Sonderformate

Vorteile von großen Weinflaschen

Da ist zum einen ein praktischer Nutzen, denn für eine größere Feier muss man von seinem Lieblingswein nicht viele Flaschen beiseitestellen, einige wenige größere tun es auch. Und eine 3 Liter Flasche Provence Rosé, Riesling oder Bordeaux sind auch noch sehr schön anzusehen – ein echter Augenschmaus.

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit über die großen Formate, denn viel wichtiger ist der Umstand, dass Weine in den großen Formaten langsamer reifen und altern, je größer, desto langsamer. Das heißt, dass ein jung zu trinkender Wein wie etwa die meisten Rosé-Weine länger aufbewahrt werden können und so für Feiern eine bessere Planungssicherheit versprechen.

Aber auch die zum Teil wesentlich langsamer verlaufende Reifezeit ist für den Liebhaber sehr anspruchsvoller Weine ein enormer Vorteil. Denn die langsamere Reife verheißt nochmals ein Plus an Komplexität und Finesse. Und das ist genau der Grund, warum Kenner und Sammler sehr hochwertiger Bordeaux oder Burgunder ihre Lieblingserzeuger viel lieber in Magnums oder Doppelmagnums sammeln, denn das kann den Genusswert eines klassifizierten Bordeaux oder eines Bourgogne Grand Cru nochmals steigern.

Wieso reift Wein in großen Flaschen langsamer?

Woran aber liegt denn nun dieses Phänomen? Das Geheimnis ruht in der Luftblase im Flaschenhals und in der Relation der Menge Wein zu dieser Luftblase in der Flasche. Die Luftmenge ist nämlich in fast allen Flaschengrößen sehr ähnlich, und von dieser Luft »ernährt« sich der Wein, was wiederum zur Reife und später eben auch zur Alterung führt. Je mehr Wein sich also in der Flasche befindet, desto weniger Luft entfällt auf diese Menge, und genau dieser Prozess führt zur Verlangsamung, neudeutsch auch »Entschleunigung«. Aus diesem Grund sammeln eben Bordeauxliebhaber, Burgunder- oder Barolo-Fans ihre Lieblingserzeuger in großen Formaten.

Nachteil von großen Flaschenformaten

Im Umgang mit den »Big Bottles« muss man etwas vorsichtiger sein als mit Normalgrößen, denn mehr Wein in der Flasche kann auch mehr Depot bedeuten. Man muss also vor allen Dingen gegen Ende, wenn man sich dem Flaschenboden nähert, etwas vorsichtiger ausschenken. Und man sollte, damit wirklich eventuelles Depot sich am Flaschenboden absetzt, die Flasche der Wahl einen Tag vorher aufrecht hinstellen.

Die wichtigsten Weinflaschen-Formate

Kleine Formate

Flaschen à 0,2 Liter: Diese werden fast nur für Schaumwein und Weine für den alsbaldigen Genuss gefüllt.
Flaschen à 0,375 Liter: Diese werden für einfache wie für anspruchsvolle Weine für kleine Haushalte gefüllt, sehr gerne auch für edle Süßweine, die man eher in kleinen Mengen genießt.

Standard-Weinflasche

Flaschen à 0,75 Liter: Dies ist die Standardgröße, an der sich alle anderen Flaschenformate orientieren.

Magnum

Flaschen à 1,5 Liter: Diese Flaschengröße entsprechen zwei Normalflaschen und werden Magnum genannt.

Doppelmagnum oder Jeroboam

Flasche à 3 Liter: Diese Flaschengröße entsprechen 4 Normalflaschen und werden Doppelmagnum oder auch Jeroboam genannt.

Methusalem

Flasche à 6 Liter: Diese Flaschengröße entspricht 8 Normalflaschen und wird auch Methusalem genannt.

Salmanazar

Flasche à 9 Liter: Diese Flaschengröße entspricht 12 Normalflaschen und wird auch Salmanazar genannt.

Balthasar

Flasche à 12 Liter: Diese Flaschengröße entspricht 16 Normalflaschen und wird auch Balthasar genannt.

Nebukadnezar

Flasche à 15 Liter: Diese Flaschengröße entspricht 20 Normalflaschen und wird auch Nebukadnezar genannt.

Das hört sich so einfach an, ist in Wirklichkeit aber doch etwas komplizierter. Denn die »Jeroboam« hört in Bordeaux auf den Namen »Doppelmagnum«. Dafür enthält dort das »Jeroboam« genannte Format 5 Liter. Wem das an Komplikationen noch nicht reicht, die in der Champagne und in Burgund Methusalem genannte Flasche à 6 Liter heißt in Bordeaux »Imperiale«. Damit soll es aber dann gut gewesen sein. Auf jeden Fall sollte es niemanden davon abhalten, sich doch einmal mit diesen großen Flaschenformaten zu beschäftigen – es lohnt sich.

Woher kommt das Normalmaß für Weinflaschen?

Bleibt zu guter Letzt die Frage, warum enthält die gängige Normalflasche eigentlich 0,75 Liter? Darüber gibt es verschiedene Theorien und Legenden. Eine, die möglicherweise zutreffen könnte, erzählt Ferran Centelles. Als im 18. Jahrhundert der Handel von Wein in Flaschen so richtig Fahrt aufnahm, waren die Engländer die wichtigsten Distributoren in Sachen Wein. Diese handelten den Wein in Gallonen, die wiederum einer Menge von 4,5 Liter entsprachen, also 6 Flaschen à 0,75 Liter. So könnte es gewesen sein.