Ribera del Duero

Wenn es eine spanische Region gibt, die den Tempranillo-Boom der 1990er Jahre verkörpert, dann ist es Ribera del Duero. Dort, auf der kargen Hochebene östlich von Valladolid, werden fast ausschließlich Rotweine aus der Tinta del País bzw. Tinto Fino erzeugt. So wird der Tempranillo dort genannt. Weinbau existierte in Ribera del Duero zwar bereits seit der Antike, der moderne Weinbau begann allerdings erst mit der Ankunft der Benediktiner aus dem burgundischen Cluny im Mittelalter. Er wurde jedoch nie so bekannt wie die Weinerzeugung in der Rioja oder in Toro.

Ein Landstrich mit einer berühmten Bodega

Tatsächlich ist bis in die 1980er Jahre nur ein einziger Wein wirklich berühmt geworden. Es ist der Vega Sicilia Único. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der baskische Großgrundbesitzer Toribio de Lecanda y Campo einen Landbesitz von 2.000 ha erworben. Dessen Sohn Don Eloy Lecanda y Chaves beschloss, 230 Hektar mit Reben aus Bordeaux zu bepflanzen. Allerdings ging Don Lecanda bereits 1894 pleite und musste den Landsitz verkaufen. Der Käufer hieß Cosme Palacio und kam aus der Rioja. Der erste Vega Sicilia Único von Palacio stammt aus dem Jahrgang 1915. Es war eine Cuvée aus Bordelaiser Sorten und Tempranillo. Die Bordelaiser Sorten machen bis heute einen Anteil von 10 % aus, aber der Tempranillo ist für den Wein immer wichtiger geworden. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Único zum berühmtesten Wein Spaniens avanciert, sowohl im Inland als auch im Ausland. Heute werden drei verschiedene Rotweine auf dem Weingut hergestellt: der ewig lagerfähige Único, der etwas früher reifende Valbuena 5° und die Reserva Especial als Cuvée dreier verschiedener Jahrgänge. Für den vierten Wein der Region, den Alión wurde ein eigenes Weingut errichtet.

Die goldenen Jahre

Angesichts des Erfolgs von Vega Sicilia ist es eigentlich erstaunlich, dass die Region so lange keine weiteren Vorzeigeweingüter hervorgebracht hat. Erst Alejandro Fernández, der sein Geld mit Landmaschinen verdient hatte, änderte dies ein wenig, als er 1972 die gleichnamige Bodega gründete und mit seinem Tinto Pesquera Erfolg hatte. Nach und nach kamen weitere Weingüter hinzu, wie das von Peter Sisseck mit dem Pingus. Als Ribera del Duero 1982 zum Qualitätsweingebiet erklärt wurde, waren es immer noch nur 24 Weingüter. Doch der D.O.-Status lockte neue Investoren und Goldgräber an, und tatsächlich avancierte das Gebiet zwischen den Orten Peñafiel und Tudela de Duero zur so genannten Goldenen Meile der Ribera del Duero. Heute findet man hier so ziemlich alles, was Rang und Namen hat. Verantwortlich für den Boom waren visionäre spanische Winzer und Unternehmer im Zusammenspiel mit Kritikern wie Robert Parker, dem der Stil der Weine wie auf den Leib geschneidert war. Die Tempranillos schienen mit ihrem modernen Stil die Weine aus La Rioja zu überholen, doch La Rioja nahm die Konkurrenz an und beide Regionen versuchten, sich gegenseitig zu übertreffen. Die Weine wurden teuer und viele von ihnen wurden zu so genannten Blue Chips, Geldanlagen und Auktionsweinen. Doch die Konkurrenz aus der schnell auf über 200 Weingüter angewachsenen Region und die spanische Wirtschaftskrise trugen dazu bei, dass Ribera del Duero heute in allen Preislagen ab der Premiumklasse zu haben ist.

Was ist das Besondere an Ribera del Duero?

Es sind vor allem die klimatischen Bedingungen in Ribera del Duero mit extrem heißen Tagen und kalten Nächten in den trockenen Sommern. Die Bedingungen sind denen im benachbarten Toro nicht unähnlich, nur nicht ganz so extrem. Im überwiegend kontinentalen Klima sind noch leichte atlantische Einflüsse spürbar. Die Weinberge liegen im Wesentlichen auf einer Hochebene zwischen 600 und 1.000 Metern, die vom Fluss Duero durchzogen wird. Der Fluss hat im Laufe seiner Geschichte Gestein auf Terrassen abgelagert, auf denen heute die Reben wurzeln. Auf einer Länge von 115 Kilometern und einer Breite von bis zu 35 Kilometern gibt es heute insgesamt 21.000 Hektar Weinberge, die von rund 8.000 Winzern bewirtschaftet werden. Bis 2019 wurden nur Rotweine und geringe Mengen Rosé unter dem Namen der D.O. geführt. Inzwischen werden auch Weißweine produziert. Bei den Rotweinen und Roséweinen ist die Hauptsorte Tinta del País bzw. Tinto Fino (Tempranillo). Hinzu kommen geringe Mengen Cabernet Sauvignon, Garnacha Tinta, Merlot, Malbec, Monastrell und Alicante Henri Bouschet. Bei den Weißweinen ist die wichtigste Rebsorte Albillo Mayor. Hinzu kommen Pirulés, Pirulé und Chasselas. Die Rotweine gibt es ähnlich wie in der Rioja in den Qualitätsstufen Joven und Joven Roble, Crianza, Reserva und Gran Reserva.