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An dieser Stelle, so haben wir versprochen, wollen wir ihnen viele interessante oder kuriose Geschichten um Weinetiketten liefern. Das letzte Mal haben wir ihnen die großes Aufsehen erregenden Geschichten um die Etiketten der Jahrgänge 1989 und 1993 des legendären Château Mouton-Rothschild erzählt. Und da ging es auch und gerade um die Kunst.
Veröffentlicht am 27. September 2018
Heute soll es tatsächlich nur um die Kunst gehen, die Geschichten von der Kunst des Weinmachens erzählt. Und das ist bei diesem Erzeuger, um den es hier geht überhaupt kein Wunder. Es geht um Fattoria Nittardi im Chianti Classico und die Geschichte dieser Fattoria ist von der Kunst, von großer bildender Kunst, geradezu geprägt. Aus der Neuzeit heraus erzählt könnte man schon sagen, es ist an sich schon ein Zeichen, dass, nachdem das schmucke Anwesen durch verschiedene Hände gelaufen war, es 1982 endgültig in jenen des Frankfurter Kunstgaleristen Peter Femfert zur Ruhe kam. Als Historikerin ist seiner Frau Stefania die Kunst auch nicht fremd. Als die entscheidende Prägung darf aber vielleicht angesehen werden, dass im 16. Jahrhundert kein geringerer als der berühmte und legendäre Michelangelo Buonarroti das Anwesen bewohnte und verlauten ließ, dass »ihm 2 Weinfässer lieber wären als 8 Hemden«.
Kein Wunder also, dass auf Fattoria Nittardi bei dieser grandiosen Historie Kunst eine große Rolle spielt, ja, eigentlich geradezu eine Verpflichtung darstellt, der Peter und Stefania gerne nachkommen, fühlen sie sich doch neben dem Weinbau der Kunst eng verbunden. Schon der Garten der Fattoria beherbergt eine beeindruckende Sammlung an Skulpturen, etwa von Klaus Zylla oder Victor Norman. Ebenso beeindruckend sind die Küntleretiketten, die seit dem Jahrgang 1981 das Etikett der Chianti Classico Riserva »Casanuova di Nittardi« die Flaschen zieren dürfen. Dabei hat man es aber im Gegensatz zu anderen Wineries nicht belassen. Jede Flasche dieser überragenden Riserva ist nochmals in ein vom gleichen Künstler gestaltetes Papier eingeschlagen, dass die Motive des Etiketts fortführt, unterstreicht oder kontrastiert. Das ist wirklich zu schade zum Wegschmeißen oder zum Entzünden des Feuerholzes. Braucht man nicht mehrere, so kann man dieses kunstvoll gestaltete Einschlagpapier sogar an Kunstfreunde verschenken.
Wer immer seit nunmehr 37 Jahren die Etiketten und das Papier mit seiner Kunst veredeln durfte, die Liste liest sich wie das »Who is who« der zeitgenössischen Kunst. So durfte sich hier die John Lennon Witwe Yoko Ono ebenso verwirklichen wie der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass, der seine »Flasche« und »sein« Papier in der ihm eigenen Stilistik gestaltete. Bruno Bruni oder Alfred Hrdlicka wären andere große Namen, um nur einige zu nennen. Auch der legendäre italienische Dramatiker Dario Fo durfte in jüngerer Zeit ein Werk abliefern.
Für das Etikett sowie das Einschlagpapier für den Jahrgang 2015 durfte der in Italien lebende Brite Joe Tilson zum Pinsel greifen. Sonst eher in der Pop Art zu Hause, orientiert er sich hier an der venezianischen Kunst zur Blütezeit der Serenissima. Er feierte vor kurzem seinen 90. Geburtstag in London und Peter Femfert (Inhaber der Fattoria Nittardi) war ebenfalls zu Gast. Trotz seiner mittlerweile 90 Jahren ist Joe Tilson absolut gut drauf, frisch und munter und nach wie vor kreativ. Was man auch an seinen aktuellen Bildern sehen kann.
Wann immer Sie also eine Flasche Nittardi Chianti Classico Riserva »Casanuova di Nittardi« in den Händen halten und öffnen wollen, achten Sie nicht nur auf das schöne Etikett, achten Sie auch auf das Einschlagpapier. Es verdient Beachtung und es wäre zu schade es dem Papierkorb zu übereignen. Und es ist ein Beleg, dass Kunst und Wein sich bestens miteinander vermählen lassen.