Wein aus Saint Estephe
Saint-Estèphe ist die nördlichste der sechs Gemeinden des Médoc, die ihren Ortsnamen auf dem Etikett tragen dürfen. Fünf der Weingüter des Ortes tragen seit 1855 den Zusatz Cru Classé de Saint-Estèphe.
Bordeaux – Saint Estephe
Das Örtchen Saint Estephe liegt auf der Médoc-Halbinsel rund 55 Kilometer von Bordeaux entfernt. Es ist die nördlichste der sechs Médoc-Gemeinden, die eine eigene Orts-Appellation besitzen. Im Ort wohnen noch rund 1.600 Einwohner, rund ein Fünftel weniger als in den 1960er Jahren. Die Gemeinde-Fläche von 23,54 km2 ist zur Hälfte mit Reben bestockt. Der Weinbau ist hier bereits seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesen.
Das Terroir von Saint-Estèphe unterscheidet sich deutlich von dem der anderen fünf Gemeinden. Die 1.229 ha Rebfläche sind in einem Gebiet mit gut entwässertem, steinigem, teils eisenhaltigem Boden angepflanzt. Typisch für das Médoc ist zudem der kiesige Oberboden, der über natürliche Entwässerungseigenschaften verfügt. Eines der Hauptmerkmale des Terroirs von Saint-Estèphe ist jedoch das Vorhandensein von tiefen Tonschichten, die die Reben in sehr trockenen Jahren vor Wasserstress schützen. Eine weitere Besonderheit des Terroirs ist der vorhandene Meereskalk, der als Saint-Estèphe-Kalk bekannt ist, aber nur in bestimmten Teilen der Appellation vorkommt. Von den fünf im Laufe der Zeit angeschwemmten Gironde-Terrassen, die man im Médoc zählt, kommen drei in Saint-Estèphe vor. Rund zwei Drittel davon bilden die Terrasse 3, die auch in Graves unterhalb von Bordeaux vorherrschend ist. Hier finden sich grober Kies und Kiesel aus Quarz sowie aus Quarzit, die mit Sand und Ton und in einigen Bereichen mit gelbem Lehm beschichtet sind. Diese Terrasse ist bis zu 26 Meter hoch. Niedriger ist die Terrasse 4 mit zwölf bis 16 Metern und mit in gelblich braunen Ton eingelagertem Kies. Noch näher am Ufer und noch niedriger liegt die Terrasse 5 mit einem Sand-Kies-Lehm-Gemisch. Wenige Meter unter dieser Auflage können die Wurzeln den Saint-Estèphe-Kalk erreichen. Im südwestlichen Teil findet man vor allem Mergel, Kalkstein- und Kies-Gemische sowie Kalkstein mit Seestern-Fossilien, den sogenannten „Calcaire à astéries“.
Die Böden sind insgesamt etwas fruchtbarer als die der südlicher gelegenen Gemeinden. Die Weine, die auf diesem Terroir entstehen, gelten als etwas kraftvoller, strenger, kräftiger und säurebetonter als die der Nachbarn. Sie sind zugleich besonders langlebig.
Der Cabernet Sauvignon macht hier 50 % auf der Anbaufläche aus, es folgen Merlot mit 40 %, Cabernet Franc mit 7 % und Petit Verdot mit 3 %. Stand 2020 gibt es hier 58 unabhängige Châteaux und 17 Genossenschaftswinzer der Cave Coopérative de Saint-Estèphe.
Klassifizierte Weingüter seit 1855
2ième Cru Classé de Saint-Estèphe
- Ch. Cos d’Estournel
- Ch. Montrose
3ième Cru Classé de Saint-Estèphe
- Ch. Calon-Ségur
4ième Cru Classé de Saint-Estèphe
- Ch. Lafon-Rochet
5ième Cru Classé de Saint-Estèphe
- Ch. Cos Labory
Die durchschnittliche Größe der Weingüter liegt bei 16,2 Hektar. Der Anteil zertifiziert biologisch arbeitender Betriebe liegt hier, Stand 2020, bei 108 Hektar.