Erst die Theorie, dann die Praxis, so hat es auch Anselme Selosse gehalten, erst das Studium am Lycée Vinicole de Beaune, dann die Übernahme des elterlichen Weinguts 1980. Aber dieser Aufenthalt in Burgund hat ihn maßgeblich geprägt und seine Arbeit in den Weinbergen der Champagne nachhaltig beeinflusst. Nur an der Größe des Hauses hat er nichts geändert, es sind immer noch etwas über 7 Hektar, verglichen mit den großen und weltbekannten Häusern ist das weniger als nichts. Und wer in Burgund oder in der Champagne kann schon von sich behaupten Parzellen ausschließlich in als Grand Cru klassifizierten Lagen zu besitzen? Die wenigsten. und diese wenigen Hektar bringen dafür aber die besten und größten Champagner hervor. Und immer wieder blitzt das Burgund hervor. Der weitaus größte Teil der Weinberge des in den Côtes de Blancs gelegenen Hauses ist mit Chardonnay bepflanzt, wenigstens 55 Jahre alt sind die Reben, die ältesten Bestände stammen aus dem Jahr 1922. Mitgebracht aus dem Burgund hat Anselme Selosse auch den Ausbau und die Reifung der Weine in kleinen Eichenfässchen, ein Luxus, den sich in der Champagne kaum jemand gönnt, der den edlen »Schäumer« aber bei gekonntem Gebrauch einen Zuwachs an Finesse und Komplexität beschert. Und dem »Substance« produziert er nach einem extrem aufwendigen Verfahren, das eigentlich aus einem ganz anderen Teil Europas stammt und für den noblen aufgespritzten Wein aus Jerez angewandt wird, das Solera-Verfahren. Hierbei wird stets den ältesten Fässern ein Teil des Weines entnommen, das Fass wird dann durch jüngere Jahrgänge wieder aufgefüllt. So vermengen sich gereifte Aromen mit jugendlich frischen. Daraus entsteht eine unglaubliche Vielschichtigkeit und Komplexität. »Perlende Burgunder« nennen deshalb Selosse-Fans diese einzigartigen und originellen Champagner.