Haben Sie sich beim Betrachten einer Weinflasche schon einmal an die Ereignisse des Jahres erinnert, in dem die Trauben geerntet wurden? Sicherlich. Ich kenne viele Weingenießer, die genau deshalb ein paar gut lagerfähige Flaschen im Keller hegen und pflegen. Zur Geburt des ersten Kindes. Nach dem Erwerb des ersten eigenen Hauses. Einen Wein aus dem Jahr, in dem man heiratete oder als der neue, sehr gute Job angeboten wurde. Gründe gibt es unzählig viele, und ab und an ist es schön, sich zu erinnern. Den Wein liebevoll zu entkorken, ihn zu riechen, zu probieren und dann zu wissen: Ja, als dieser Wein in die Flasche gefüllt wurde, da war… Ja, was? Wir öffnen heute einen Poggio Valente aus dem Jahr 2006! Was war da? Denken Sie mal nach. Machen Sie mit.
2006 holte die Deutsche Nationalmannschaft in der 18. Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land wieder einmal den dritten Platz, Italien gewann das Endspiel gegen Frankreich. Ich ziehe den Korken aus der Flasche mit dem Sangiovese aus der Toskana, so einen Wein können nur Gewinner machen. Es war in diesem wunderbaren Sommer vor inzwischen 12 Jahren, als ich selbst in die Toskana reiste. Nach einer bezaubernden Woche in Pisa, wo alles wie in einem Zuckerbäckerladen aussieht, trieb es mich noch in die Nähe der wundervollen Stadt Florenz. Am von gelblichem Sonnenlicht gestreichelten Ufer des Arno trank ich Wein, malte Bilder mit Öl und Tempera und genoss das einfache Leben. Ach ja, wo wir bei der Kunst sind – der niederländische Maler Rembrandt van Rijn wäre in jenem Jahr 400 Jahre alt geworden. Wo waren Sie im Jahr 2006? Was haben Sie erlebt, gestartet oder beendet?
Ich habe damals seit langem wieder einmal einen Bond im Kino gesehen. Mit Daniel Craig bekam der Agent seiner Majestät in »Casino Royale« ein neues, raues Image. Musikalisch überschwemmten die deutschen Fußballhymnen wie alle zwei Jahre die Radiosender. Die Sportfreunde Stiller zählten die Jahre von 54, 74 über 90 bis 2006 hoch, Grönemeyer fand dass es Zeit sei dass sich was drehe und Xavier Naidoo befand den Weg nicht als leichten. Sie traten eine Welle deutscher Musik los, die mit Silbermond, Juli und Rosenstolz am Laufen gehalten wurde. Parallel krempelte die finnische Band »Lordi« mit ihrem »Hard Rock Halleluja« den Eurovision Song Contest einmal auf links. Spätestens das lässt sich nur verstehen, wenn man einen guten Schluck Wein getrunken hat, ich mache das mal.
Der intensive Geschmack des Riserva mit einem Hauch Brombeere und Gewürzen bringt mich direkt wieder an die sanften Hügel des kleinen Klosters bei Siena, wo wir damals gewohnt, gemalt und Wein getrunken haben. Ich rieche förmlich das trockene Gras und das Harz der Pinien, höre Ziegen meckern und in der Ferne Autos hupen. Es waren phantastische Tage voller Ruhe und Muse. Einfaches und köstliches Essen, warme Abende und diese Landschaft, die in der Ferne farblich immer mehr ins blau zu gleiten scheint. Vielleicht waren es die letzten wirklich ruhigen Tage in meinem Leben.
Gehen Sie einmal zurück in das Jahr, als das neue Millennium erst ins Grundschulalter kam. Wo waren Sie da? Wohin ging Ihr Urlaub, und mit wem? Was für ein Auto stand vor Ihrer Tür, was haben Sie beruflich gemacht… und wen haben Sie geliebt? Lassen Sie die Emotionen einmal wandern. Und wenn Sie diese gedankliche Reise perfektionieren möchten, lassen Sie sich von diesem Morellino di Scansano Riserva DOCG inspirieren.