H.O. Spanier: Die Gelegenheit am Schopfe packen
Am Anfang stand das elterliche Weingut, drei Hektar Weinberge im rheinhessischen Wonnegau im Nebenerwerb. Für Hans-Oliver Spanier war klar, dass er entweder Winzer oder Radprofi werden wollte (aus der Sache mit dem Profiradsport wurde dann nichts, ein Unfall durchkreuzte seine Absichten). Aber er wusste auch, dass sich etwas ändern musste – und dass sich etwas ändern würde. Die 70er-Jahre waren geprägt von der Massenproduktion von Weinen ohne regionale Identität, aber mit dem massiven Einsatz von Chemie und schwerem Gerät im Weinberg. Als Hans-Oliver Spanier 1991 den elterlichen Betrieb übernahm, begann er mit dem Umbau des Weinguts. Von Anfang an setzte er auf das Terroir, auf erstklassige Lagen. Selbst Spitzenlagen waren damals kaum etwas wert und lagen teilweise brach. Hans-Oliver Spanier ergriff die Chance und erwarb die Lagen, von denen er glaubte, dass sie Spitzen-Riesling hervorbringen würden. Sein schnelles und entschlossenes Handeln brachte ihm den Spitznamen H.O. ein – kurz, schnell, prägnant.
Ebenso zielstrebig stellte er 1993 sein Weingut auf biologische Bewirtschaftung um, seit 2003 wird dort ausschließlich biologisch-dynamischer Weinbau betrieben. Der nächste Meilenstein folgte 1995: Das Weingut Spanier fusionierte mit dem benachbarten Weingut Battenfeld zum Weingut Battenfeld-Spanier. Die Wachstumsphase war erst 2006 abgeschlossen. Er heiratete Carolin Gillot vom Weingut Kühling-Gillot, das rund 40 Kilometer rheinabwärts liegt.
Weingut Battenfeld Spanier: Beharrlichkeit und Fortune
H.O. Spanier nannte es eine Wette auf die Zukunft: voll auf Spitzenlagen zu setzen, sich im Weinberg die Hände schmutzig zu machen und sie im Keller in den Schoß zu legen, Geduld mit den Weinen zu haben und auf Eingriffe zu verzichten. Seine Wette ging auf – als die ersten Weinkritiker seine Weine entdeckten, kam ein Stein ins Rollen, der Geld in die Kasse spülte und es ermöglichte, das Weingut weiter zu modernisieren, etwa durch den Kauf einer neuen Presse und den Bau eines neuen Weinkellers. 2008 erfolgte schließlich die verdiente Aufnahme in den Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP).
Das Weinanbaugebiet Rheinhessen und der Wonnegau
Rheinhessen ist das größte deutsche Weinanbaugebiet. Es liegt unterhalb des Rheinknies bei Mainz auf der linken Rheinseite und gliedert sich in die Bereiche Bingen, Nierstein und Wonnegau. Die Region ist durch Odenwald und Taunus gut vor kalten Winden geschützt, die Niederschläge sind unterdurchschnittlich, die Sonnenstunden liegen über dem Mittel. Der Schwerpunkt des Weinbaus liegt auf Riesling, dessen Anbaufläche zunimmt, während die des Müller-Thurgau, der zweithäufigsten Rebsorte, abnimmt. Neben dem Riesling sind auch weiße Burgundersorten stark im Kommen. Spätburgunder wird auf weniger als sechs Prozent der Fläche angebaut.
Die Lagen des Weinguts Battenfeld-Spanier im Wonnegau
Neben zahlreichen VDP Ersten Lagen verfügt das Weingut über vier VDP Große Lagen: Kirchenstück in Hohen-Sülzen, Frauenberg in Nieder-Flörsheim, Zellerweg am Schwarzen Herrgott in Mölsheim und Kreuzberg in Zellertal. Wir stellen zwei VDP Große Lagen vor:
VDP Große Lage Frauenberg Nieder-Flörsheim
Das sanft nach Südosten geneigte Terrain ist ausschließlich mit Riesling bepflanzt. Das Mikroklima wird durch die starke Sonneneinstrahlung einerseits und kühlende Winde (ja, die gibt es manchmal auch im Wonnegau ...) andererseits bestimmt. Dadurch verlängert sich die Reifezeit der Trauben. Gut für den Riesling!
VDP Große Lage Kirchenstück Hohen-Sülzen
In dieser Lage zwischen zwei Kirchen befindet sich die Parzelle mit den ältesten Rebstöcken von Battenfeld-Spanier, gepflanzt vor rund 60 Jahren. Auf diesem flach ansteigenden Terroir wächst ein relativ fruchtbetonter Riesling.
Die Weine von Battenfeld Spanier: Aus der Tiefe kommt die Kraft
Eigentlich lautet das Zitat mit der Frucht und dem Stein von H.O. Spanier genau genommen so: „Was mich interessiert, ist das jenseits der vergänglichen Frucht angesiedelte Aromenspektrum der Steine und des Bodens." Die Böden des Weinguts sind hierfür perfekt geeignet. Rund um das Weingut in Hohen-Sülzen im Süden des Wonnegau dominieren Kalkböden, welche die Reben dazu zwingen, ihre Wurzeln tief in den Untergrund zu strecken – auch um in diesem regenarmen Mikroklima überhaupt an Wasser zu gelangen. Von dort, aus den Tiefen des Kalkgesteins, beziehen die Weine von Battenfeld-Spanier ihre Kraft, ihre Mineralität und Salzigkeit.
Kirchenstück Riesling GG
Die Reben dieser Lage bringen nur geringe Erträge. Umso konzentrierter präsentiert sich dieser Riesling, der in der Nase unglaublich fruchtig ist, am Gaumen aber durch seine Geradlinigkeit und sein festes mineralisches Gerüst überrascht.
Frauenberg Riesling GG
Die Weine vom Frauenberg werden von Hand gelesen und nach der spontanen Vergärung in Stück- und Doppelstückfässern ausgebaut. Ein Wein wie Stein, duftet nach nassen Kieseln, am Gaumen wie gemeißelt, rauchige Aromen und Mandelnoten.
Kirchenstück Spätburgunder GG
Dieser Spätburgunder stammt von alten Reben mit extrem niedrigem Ertrag. Der Wein reift zwei Jahre im Barrique und präsentiert sich frisch und offen. Seine dunkle Seite wird dominiert von Kräutern und Noten von Waldboden.
„Die Kollektion hinterließ einen äußerst homogenen, extrem hochwertigen Gesamteindruck“. Gault Millau 2018