Die Initiation des jungen Wilhelm Weil mittels Spätlese
Das 1875 gegründete Weingut Robert Weil wird heute in der vierten Generation von Wilhelm Weil geführt. Seine Leidenschaft für Riesling erwachte nach eigenen Angaben im Sommer 1972, als er eine Woche lang jeden Tag heimlich einen Schluck einer Gräfenberg Spätlese aus einer halben Flasche trank, die nach einer Weinprobe im Kühlschrank übrig geblieben war. Aus heutiger Sicht denkt man natürlich: „Da haben die Eltern aber schlecht aufgepasst ...“. Aber wo wäre das Weingut Robert Weil heute, ohne den Enthusiasmus und das Geschick des so an den Wein herangeführten Wilhelm Weil, und wer wäre dann heute VDP-Präsident im Rheingau?
Das Weingut Robert Weil: verkauft, zurückgekauft
1988, kurz vor seinem Tod, verkaufte Wilhelm Weils Vater das Weingut an den japanischen Getränkehersteller Suntory. Dieser setzte Wilhelm Weil direkt als Gutsdirektor ein und 1991 kaufte ebendieser einen Teil des Weinguts zurück. Seitdem agieren die beiden Eigentümer sehr vorausschauend. Suntory entnimmt keine Gewinne, stattdessen wurde massiv in das Weingut investiert. Nur so war die erstaunlich dynamische Entwicklung von Robert Weil möglich. Heute ist es mit 90 Hektar Rebfläche eines der größten Riesling-Weingüter der Welt – und eines der renommiertesten.
Die Weinregion Rheingau: Heimat des Weinguts Robert Weil
Das Rheingau beginnt dort, wo der Rhein nicht mehr geradlinig nach Norden fließt, sondern sich bei Wiesbaden nach Westen wendet. Knapp 30 Kilometer weiter biegt er bei Rüdesheim wieder nach Norden ab. Das ist das Rheingau, die Wiege des Rieslings, etwa 3200 Hektar Rebfläche in einer alten Kulturlandschaft mit einer außergewöhnlich hohen Dichte an Burgen, Schlössern und Klöstern. Der Riesling findet hier steinige Südhänge, oft Steillagen – ideal für diese Rebsorte.
Die Lagen des Weinguts Robert Weil in Kiedrich
Kiedrich liegt zwischen Hallgarten und Rauenthal. Die Gemeinde verfügt über 170 Hektar Rebfläche, von denen rund 85 Prozent mit Riesling bestockt sind und fruchtige, körperreiche Weine mit kräftiger Statur hervorbringen. Robert Weil bewirtschaftet hier drei Lagen.
VDP Erste Lage Klosterberg, Kiedrich
Der 14 Hektar große Klosterberg ist ausschließlich mit Riesling bestockt. Im Boden des Klosterbergs finden sich neben Buntschiefer auch Phyllit-Schiefer und Serizit-Gneis. Der Weinberg ist nach Südwesten ausgerichtet und weist nur eine geringe Hangneigung auf. Rieslingweine von hier können sehr gehaltvoll sein.
VDP Erste Lage Turmberg, Kiedrich
Der Turmberg mit seinen 3,5 Hektar Rebfläche ist im Alleinbesitz des Weinguts Robert Weil. Sein Name leitet sich vom noch erhaltenen Bergfried einer längst vergangenen Burg ab, der direkt über dem Weinberg thront. Der Boden besteht aus Phyllit und etwas Löss-Lehm, der Riesling dieser Lage zeichnet sich durch eine feine mineralische Note aus.
VDP Große Lage Gräfenberg, Kiedrich
Die Rieslingweine der Lage Gräfenberg waren Ende des 19. Jahrhunderts beim Adel und in den Grand Hotels sehr beliebt. Vor allem edelsüße Weine wurden getrunken. Und noch heute bringt die Lage alle Qualitätsstufen vom Kabinettwein über Spätlesen, Auslesen und Beerenauslesen bis zur Trockenbeerenauslese hervor, seit 1989 ununterbrochen jedes Jahr. Das ist weltweit einzigartig. Die Weine sind elegant, mineralisch und vollmundig.
Die edelsüßen Weine von Robert Weil sind Weltstars. Und die trockenen Riesling Weine nahe dran.
Das Weingut Robert Weil praktiziert biologischen Weinbau, der sich an strengen Kriterien orientiert: Handlese und schonende Verarbeitung sind selbstverständlich. Und im Keller bekommen die Weine die Zeit, die sie benötigen. Der Ausbau erfolgt entweder in Edelstahl (fast immer bei den edelsüßen Weinen) oder in Holzfässern. Die Weinflaschen von Robert Weil sind alle mit einem hellblauen Etikett versehen, das einen ikonischen Charakter besitzt.
„Wilhelm Weil führt das Kiedricher Weingut nun bereits in der vierten Generation, und er macht alles andere als den Eindruck, sich auf seinen mittlerweile weltweit verbreiteten Lorbeeren ausruhen zu wollen. Als Leuchtturm des Rheingaus hat er erheblich dazu beigetragen, dass die Region aus ihrer Lethargie erwacht und heute drauf und dran ist, wieder zu den besten und spannendsten Anbauregionen in Deutschland zu gehören“. Gault & Millau 2019
Riesling Monte Vacano
1875 konnte Robert Weil nur mithilfe seiner Frau die wertvollste Parzelle der Lage Gräfenberg erwerben. Emilie Weil setzte dafür die Mitgift ihrer Familie, der Vacano aus der Lombardei, ein. Von dieser nur 0,5 Hektar großen Parzelle stammt der Riesling Monte Vacano. Dieser exklusive Wein wird in 30 Jahre alten 1.200-Liter-Stückfässern aus Taunus-Eiche ausgebaut. Ein hochkomplexer Riesling, der in seiner eigenen Liga spielt.
Riesling VDP Große Lage Gräfenberg Trockenbeerenauslese
Vom Gräfenberg stammt eine äußerst feine Trockenbeerenauslese. Sie verströmt einen komplexen Duft mit nussigen Aromen, Noten von süßen Früchten und Trockenblumen, Karamell und würzigen Kräutern. Am Gaumen ist er sehr dicht und ausdrucksstark, mit einem nicht enden wollenden Abgang.
Riesling VDP Erste Lage Klosterberg
Ein geschmeidiger Riesling, der im Doppelstückfass spontan vergoren wurde und bis zum nächsten Sommer auf der Hefe lagert. Er entfaltet einen sehr fruchtigen Duft nach Birnen und Aprikosen, alles Mineralische ist hier zurückhaltend. Am Gaumen voll, fast ein wenig Schmelz.
Riesling VDP Erste Lage Turmberg
Dieser Riesling wächst auf Phyllit, einem grauen Schiefer, einer steinigen und kargen Lage. Das merkt man sofort in der Nase, dieser Wein schmeichelt nicht, sondern zeigt eine stählerne Klarheit, eine intensive mineralische Ausrichtung.
Rheingau Riesling
Dieser Gutswein ist ein schöner Einstieg in die Weine von Robert Weil. Ein Riesling (was sonst?), der nur zu 10 % im Holzfass ausgebaut wurde, der Rest im Edelstahltank. In der Nase klar, mit Noten von Apfel und Pfirsich, am Gaumen gute Mineralität. Ein Rheingauer Riesling, wie er sein sollte.