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Wie wichtig ist die Wahl des richtigen Korkenziehers?

Die Weinwelt in Deutschland ist erheblich in Bewegung geraten, immer mehr Menschen interessieren sich für Wein, informieren sich, besuchen Kurse und Verkostungen. Selten wurde hierzulande mehr über Rebsorten, Herkunft, Terroir oder Holzfass ja oder nein diskutiert. Wein ist, so formulierte es vor ein paar Jahren der Weinjournalist Stuart Pigott in der Popkultur, sozusagen in der Mitte der Gesellschaft, angekommen.

Veröffentlicht am 16. Januar 2018

Trotzdem, es gibt noch dunkle Flecken in der Weinvita vieler Weinfreaks.  Da ist man gerüstet mit bestem Wissen über den Einfluss von Schiefer auf den Geschmack des Rieslings oder die Wirkung von Naturhefen auf den Verlauf einer Spontangärung, öffnet man sich dann erwartungsfroh mit Freunden einen großen Wein, um frisch erworbenes Wissen weiter zu vertiefen, kommt aus der Schublade zum Entkorken das Waffenarsenal aus Großmutters Blütezeiten – historische Stücke, Raritäten allemal, nur leider absolut funktionsuntauglich. Andere wiederum haben die Evolution der Korkenzieher auf dem Weg zum idealen Standard übersprungen und fördern High-Tech Geräte zu Tage, die nur mit einer Bedienungsanleitung in Buchform und einigen Semestern Informatik zum Leben zu erwecken sind. Wie also begibt man sich auch mit seinem Instrumentarium auf die Höhe der Zeit, bzw. den eigenen Weinbildungsstand?

 

Korkenzieher gibt es viele, beinahe jedes Haushaltsfachgeschäft hat wenigstens 3 bis 5 unterschiedliche Modelle im Angebot, und Fachgeschäfte für Weinaccessoires sogar bis zu 20 oder gar mehr. Da fällt es nicht nur schwer, die passende Wahl zu treffen, es stellt sich eben auch die Frage, welche Korkenzieher geeignet sind, und welche nicht.

 

Im Grunde ist die Antwort gar nicht schwer. Man kann den Korkenzieher nehmen, der einem am besten gefällt, ob nun teuer oder preiswert, ob klassisch oder stylisch, wenn man zwei Dinge berücksichtigt. Zum einen muss er natürlich stabil und robust sein, denn er soll ja auch schwergängige Korken aus dem Gefängnis des Flaschenhalses befreien. Noch wichtiger aber ist, dass er über eine Wendel mit »Seele« verfügt, und nicht über eine eingeschliffene. Mit »Seele«, das heißt, dass das Gewinde, das man in den Korken treibt, innen einen Hohlraum aufweist. Die einfach geschliffenen Wendeln nämlich fräsen sich einen Weg durch den Korken und mahlen dabei vorne feste Bestandteile zu Staub. Das kann man sich im Kleinen etwa so vorstellen, wie der Bohrer eines Ölbohrturms sich seinen Weg durch das Erdreich bahnt. Der Nachteil dabei ist, dass bei kürzeren Korken der Korkenzieher durch den Korken stößt und dann das Korkmehl auf den Wein stäubt. Das ist nicht schlimm, dafür ist aber der erste Schluck dem Ausguss geschuldet, um den Wein wieder davon zu befreien. Wenn man das mit einem wertvollen Wein von € 100,- praktiziert, hat man eben mal € 7 in den Gully geschüttet. Zudem sind diese Korkenzieher auch nicht in der Lage, einen besonders festsitzenden Korken zu lösen, dann reißt er einfach aus und hinterlässt im Korken einen Krater, der das Öffnen der Flasche zum Kunststück werden lässt.

 

Eine Wendel mit »Seele« hingegen bahnt sich einen richtigen Tunnel durch den Korken und bietet somit festen Halt. Durch die kleine Spitze zermahlt er auch vorne nicht den Korken, so dass er, sollte er durch jenen auf der anderen Seite durchstoßen, kein Korkmehl in den Wein rieseln lässt. Also einfach auf die Wendel achten, dass diese auch wirklich eine Seele hat.

 

Unter diesem Aspekt gibt es viele Korkenzieher, die in Frage kommen: von klassisch einfach bis kompliziert komfortabel, da entscheidet sehr der persönliche Geschmack und das Handling. Klassisch und einfach, und in der Regel auch noch recht preisgünstig, ist das Sommelierbesteck, bei dem man den Öffner für Kronkorken als zusätzlichen Hebel auf den Flaschenhals setzen kann – besonders wichtig bei hartnäckigen und renitenten Korken. Wer weniger Kraft aufbieten möchte und es komfortabler mag, kann zu jenen Korkenziehern mit Gegengewinde greifen, man dreht den Korkenzieher in die Flasche und dreht einfach weiter und weiter… und dann dreht sich der Korken wie von selbst heraus. Der Rolls Royce unter den Korkenziehern ist sicherlich der Leverpull von Screwpull, ein sehr aufwendig konstruiertes Gerät, das mit einer simplen Hebelbewegung die Wendel in den Koren treibt und mit einer ebensolchen scheinbar schwerelosen Bewegung wird er dann herausgezogen. Vom Preis her natürlich längst kein „Schnäppchen“ mehr, aber bitte, er verrichtet seinen Dienst. Es gibt übrigens auch eine andere, ganz einfache Lösung: Man erwirbt nur Flaschen mit Schraubverschluss – aber dann entgeht einem etwas!