Neben Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay und Spätburgunder gibt es noch die Silvaner-GGs, insgesamt überschaubare 19 Stück. Ein fränkisches Weinguts-Trio strahlt dabei besonders heraus: Zehnthof Luckert, Bickel-Stumpf und Rudolf May.
Rudolf Mays GG Himmelspfad zeigt sich sehr balanciert, kräftig, mit leichter Fruchtsüße – ein Klassiker mit begeisternder Textur. Rothlauf duftet verführerisch und hat mit seiner Säurestruktur einen guten Zug. Das GG Rothlauf von Bickel-Stumpf lohnt ebenfalls, frische Nase, vegetabil, äußerst spannend. Mit dem Mönchshof legen Melanie und Bruder Matthias vom Weingut Bickel Stump ein weiteres spannendes GG 2023 vor. Unschlagbar ist und bleibt das GG Maustal vom Zehnthof Luckert, dass nicht nur enormes Reifepotenzial besitzt, sondern sich auch schon in seiner Jugend ernsthaft zeigt. Einfach aus einem Guss!
Bei den Burgundern stellt sich die Frage, wie viele fallen um wie Dominosteine, weil sie versuchen Burgund nachzuahmen und wenig eigenständig ihr Terroir transportieren.
Eine Überraschung kommt aus dem Weinbaugebiet Saale Unstrut, der VDP Neuling Böhme & Töchter hat mit der Großen Lage Edelacker einen wunderbar authentischen Weißen Burgunder aus dem Jahrgang 2022 auf die Flasche gebracht! Wer das Weingut auf dem Radar hat, findet diese Entwicklung von den Geschwistern Marika, Toska und Sandro natürlich alles andere als überraschend, allerdings hatten die in der Vergangenheit mit Ernteausfällen zu kämpfen. Daher sollte man sich diesen sehr gelungenen Weißburgunder definitiv sichern! Der Pfälzer Herrenberg von Pfeffingen ist mit seiner Klassik ein unkomplizierter Wein, der richtig Freude macht. Herausragend bei den Weißburgundern ist das Weingut Ökonomierat Rebholz. Die Pfälzer GGs Im Sonnenschein und Mandelberg sind präzise und rund, mit viel Kraft und grandioser Länge. Wenn mehrere Weingüter aus einer Lage hervorragende Weine machen, zeigt sich eine wirklich große Lage. So der Mandelberg, denn auch bei Dr. Wehrheim steckt im Weißburgunder eine klasse Struktur und sehr ansprechende Säure. Die Nase erinnert mich als Österreicher mit einer dezenten Marillennote an die Wachau. In Baden hat Dr. Heger mit dem GG Winklerberg die Nase vorn. Sehr straff, schönes Zusammenspiel von Holzeinsatz und Frische, überaus spannend! Auch der Schlossberg von Graf Neipperg aus Württemberg besitzt neben einer guten Struktur viel Tiefgang. Ein Klassiker, und trotz alter Schule ein Wein mit Trinkfluss.
Bei den Grauburgunder GGs gibt es für mich einen klaren Gewinner: Rainer Schnaitmann mit dem 2022er Lämmler. Sehr duftige, florale Nase, wunderbar am Gaumen. Ein Wow-Wein! Ein weiteres Muss aus Baden ist Salwey. Konrad präsentiert die 2021er Lagen Eichberg und Henkenberg. Das Weingut Franz Keller liefert mit der Kähner Bassgeige den besten Schmelz des Jahrgangs 2022. Wer es klassisch mag, dem empfehle ich Dr. Heger. Auch hier zeigt sich der Schlossberg als Großes Gewächs, wie auch GG Vorderer Winklerberg, beides Weine mit guter Seele.
Beim Chardonnay stellt sich die „GGroße“ Frage: Burgund oder Baden. Das GG Kirchberg von Franz Keller ist authentisch und aus einem Guss. Karsten Salweys Henkenberger Steingrubenberg begeistert mich ebenfalls mit briochigen Noten und erfrischenden Grünteearomen. Einen zweiten Schluck Wert ist auch Weingut Wöhrle mit Kronenbühl Unten an der Teufelslochgasse. Trotz sperrigem Namen ein sehr zugänglicher Wein mit Frische und Länge und ordentlich Holz.