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halbtrocken trocken
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Wein aus Rheinhessen

Wein aus dem Rheinhessen

Rheinhessen ist Rekordhalter bei Quantität und Qualität. Es ist sowohl das größte deutsche Weinbaugebiet als auch die Heimat einiger der international renommiertesten und bestbezahlten trockenen Weine aus Deutschand.
 
Im Fokus:

Beeindruckende Zahlen 

27.159 Hektar bestockte Rebfläche weist die Statistik für Deutschlands größtes Weinbaugebiet im Jahr 2021 aus. 73 % davon entfallen auf weiße Rebsorten, 27 % auf rote. Aber nicht nur die in den drei Bereichen Bingen, Nierstein und Wonnegau produzierten Mengen sind beeindruckend, sondern auch die Qualitäten; denn die sind inzwischen so gut, dass auch internationale Weinfreunde für Spitzenqualitäten vierstellige Beträge zahlen – pro Flasche, nicht pro Kiste. Nirgendwo in Deutschland werden für trockene Weine höhere Preise erzielt. 

Wein aus Rheinhessen - Steiler Aufstieg nach langer und wechselvoller Geschichte 

Bereits die Römer begannen in Rheinhessen mit dem Weinbau. Die ersten Zeugnisse gibt es schon aus dem Jahr 20 v. Chr. Auch der älteste urkundlich belegte deutsche Weinberg liegt in Rheinhessen, genauer gesagt in Nierstein, wo die Lage Glöck erstmals 742 erwähnt wird. Und auch die Rebsorte, die den Ruhm der Region begründet hat, also der Riesling, wird hier schon Mitte des 16. Jahrhunderts erwähnt. Schließlich ist der verwirrende Namensbestandteil „Hessen“ – das Weinbaugebiet liegt ausschließlich in Rheinland-Pfalz – historisch bedingt: Zwischen 1816 und 1919 gehörte die Region nämlich zum Großherzogtum Hessen. 

Eine erste Hochphase mit internationaler Beachtung hatte Rheinhessen gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals waren Weine der Region auf internationalen Auktionen ähnlich gefragt wie Spitzenerzeugnisse aus dem Bordelais und erzielten vergleichbar hohe Preise. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, insbesondere auch nach dem Beginn der Flurbereinigung in den 1950er Jahren, setzte die Region mehr auf Masse statt auf Klasse. Große Mengen einfacher Qualitäten fluteten den Markt – mit entsprechend negativen Folgen für das Renommee. Bis heute ist die „Liebfrauenmilch“ ein Wein von zweifelhaftem Ruf, obwohl sie früher, als sie noch von der eng begrenzten Lage rund um die Wormser Liebfrauenkirche stammte, einen hervorragenden Ruf hatte. Gleiches gilt für die „Liebfrauenmilch“, die im angelsächsischen Sprachraum unter dem Namen „Blue Nun“ vermarktet wird. Der in den 1980er Jahren einsetzende Generationswechsel zu jungen, innovativen Weinmachern brachte dann in Rheinhessen die Trendwende – und die oben skizzierte positive Entwicklung. 

Es war eine Rückkehr zur Spitzenqualität, für die der „Verband Deutscher Prädiktatsweingüter“ steht – besser bekannt unter dem Kürzel VDP. Er ist die Nachfolgeorganisation des 1910 gegründeten „Verbands Deutscher Naturweinversteigerer“. Auch ist es sicherlich kein Zufall, dass in Rheinhessen das Sekthaus Raumland seinen Sitz hat, das wie kein anderes für den Aufstieg der Sekt- und Schaumweinkultur in Deutschland steht.  

Bewegung auch bei den Rebsorten 

Der schon erwähnte Fokus der Nachkriegswinzer auf die Produktion von günstigen Massenweinen schlägt sich auch bis heute im Rebsortenspiegel Rheinhessens nieder. Angeführt wird er vom Riesling, gefolgt von den nicht gerade für Premium-Qualitäten bekannten Sorten Müller-Thurgau (bis zum Jahr 2012 noch ganz oben auf der Liste) und Dornfelder. Es folgen Grauburgunder, Silvaner, Weiß- und Spätburgunder. Mit dem Chardonnay schafft es dann auch eine internationale Rebsorte unter die zehn meistangebauten. Unangefochten an der Spitze befindet sich die deutsche Paraderebsorte, der Riesling. Und der Riesling ist nach wie vor auch die Grundlage der höchstbegehrten Icon-Weine des Gebiets. 

