Gironde: Die Heimat des Cabernet Sauvignon
Bei Rebsorten ist es so, dass meist die Anzahl der Synonyme auf das Alter der Rebsorte schließen lässt; denn früher gab man den Sorten je nach Region unterschiedliche Namen. Beim Cabernet Sauvignon gibt es davon nur wenige, und fast alle finden sich im Raum Bordeaux. Dort wurde er auch unter seinem heutigen Namen erstmals erwähnt, und zwar 1777 vom damaligen Bürgermeister Antoine Feuilhade von Libourne. Dass die Sorte seit dieser Zeit einen so steilen Aufstieg genommen hat, ist nicht zuletzt eine Folge der Reblaus, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts weite Teile der Rebflächen Europas zerstört hat. Viele mussten neu bepflanzt werden, und damals hat man sich vor allem für widerstandsfähige und gut ausreifende Sorten entschieden. In Bordeaux waren das Merlot und Cabernet Franc, und zwar auf Kosten von Malbec und Carmenère. Dass die Sorte seinerzeit nach ihren richtigen beiden Elternteilen benannt wurde, ist wahrscheinlich ein Zufall; denn man hat die neuen Sorten damals noch nicht züchten können. Sie sind natürlich entstanden. Doch in diesem Fall ist es so, dass der Cabernet Sauvignon aus dem roten Cabernet (Franc) und dem weißen Sauvignon (Blanc) entstanden ist. Genau weiß man das seit 1996, als man dies mithilfe von DNA-Analysen zweifelsfrei an der University of California in Davis festgestellt hat. Es war die erste Herkunftsbestimmung einer Weinrebe mithilfe einer DNA-Auswertung überhaupt. Die heute zweitwichtigste Sorte in Bordeaux, der Merlot, ist übrigens auch ein Kind des Cabernet Franc, sodass gleich vier wesentliche Bordelaiser Sorten zu einer Familie gehören.Die TOP 5 Anbauländer (Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012)
- Frankreich 46.455 Hektar
- USA 40.837 Hektar
- Chile 42.409 Hektar
- China 40.300 Hektar
- Australien 23.987 Hektar
Die Besonderheiten des Cabernet Sauvignon
Dass der Cabernet Sauvignon weltweit so erfolgreich werden konnte, wurde ihm jedoch nicht in die Wiege gelegt; denn eigentlich besitzt er zu viel Tannin und braucht zu lange, um angenehm trinkbar zu sein, weshalb man ihn in seiner Jugend durchaus als abweisend wahrnehmen kann. Der Grund dafür liegt darin, dass der Cabernet Sauvignon tiefdunkle kleine und dickschalige Beeren erzeugt, in denen sich sehr viele Kerne befinden. Diese und die dicken Schalen sorgen für viel Gerbstoff, die Schalen zudem für viel Farbe. Doch für das verführerische Aroma von Schwarzen Johannisbeeren, Kirschen und Blaubeeren, Grafit und Zeder, Pfeffer und einigen grünen Noten wie Paprika nimmt man das gerne in Kauf. Veränderte Methoden in den Weinbergen und auch im Keller haben dem Cabernet Sauvignon zudem viel von seiner Ruppigkeit genommen, sodass er heute von Beginn an durchweg mehr Frucht und Fülle bietet.