Draußen wird es doch noch Winter. Und im Radio haben sie gesagt, dass jetzt gerade die Zeit ist, in der die meisten guten Vorsätze wieder gebrochen werden. Aus genau diesem Grund, diesem immer wieder wie der Murmeltiertag neu aufkommenden Thema, habe ich im letzten Beitrag zum Nachdenken angeregt. Viele von uns geißeln sich immer nach Silvester mit Verzicht und sind am Ende doch nur Menschen. Ein gutes Beispiel sind die immer wieder angepriesenen Top Diäten, die endlich die Pfunde purzeln lassen. Endlich! Und der Mensch, dieses emotionale, schwache Wesen, findet sich schon nach wenigen freudlosen Shakes oder Quinoa Breimenüs nachts vorm Kühlschrank wieder, Salami fleddernd und Bergkäse naschend. Hallo Jo-Jo-Effekt. Lassen wir das doch einfach! Der Mensch ist ein Genusswesen.
Verpassen wir nicht so viele schöne Sachen, wenn wir hart verzichten? Benutzen wir doch lieber unseren eisernen Willen, nicht zum kompletten Weglassen von kleinen und großen „Lastern“, sondern vielmehr zum maßvollen Genuss! Natürlich ist es ungesund, zu viel zu rauchen, zu viel zu trinken, zu viel zu essen und sich parallel fast nicht zu bewegen. Aber Verzicht ist auch ungesund, für die Seele und für das Erleben unserer gewachsenen Kultur. Eine fein gewürzte Pasta oder ein zartes Hüftsteak schmecken am besten mit einem korrespondierenden Rotwein. Ein raffiniert angemachtes Fischfilet an Rosmarinkartoffeln ruft förmlich nach einem Weißwein. Ein gemütlicher Freitag Abend ist wie gemacht für ein Glas Rosé, einen dunklen Kaffee und einen guten Zigarillo. Und anschließend einem heißen, duftenden Bad in der Wanne. Genießen. Vielleicht ein bisschen weniger von allem, aber doch nicht gänzlich verzichtend. Stellen Sie sich alternativ ein veganes Porridge mit Möhrenbeilage vor, dazu einen Mango Smoothie und ein Glas Leitungswasser. Hey – das kann sehr gut schmecken. Aber mir würde da etwas fehlen, was einen Teil meines Daseins charakterisiert. Nämlich der Genuss.
Setzen wir also da mal den Daumen drauf. Es muss zusammen mit Onkel Klaus und Tante Gabi beim Griechen nicht die Nostradamus-Weltuntergangs-Platte sein, bei der man nach dem Stück Leber, den beiden Souvlakis und dem halben Hacksteak mit Feta Füllung schon platzt, dann noch weiterisst und später das ganze Gyros, die Pommes, den Reis und die Suzukis wieder zurück gehen lässt. Da verdrehen Weltverbesserer zurecht die Augen. Weniger. Aber das dann ganz bewusst. Besagtes Steak, dazu ein Glas Côtes du Rhône, danach einen starken Kaffee. Einen schönen Spaziergang an der frischen Luft, ohne Telefon und ohne Ziel. Spazieren gehen, nur des Laufens wegen. Dabei vielleicht eine duftende Pfeife? Glücklich ist, wer sich diese Zeit nehmen kann, und genau dieser Vorsatz ist in meinen Augen einer der besten für das noch ganz junge Jahr 2018: Zeit haben. Innehalten. Bewusst durchs Leben gehen, mit offenen Augen, einem weiten Horizont und einem maßvoll genießenden Gaumen. Ich hole jetzt das arme Weinglas wieder rein, bevor der Inhalt zu kalt wird. Dann lasse ich mir ein heißes Bad ein – und danach schauen wir mal, was wir heute Abend noch so verkosten. Auf ein gutes Jahr. Zum Wohl!