Südafrika, das ferne schöne Ziel
Viele meiner Freunde haben schon fast die ganze Welt bereist. Die einen sind beruflich in den USA und schwärmen von den Stränden Kaliforniens oder der Skyline von Manhattan. Andere senden Selfies aus Sydney oder posieren wie Lara Croft auf den Mauern einer Kambodschanischen Tempelruine. Island, Russland, Japan und Südamerika, die Welt ist so vielfältig und so groß – aber waren Sie auch schon einmal in Afrika? Nein? Spätestens seit ich vor über 30 Jahren die tragische Romanze zwischen der Dänin Karen Blixen und dem Großwildjäger Denys Finch Hatton im Kino sah, wollte ich da immer einmal hin. Später machte guter, afrikanischer Wein diese Sehnsucht noch größer. Und Sehnsüchten sollte man nachgehen.
Anders als alles andere
Afrika ist anders. Es fühlt sich anders an, es riecht anders, es klingt anders. Anders als was? Anders als alles, was ich bisher kennen gelernt hatte. Wenn die Sonne binnen weniger Minuten von Hell auf Dunkel schaltet und die Tierwelt der Nacht zum Leben erweckt, wenn die Trommeln mystisch klingen (das ist wirklich so) und die Sterne über einem funkeln, dann verzaubert einen dieser Kontinent. Geräusche der Natur, wie man sie noch nie gehört hat. Einen frechen Affen auf der Schulter sitzen haben und Elefanten oder Giraffen hautnah liebkosen und füttern. Kein Zoo dieser Welt kann da mithalten, und hier sind die Tiere allesamt in weiter Freiheit. Und der Wein, liebe Freunde. Der Wein! Einer der Initiatoren des »südafrikanischen Weinwunders« ist das Weingut Graham Beck. Auf den Ländereien des Guts liegt das Naturschutzgebiet »The Game Reserve«, dessen Pflege und Erhalt auch den Winzern den Titel »Biodiversity Champion« eingebracht hat. Wir kommen auf unserer Reise nicht ganz in die Region Stellenbosch, aber der Ruf dieser Weine eilt auch bis in die Restaurants entlang unseres Weges durch den Osten dieses riesigen Kontinents.
Der gleiche Wein in einer anderen Welt
Es bräuchte der Worte noch viele mehr, um den Osten oder den Süden Afrikas zu beschreiben. Einige Musiker haben das in einzelnen Liedern versucht, Paul Simon hat seiner Zeit hier gleich ein ganzes Album gewidmet. Während ich im kalten und regennassen Deutschland sitze, versuche ich mit den Fotos und den Filmen ein bisschen die Zeit dort wieder aufleben zu lassen. Und mit dem Wein, den ich dort unten so gern getrunken und den ich im Sortiment von Tesdorpf wiedergefunden habe. Die Flasche hat eine etwas andere Form, und auch das Etikett ist etwas anders gestaltet – aber der Leopard ist der gleiche, und vor allem der Wein in der Flasche ist der gleiche! Er läuft hier etwas anders über die Zunge als auf der Veranda der Lodge am See, während im Garten Zebras grasten und über uns ein Adler kreiste. Hier geht heute die Sonne hinter grauen Wolken träge unter, und die einzigen Geräusche sind die Umgehungsstraße und der Wellensittich vom Nachbarn. Aber einen Hauch Wildnis und Freiheit schmecke ich trotzdem durch. Hier, jenseits von Afrika.