Marchesi Antinori - Weinbau seit 26 Generationen
Mit einer Weinbaugeschichte, die bis ins Jahr 1385 zurückreicht, gehören die Antinori zu den ältesten Weinbaufamilien weltweit. Auch wenn der Stammbaum der Marchesi noch weiter zurückzuverfolgen ist und es erste Hinweise auf Weinbau aus dem Jahr 1180 auf dem Castello di Combiate gibt, ist 1385 das Jahr, in dem Giovanni di Piero Antinori, Sohn dieser Florentiner Handelsfamilie, in die Zunft der Winzer und Weinhändler aufgenommen wurde. Das Florenz von damals befand sich nach Kriegswirren und verschiedenen Pestwellen in einer Zeit des Umbruchs, vor allem aber des Aufbruchs. Es war der Beginn einer Glanzzeit, die eng mit der Familie der Medici verbunden war und der Stadt über Jahrhunderte hinweg Reichtum und Stabilität bringen sollte. Giovanni di Pieros Einstieg in die Gilde kam genau zum richtigen Zeitpunkt. So konnten sich die Marchesi neben dem Seidenhandel und dem Bankwesen ein drittes Standbein aufbauen. Es sollte das auf die Dauer erfolgreichste werden.
Von Giovanni zu Piero Antinori
Der Weg von Giovanni zu dem heutigen Familienoberhaupt Piero Antinori ist typisch für eine in Generationen denkende und nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit handelnde Familie. Stück für Stück hat sie das Imperium ausgedehnt, in den letzten Jahrzehnten mit einer großen Geschwindigkeit. 1506 erwarb Niccolò Antinori den noch heute als Familiensitz fungierenden und von Giuliano da Maiano und Baccio d'Agnolo gebauten Renaissancepalast an der Straßenecke Piazza degli Antinori und Via degli Antinori in Florenz. 1753 wurden die ersten Antinori-Weine, die in Italien bereits so bekannt waren, dass sie in Liedern besungen wurden, nach Großbritannien exportiert und nach und nach in weitere europäische Länder. Damals wurden die Antinori in den Rang der Marchesi erhoben. Auch erwarben sie im 18. und 19. Jahrhundert einige bedeutende Ländereien. Dazu gehören Paterno, Santa Maria, Poggio Niccolini und im Jahre 1850 auch Tignanello.
Der Grundstein des heutigen Antinori-Imperiums
1863 legten die Brüder Piero und Ludovico zusammen mit ihrem Schwager Guglielmo Guerrini den Grundstein für das Imperium mit der Fattoria dei Marchesi Antinori, in der die vier toskanischen Güter der Familie zusammengefasst wurden. Damals schon entstand ein Etikett mit einer Zeichnung der Villa Antinori, das bis heute in abgewandelter und immer wieder modernisierter Form existiert. Es prägt nicht zuletzt die 1928 auf den Markt gebrachte Villa Antinori Gran Vino del Chianti Riserva, den ersten lagerfähigen und komplexen Chianti, dessen Stil in der Toskana damals noch gänzlich unüblich war, der den Chianti aber nachhaltig verändert hat. Der Wein wurde schnell ein großer Erfolg. Als der Schöpfer dieses Weines, Niccolò Antinori, im Jahr 1931 die Gräfin Carlotta della Gherardesca heiratete, brachte diese weitere Ländereien in die Ehe ein, aus denen später das Bolgheri-Weingut Guado al Tasso entstehen sollte. Im Jahr 1940 traf der Marchese zudem die Entscheidung, Weißweine im nahe gelegenen Umbrien zu erzeugen und dort das Castello della Sella samt 480 Hektar Land zu erwerben. Eine weitere wegweisende Entscheidung Niccolòs war, den damals blutjungen Weinmacher Giacomo Tachis zu engagieren, der zusammen mit seinem Sohn Piero die Weinwelt der Toskana in einer Weise prägen und verändern sollte wie niemand zuvor.