Neben den 73 % weißen werden 27 % rote Trauben angebaut. Der Dornfelder ist hier mit fast 12 % immer noch die Nummer 1 mit langsam, aber stetig fallender Tendenz. Auf Platz 7 und 8 der Statistik für das Jahr 2021 befinden sich Spätburgunder und Portugieser, von denen der Spätburgunder qualitativ höchst beachtenswerte Ergebnisse liefert. Internationale rote Sorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon finden sich in der Statistik wie auch die pilzresistenten Neuzüchtungen Cabernet Mitos oder Cabernet Dorsa.  

Die Böden: Lehm, Löss – und eine berühmte Ausnahme 

Die größtenteils von sanften Hügeln geprägte Landschaft Rheinhessens verfügt fast durchgängig über eine bis zu 15 Metern mächtige Lössschicht. Es gibt aber auch Sand-, Ton-, Mergel- und Lehmböden in vielfältigen Varianten. Diese Böden sind überwiegend schwer und haben daher auch eine gute Fähigkeit zum Speichern von Wasser. In Kombination mit dem eher regenarmen Gebiet ist das eine weinbauliche Win-win-Situation. Es finden sich aber auch felsige und schiefrige Böden, die weniger gut Wasser speichern, ferner Kalk-, Quarzit- und Porphyr-Böden. Bei einer so großen Fläche, wie sie das Anbaugebiet Rheinhessen umfasst, ist das nicht weiter verwunderlich. 

Sowohl landschaftlich als auch geologisch ist die Rheinfront eine Besonderheit. Gemeint sind die durch den Einbruch des Rheingrabens entstandenen Hänge direkt am linken Rheinufer, insbesondere zwischen Nackenheim und Nierstein. Hier wird der Boden vom sogenannten Rotliegenden, einer durch den hohen Gehalt von Eisenoxid rötlich gefärbten Bodenformation, gebildet. Das Herzstück ist der berühmte, nur fünf Kilometer lange und 200 Meter breite Niersteiner Rote Hang mit seinen legendären Einzellagen Rothenberg, Pettenthal und Ölberg. Aber auch hinter der Rheinfront, etwas weiter westlich im Hinterland, hat Rheinhessen Lagen von Weltruf vorzuweisen, beispielsweise in Westhofen den in einigen Unterbereichen stark vom Kalk bestimmten Morstein oder das Kirchspiel. 

Das gesamte Gebiet ist in drei Bereiche und insgesamt 23 Großlagen – die bekanntesten unter Ihnen dürfte sicher Krötenbrunnen und Gutes Domtal sein – unterteilt. Unter der stolzen Anzahl von insgesamt 434 Einzellagen aufgeteilt. Eine subjektive Auswahl der besten und/oder bekanntesten haben wir hier zusammengestellt: 

Bereich Bingen: 

  • Kirchberg (Bingen)
  • Rosengarten (Bingen)
  • Scharlachberg (Bingen, Büdesheim)
  • Heerkretz (Siefersheim)
  • Höllberg (Siefersheim) 

Bereich Nierstein: 

  • Hipping (Nierstein)
  • Ölberg (Nierstein)
  • Orbel (Nierstein)
  • Pettenthal (Nierstein)
  • Rothenberg (Nackenheim)
  • Sackträger (Oppenheim)

Bereich Wonnegau: 

  • Aulerde (Westhofen)
  • Bürgel (Dalsheim, Flörsheim-Dalsheim)
  • Hubacker (Dalsheim)
  • Kirchspiel (Westhofen)
  • Liebfrauenstift-Kirchenstück (Worms)
  • Morstein (Westhofen) 

Die schon mehrfach erwähnte Liebfrauenmilch ist übrigens kein Lagenwein, sondern vielleicht der älteste Markenwein überhaupt, erstmals erwähnt im Jahr 1744. Sie geht zwar historisch zurück auf die heutige Einzellage Wormser Einzellage Liebfrauenstift, machte aber dann die beschriebene steile Karriere als Massenwein, der in den 1980er Jahren sage und schreibe bis zu 90% der gesamten deutschen Weinexportmenge ausmachte.