An diesem Abend dockten die Domaines Barons de Rothschild (Lafite) am Süllbergrestaurant- und Hotel in Hamburg an. Außerdem an Bord: »absolute Spitzenweine« von und rund um das legendäre Chateau Lafite-Rothschild.
Der technische Direktor der Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Eric Köhler und der European Sales Manager der Rothschilds Xavier Logette, packten einige Trouvaillen und Raritäten aus dem Weinkeller für eine kleine Schar großer Bordeauxliebhaber aus. Passend zu diesen großartigen Weinen bot der sensationelle Ballsaal des Hotels eine einzigartige Atmosphäre. Ein ausgezeichneter Pianist begleitete diesen besonderen Abend mit klassischer und charaktervoller Musik am Flügel. Dazu hatte der vielfach prämierte Spitzen-Koch Karl Heinz Hauser ein perfekt auf die Weine abgestimmtes Menü kreiert.
Den Auftakt bildete ein 2011er Chateau Duhart-Milon-Rothschild 5ième Cru Classé Pauillac. Der Wein präsentierte sich noch recht jung mit eleganter jugendlicher Frucht und einem ebenso eleganten, ausbalancierten und nachhaltigen Geschmack, der auf große Reserven hindeutet. Es wäre toll, wenn man vor diesem Hintergrund diesen 2011er in ein paar Jahren nochmals verkosten könnte: Aber wer weiß, ob es dann noch Flaschen gibt…
Danach folgte der 2000er Chateau Duhart-Milon-Rothschild, jetzt perfekt gereift, sehr elegant und außergewöhnlich komplex im Spiel zwischen noch jugendlich anmutender Frucht und reifen Aromen. Ein sehr feingliedriger Wein, bei dem man spürt, dass dahinter die Weinmacher von Chateau Lafite-Rothschild stehen. Kurzum: ein großartiger Wein!
Ohne Atempause folgte der nächste Höhepunkt: 2010er Carruades de Lafite. Der sogenannte »Zweitwein« oder auch oft als »kleiner Bruder« des großen Chateau Lafite-Rothschild bezeichnete Wein hat sich längst aus dessen Schatten gelöst und präsentiert sich seit vielen Jahren auf einem Niveau, das viele klassifizierte Gewächse nicht erreichen. Erst recht natürlich in einem Ausnahmejahrgang wie 2010. Folglich ein kraftvoller und gehaltvoller Carruades, der zugleich den Gaumen streichelt in seiner samtigen, schmeichelnden Charakteristik. Ein köstlicher Pauillac mit großer Zukunft, da wird man noch viele Jahre seine helle Freude haben.
Im Anschluss wurde es ganz still, denn eingeschenkt wurde der 2009er Chateau Lafite-Rothschild 1er Cru Classé Pauillac: Ein Meisterwerk. Geboren in einem ebenfalls absolut überragenden Jahrgang ist es ein Wein, der sich nah oder auf der Grenze zur Perfektion bewegt. Er ist ausgewogen fein, dicht, enorm komplex und extrem lang – zu diesem Zeitpunkt allerdings zu jung, denn es ist ein Marathonläufer, dem erst weit in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts die Luft ausgehen wird. Ein Lafite mit der klaren Tendenz zu 100 Punkten, die der eine oder andere Kritiker sogar schon vergeben hat.
Mit dem 1985er Chateau Lafite-Rothschild 1er Cru Classé Pauillac folgte der vielleicht bewegendste Augenblick dieses grandiosen Abends: Ein Wein, der berührt, nicht nur wegen seiner Ausnahmeklasse! 34 Jahre auf der Flasche – da wird jedes Schlückchen zu einer Zeitreise. Vergangenheit und Gegenwart vermengen sich, so wie sich in diesem grandiosen 85er noch Akzente der Jugend mit der Weisheit des gereiften Alters verbinden. Ein Gruß aus einer anderen Zeit in Bordeaux. Bei aller unglaublichen Komplexität und Dichte mit so vielen Anklängen an Pflaume, Tabak, Lakritz und Graphit ist dieser Lafite so unendlich fein und weist gerade einmal 11.9 Prozent Alkohol auf. Bedarf es mehr als dieses Beweises, dass die Größe eines Weines keineswegs von der Höhe des Alkohols abhängt – wie manch ein Kritiker gerne behauptet und auch entsprechend bewertet? Dieser 85er ist der Inbegriff von Chateau Lafite: sehr elegant, sehr feingliedrig, beinahe zart, und doch schier umwerfend in seiner Vielschichtigkeit und Tiefe. Wahnsinn!
Zuletzt bildete den Ausklang zum Dessert ebenfalls ein gereifter Wein: ein 1988er Chateau Rieussec 1er Cru AC Sauternes. Und auch dieser verdient ein Ausrufzeichen – nein, besser noch, ein WOW! Edelsüße Weine werden häufig viel zu jung getrunken, nur wenigen ist es vergönnt, einmal ihr Potenzial voll ausspielen zu dürfen. Diesem wurde es gestattet. So konnte man sich von einem hochklassigen Sauternes verführen lassen. Ein faszinierendes und spannendes Genusserlebnis, denn mit der Reife tritt die in der Jugend zunächst recht präsente Fruchtsüße in den Hintergrund und macht viel eher eine feine aromatische Struktur von Karamell Platz. Dazu gesellen sich Aromen von Honig, tropischen Früchten und getrockneten Orangen. Tatsächlich harmonierte dieser Wein perfekt mit den Feigen Tartelettes.
Es war ein großartiger Abend, der sicher lange in Erinnerung bleiben wird. Glücklich, aber auch sinnlich und nachdenklich gestimmt, machte sich die kleine Schar der Bordeauxliebhaber auf den Nachhauseweg. Sicherlich auch beseelt von dem einen oder anderen aromatischem Nachhall dieser einzigartigen Weine…
Ein ganz großes Dankeschön gebührt Eric Köhler und Xavier Logette von Domaines Barons de Rothschild (Lafite) für ihr Kommen – und dafür, dass sie mit ihren Weinen für ein unvergessliches Erlebnis gesorgt habe.