Die toskanischen Weingüter der Familie Antinori
- Tenuta Tignanello
- Badia a Passignano
- Pèppoli
- Antinori nel Chianti Classico, San Casciano
- Pian delle Vigne
- Tenuta Guado al Tasso
- Castello della Sala
- Villa Antinori
- Fattoria Aldobrandesca
- Le Mortelle
- La Braccesca
- Tenuta Monteloro
Piero Antinori und die Super Tuscans
Der heutige Piero – die Namen Piero, Niccolò oder auch Ludovico ziehen sich durch die Jahrhunderte – übernahm 1968 die Leitung des Unternehmens, und zwar zwei Jahre, nachdem ein Jahrhundert-Hochwasser des Flusses Arno die Weinkeller der Antinori unter Wasser gesetzt hatte. Leider wurden damals auch giftige Chemikalien in die Keller gespült, was man zu spät bemerkte, sodass ein beträchtlicher Weinbestand vernichtet werden musste – nachdem verunreinigter Wein auf den Markt gelangt war. Der Image-Schaden war groß, und für Niccolò war es der richtige Zeitpunkt, seinen ältesten Sohn ans Ruder zu lassen, um das Weingut zu erneuern. Dieser nutzte die schwere Krise, um strikte Qualitätskontrollen einzuführen und das Qualitätsmanagement wie auch die gesamte Weinproduktion mithilfe des heute legendären Bordelaiser Önologie-Professors Émile Peynaud komplett neu aufzustellen. Zusammen mit Giacomo Tachis und Nicolò Incisa sprach er damals viele Stunden lang mit seinem Onkel Nicolò Incisa della Rochetta über dessen frühe Anpflanzungen von Cabernet, Merlot und Syrah in Bolgheri und versuchte ihn zu überzeugen, den Wein, der nur zu Hause getrunken wurde, auch offiziell zu vermarkten. Als der Onkel schließlich einstimmte, wurde der erste moderne Rotwein Italiens geboren. Der heute als Bolgheri Sassicaia weltberühmte Wein sollte der erste toskanische Rotwein sein, der aus Bordelaiser Rebsorten in französischen Barriques ausgebaut wurde. Für den nach der Tenuta Tignanello benannten Tignanello griffen Piero Antinori und Giacomo Tachis diese Idee auf. So entstand eine Cuvée aus Sangiovese mit Cabernet und Merlot, ausgebaut in kleinen Eichenfässern, etikettiert als Vino di Tavola. Dieser Wein, der 1975 zunächst als Villa Antinori Tignanello auf den Markt kam, wurde zusammen mit dem Sassicaia ein großer Erfolg – vor allem in den USA, wo diese Weine Super Tuscans genannt wurden. Sie wurden zu so etwas wie einem Aufputschmittel für den gesamten toskanischen, ja italienischen Weinmarkt, der sich damals in einer großen Depression befand.
Weitere Weingüter der Marchesi Antinori
- Tenuta Montenisa, Franciacorta
- Prunotto, Piemont
- Tormaresca, Salento
- Antica, Napa Valley
- Stag’s Leap Wine Cellars, Napa Valley
- Col Solare, Washington Estate
- Haras del Pirque, Chile
- Tüskö, Ungarn
- Meridiana Estate, Malta
- Vitis Metamorfosis, Rumänien
Über die Grenzen der Toskana hinaus
Der Erfolg ließ Piero Antinori nicht ruhen. So wie es Tradition war, wurde der zum Anlass genommen, das Unternehmen zu erweitern und zu modernisieren. Man denke nur an das neue wegweisende Weingut in San Casciano im Val di Pesa. Lange ging Piero Antinori den Weg zusammen mit Giacomo Tachis, der dem Haus bis zu seinem Tod im Frühjahr 2016 verbunden blieb. Doch ebenso fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit mit dessen Nachfolger Renzo Cotarella, der 1992 in Tachis große Fußstapfen trat und sie schnell voll ausfüllte. Piero hat zusammen mit seinen Töchtern Albiera, Allegra und Alessia das Haus der Marchesi Antinori zu einem Unternehmen mit mehr als 30 Weingütern und Joint Ventures in Italien und weltweit gemacht. Heute leitet Tochter Albiera das Unternehmen, während sich ihre beiden Schwestern um besondere Projekte innerhalb des Konsortiums kümmern. Für sie steht weiterhin die Qualität der Reben und des Terroirs im Mittelpunkt, sodass die Weine, egal in welches Weingut man auch schaut, auf hohem und höchstem Niveau stetig noch feiner und besser werden.