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Und es war Sommer...

Es ist nahezu unmöglich, diese Überschrift zu lesen, ohne das »biiu biiu biiu« der Gitarre aus Peter Maffays Klassiker im Kopf zu haben.

Veröffentlicht am 19. April 2018

Der Mann besingt einen schönen, warmen Tag Ende August, und das ist heute noch so sagenhaft weit entfernt, dass uns nur das Schwärmen und Träumen bleibt. Nach einem verregneten Sommer 2017, einem kalten verregneten Herbst, einem verregneten Winter ohne Schnee und einem schneereichen kalten Frühling sehen sich inzwischen alle nach Licht, Sonne und Wärme. Ein Glas Wein im Sommer, das wäre es jetzt. Der Urlaub ist zwar schon gebucht, aber noch sehr weit weg. Egal, wo es in diesem Jahr hingehen wird – ein Abend alleine oder mit Freunden, zu Hause oder unten am See, mit Reiseführern und der Gitarre, das stimmt schon einmal drauf ein. Und die Träumereien verkürzen die Zeit bis zum Take Off an Terminal 1 oder Terminal 2…

 

Die unendliche Ruhe am Ufer eines finnischen Sees. Das lässt sich heute Abend nur schlecht simulieren, als ich mit einem guten Freund und einer Flasche Côtes de Bordeaux am See hier in der Nähe des Häuschens in Kiel stehe, über das Wasser blicke und eine Pfeife rauche. Ruhig ist es hier auch, aber die Bäume haben noch keine Blätter und die langsam aufkommende Wärme des späten Frühlings zieht noch nicht so richtig in die Glieder. Wenigstens der Wein schmeckt nach Urlaub. Wir träumen von lauen Sommernächten auf Balkonen in Frankreich oder Italien. Von sägenden Zikaden oder südlich zwitschernden Vögelchen, während am Horizont eine rote Sonne über dem Meer versinkt. Es ist schon seltsam, wie lang einem die Zeit zwischen zwei Sommern vorkommen kann, vielleicht liegt das aber auch daran, dass hier im Norden der Sommer schlicht sehr kurz ist. Wenn er sich denn überhaupt bequemt, mal vorbeizuschauen. Holen wir ihn uns mit einem jugendlichen Tropfen vom schönen und wärmeren Malle? Oder lassen wir ihn mit einem frischen Bourgogne Blanc über unsere Zunge perlen? Hier draußen wird es jedenfalls langsam kühl, die Träumerei wird auf dem Sofa mit Blick in den Garten fortgesetzt.

 

Bunte Reiseführer. Dicke und dünne. Zeugnisse vieler Jahre von Zeiten in anderen Ländern, mehr oder weniger weit entfernt, voller Bilder und Texte, die zum Entdecken und Träumen einladen. Mich treibt es in diesem Sommer nach Sardinien, wo ich sicherlich wieder sehr besondere Tropfen zum Abendessen verkosten werde. Ich höre Menschen leise miteinander sprechen und lachen, Geschirr klappern, Gläser klingen. Meinen Freund zieht es zum Kiten an die französische Westküste, mal sehen, was er da für Eindrücke mitbringt. Und vermutlich wieder französisches Bier. Die Aussicht auf lange, helle Tage und warme Abende voller Zeit und Muße lassen mich schmunzeln und geben mir ein wohliges Gefühl in der Bauchgegend. Urlaub… Wie schön das klingt, auch wenn es noch so weit weg ist. Wir baden in Vorfreude, jeder auf seine eigene Art und Weise. Und dann lege ich noch einen Scheit im Kamin nach, denn die Nächte sind noch immer sehr kalt.
Klopfen wir auf Holz, stoßen wir an auf einen guten Sommer 2018 nach all diesem Regen und den grauen Wolken und legen wir noch einmal die Single von Maffay auf. So viel Zeit muss sein.