis in die 1930er Jahre hat man ihn meist als Weißgipfler oder als Grünen Muskateller bezeichnet, auch wenn er keinen Muskatton besitzt. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts spielte er im österreichischen Weinbau eine eher untergeordnete Rolle. Nur in einem kleinen Bereich des Weinviertels wurde er in umfangreichem Maße angebaut. Erst Lenz Moser III., der wohl prägendste österreichische Winzer des 20. Jahrhunderts, sorgte dafür, dass der Grüne Veltliner ab den 1950er Jahren im ganzen Land populär wurde. Lenz Moser ist der Erfinder der sogenannten Hochkultur, bei der die Reben an Drahtrahmen erzogen werden, was vor Frost schützt. Das System hat sich in Österreich durchgesetzt und sich auch darüber hinaus bewährt.
Flexible Rebsorte
Seinen großen Erfolg verdankt der Grüne Veltliner sicher der Tatsache, dass er bei der Standortwahl sehr flexibel ist und zudem sehr viele unterschiedliche Stile hervorbringen kann. Die Sorte gedeiht auf Untergründen wie Urgestein, Lehm und Löss, die in Österreich häufig vorkommen. Außerdem hat sie sich hervorragend an das dortige Klima angepasst. Die größten Hektarflächen gibt es heute im Weinviertel, im Traisental, im Kremstal, im Kamptal und in der Wachau, wobei im Weinviertel und im Traisental tendenziell die meisten einfachen Grünen Veltliner entstehen, die schon wenige Monate nach der Abfüllung getrunken werden können und frischen Genuss bieten mit ihren hellen zitrischen Aromen, etwas Apfel, Aprikose und dem sprichwörtlichen Pfefferl. Dabei handelt es sich um einen würzigen Duft und Geschmack eines natürlich vorkommenden Aromastoffs aus der Keton-Gruppe, den man auch im Syrah, im Pfeffer oder auch im Majoran findet.
Vom Schankwein zum Cru
Auch wenn die meisten Grünen Veltliner einfache Schankweine sind, so hat die Sorte doch viel mehr zu bieten. In den richtigen Händen und am richtigen Standort können aus ihr langlebige und hochkomplexe Weine entstehen. Bekannt dafür sind die an der Donau und ihren Nebentälern gelegenen Gebiete Wachau, Wagram, Kremstal und Kamptal. Vor allem die auf den Urgesteinsterrassen der Wachau entstehenden Weine sind weltweit berühmt für ihre Intensität, Komplexität und Alterungsfähigkeit. Aus diesen Gründen und der schon erwähnten Flexibilität erfreut sich der Grüne Veltliner auch in anderen Ländern einer immer größeren Beliebtheit. In Neuseeland und Australien ist er populär und wird dort meist einfach Gruner genannt. Der Grüne Veltliner wird im Wesentlichen trocken und durchgegoren ausgebaut. Nur vereinzelt gibt es auch restsüße Prädikatsweine und ähnlich selten Schaumweine aus dieser Sorte.