Ein altes Sprichwort besagt ja »gut Ding will Weile haben«, und das scheint auf das Weingut von Oetinger zu passen wie kaum ein anderes. Denn der junge Achim von Oetinger hat sich eben Zeit gelassen, seinen Stil zu finden und dabei billigend in Kauf genommen, dass er trotz Mitgliedschaft im VDP eher den Status eines Geheimtipps einnahm und eben nicht schnellstmöglich im Konzert der Großen mitspielen wollte.
Was er heute mit Bravour könnte. Ihm lag aber daran, seine Vinifikation zu verfeinern, denn eines wollte er auf gar keinen Fall: dem Mainstream süffiger Rieslinge ein weiteres Exemplar hinzufügen. Eigentlich gibt es das Weingut bereits seit über 180 Jahren und Achim von Oetinger bewirtschaftet die wenigen Hektar im Rheingau in 3. Generation. Und eigentlich heißt er auch Achim Maximilian Ritter und Edler von Oetinger, aber ein entspannter wie auch selbstbewusster Typ wie er, hat in seiner Fokussierung auf den ganz besonderen Wein, Titel ganz gewiss nicht nötig. Wie aber macht man den speziellen Riesling und nicht den Allerweltswein?
Genau darüber hat Achim von Oetinger lange nachgedacht und arbeitet heute eben etwas anders als viele andere Winzer im Rheingau oder anderswo. Beispielsweise lässt er den Most ein wenig an den Schalen ruhen, was am Ende zu Kraft im Wein führt, auch zu einem intensiven, geschmeidigen Charakter, ohne ihm die spannungsgeladene Straffheit zu nehmen. Ecken und Kanten, die Terroir oder Witterung verursachen, lässt er bewusst zu. Bereits vor drei Jahren hatte ihm die FAZ eine große Karriere prophezeit. Sie hatte recht, mit seinen vibrierenden Rieslingen ist Achim von Oetinger im Rheingauer Oberhaus mit Trommelwirbel angekommen.