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Weinbau und Klimawandel sind zwei Wörter mit immensem Ausmaß – Der Beitrag Weinbau im Zeichen des Klimawandels zeigt auf, wie die ständige Erderwärmung auch den Weinbau nach und nach auf eine harte Probe stellt, aber auch neue Möglichkeiten aufzeigt.
Veröffentlicht am 10. September 2019
MYTHOS KLIMAWANDEL?
Nicht erst seit den»Fridays for Future«Demonstrationen wird intensiv über den Klimawandel und dessen Folgen diskutiert, und natürlich gibt es auch die versprengte Schar jener, die ihn ausdrücklich bestreiten oder leugnen. All jenen sei dringlich an das Herz gelegt, sich einmal mit Winzern zu unterhalten, die, wie auch andere in der Landwirtschaft Tätige, mit den Veränderungen und Folgen des sich verändernden Klimas unmittelbar konfrontiert sind.
WEINBAU IM ZEICHEN DES KLIMAWANDELS
Wie sich die verändernden klimatischen Bedingungen auf den Weinbau auswirken beweisen einige wenige Fakten – Weinbau und Klimawandel sind seit einigen Jahren in klarer Relation zu sehen. Bis in die 80er Jahre lag der Bestand an Rotwein in Deutschland noch deutlich bei unter 10%, welche vordergründig Spätburgunder ausmachte. Als eines der nördlichsten Weinbauländer leben wir in einer kühlen Klimazone, die weitaus mehr für Weißwein als für Rotwein geeignet ist. Im Jahr 2019 hat sich der Anteil an Rotweinanbau in Deutschland aber mehr als verdreifacht – liegen wir heute bereits bei 36%, blicken wir heute auf einen erheblich ausgeweiteten Rotweinspiegel. Einerseits hat sich der Spätburgunder weiter ausgeweitet und wird heute sogar an der kühlen Mosel angebaut und auch der Dornfelder hat seinen Siegeszug angetreten. Viel entscheidender ist aber, dass Rotweinsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah, die man nur aus wärmeren Weinbauregionen in Europa oder Übersee kennt, bei uns heimisch werden. Was die Weißweine betrifft, so gewinnt der Chardonnay zunehmend an Profil, und man findet auch vermehrt Viognier, jene Rebsorte, die an der Rhone oder in Südfrankreich zu Hause ist.
Man kann aber auch einfach einen Blick über die Landesgrenzen hinauswerfen und feststellen, dass heute nennenswerter Weinbau in Ländern betrieben wird, in denen es noch vor 20 Jahren undenkbar erschien wie beispielsweise in Dänemark, Norwegen oder Schweden. Der Süden Englands wird gerade für die Erzeugung sehr hochwertiger Schaumweine erschlossen, namhafte Champagnerhäuser haben hier in Weinberge investiert, um über ein zweites Standbein verfügen zu können, wenn die Schäumer der Champagne eines Tages zu vollmundig oder körperreich ausfallen sollten. Vor 20 Jahren noch wäre das undenkbar gewesen, mehr noch, man hätte darüber gelacht.
DIE GEDANKEN DER WINZER ÜBER DEN KLIMAWANDEL
Und die Winzer? Was denken sie drüber? Noch ist man gelassen. Hatte man in kühlen Ländern wie Deutschland früher Probleme mit der Reife der Trauben, die tatsächlich nur in wenigen erstklassigen Jahren ihr ganzes Potential entfalten konnten, so reihen sich heute vielmehr sehr gute Jahre aneinander, denn in fast jedem Jahr gelangen die Trauben zu voller Reife. Die gefürchteten Frühjahrsfröste nehmen ab, der Herbst bleibt länger warm und der milde Winter zerstört keine Reben mehr. Das wären soweit erst einmal die guten Nachrichten, die letztlich für den Weinfreund die frohe Kunde enthalten, dass es mehr gute bis erstklassige Weine gibt.
WEINBAU UND KLIMAWANDEL
Aber keine gute Nachricht ohne die schlechte – natürlich hat der Klimawandel auch für den Weinbau seine Schattenseiten. Lokale Unwetter oder überfallartige Hagelschauer setzen Weinberg und Reben in hohem Ausmaß zu. Und möglicherweise wird der Weinfreund, zumindest was Deutschland betrifft, in gar nicht so ferner Zukunft umdenken müssen. Die eher an kühle Regionen gewohnten Rebsorten wie Riesling werden mancherorts Platz machen müssen für jene, die ihre besten Ergebnisse in wärmeren Bedingungen erbringen. Der filigrane und leichte Moselstil wandert eventuell in den Süden Norwegens aus und Baden brilliert vielleicht mit Cabernet Sauvignons im kalifornischen Stil. Erst einmal nur eine Vision, aber wer weiß…
Im Süden Europas könnten zunehmende Trockenheit sowie Wärme Sorge bereiten. Man müsste darüber nachdenken, wie der Rebstock mit weniger Wasser trotzdem Top-Ergebnisse liefern könnte. Hier könnte die bahnbrechende Forschungsarbeit eines Winzers von der ganz anderen Seite der Erdkugel wegweisend sein: Aurelio Montes und sein Dry Farming Projekt in Chile. Montes erforscht aus verschiedenen Blickwinkeln wie man angesichts der Wasserknappheit gerade in manchen Regionen der Neuen Welt den Rebstock dazu bringen kann, hochwertige Ergebnisse bei geringerem Wasserverbrauch zu erreichen. Ein faszinierendes Projekt, von dem andere Regionen, und vielleicht nicht zuletzt wir selbst hier in Deutschland, profitieren könnten. Die Weinwelt hat sich stets verändert, und sie wird sich weiter verändern, im Zeichen des Klimawandels vermutlich aber schneller als in der Vergangenheit. Sicher wird man auch in Zukunft auf exzellente Weine nicht verzichten müssen, aber auch die Weinstile, und sogar die herkunftstypischen Rebsorten einiger Regionen wird sich verändern, so dass man manch Vertrautes wird aufgeben müssen. Dafür tritt ja etwas Neues an diese Stelle. Wie das dann duftet und schmeckt? Die Zukunft wird es zeigen.