Luis Seabra

Luis Seabra: Der Weinflüsterer

Luis Seabra macht Weine anders als andere Winzer. Von sich selbst sagt er, er habe eine ganz besondere Beziehung zu den alten Reben, die die Trauben für seine – zweifellos außerordentlichen – Weine liefern. Seabra ist ein überdurchschnittlich begabter Önologe. Zehn Jahre lang hat er als Winemaker für den Wein- und Portweinerzeuger Niepoort in Porto gearbeitet und war hier für hochprämierte Weine verantwortlich. 2013 erfüllte er sich seinen Traum vom eigenen Weingut. Er kaufte alte Rebparzellen in den Anbaugebieten Douro und Vinho Verde, auf denen bis zu 85 Jahre alte Rebstöcke stehen. Neue Reben, ausschließlich heimischer Sorten, pflanzt er innerhalb eines Weinbergs als Mischsatz an. Er nutzt autochthone Rebsorten wie Bical, Sercial und Encruzado für die Weißweine und Rufete und Alicante Bouschet für die Rotweine. Sein Weingut liegt im Cima Corgo im Dourotal, etwa 100 Kilometer östlich von Porto. Hier sind die Klima- und Bodenverhältnisse ideal für den Wein, den Luis Seabra machen möchte: Die Reben stehen auf Schieferböden in unterschiedlichen Höhenlagen und die Nähe zum Atlantik sorgt im heißen Kontinentalklima für ausreichend Niederschlag und kühle Brisen. Ein ideales Refugium also, in dem Luis Seabra auf seine Reben eingehen, auf sie »hören« und das allerbeste aus ihnen herausholen kann. Ihren hochindividuellen Charakter würdigt und bewahrt der leidenschaftliche Önologe, indem er im Keller den »low-intervention« Ansatz verfolgt.

»Alte Reben sind gelassener« - Luis Seabra

Alte Rebstöcke, sagt Luis Seabra, seien nicht imposant und üppig, sondern schlank und gekrümmt vom Alter. Wie ein betagter Mensch zeigten sie eine ganz eigene Gelassenheit gegenüber den Turbulenzen in ihrer Umgebung und kämen besser mit Hitze, Trockenstress, aber auch starkem Regen zurecht. Ihre ganze Kraft konzentriere sich in wenigen Trauben, denn die Erträge alter Rebstöcke sind bekannterweise geringer. Luis Seabra sagt auch, dass jeder seiner Rebstöcke ein Individuum ist, das den Platz, auf dem er steht, sprechen lässt. Wenn man diesen einzigartigen Charakter respektiere, bekäme man Weine, die wie ihre Weinberge seien, in seinem Fall diskret, nicht überschwänglich und mit einer enormen Tiefe und Komplexität.

Bei Luis Seabra entstehen Weine, die ihre Geschichte erzählen

Den einzigartigen Charakter der Reben zu respektieren, bedeutet für Luis Seabra so wenig wie möglich einzugreifen und zu verändern. Damit die Weine, die er aus den von Hand gelesenen Trauben erzeugt, ihre Herkunft zeigen können, zum Beispiel die unterschiedlichen Böden, Klimaeinflüsse, Höhen und Ausrichtungen. »Cru« bedeutet auf Portugiesisch »roh«, und ein passenderes Wort könnte man für Seabras Art Wein zu machen kaum wählen. Um den Ausdruck des Terroirs so unverfälscht und authentisch wie möglich in die Flasche zu transportieren, sind alle Weine spontan vergoren. Das bedeutet, dass er keine gezüchteten Hefen zusetzt, sondern die Gärung nur mit den natürlich im Weinberg vorkommenden Hefen erfolgt. So bewahren die Weine ihre Individualität, ihren ganz persönlichen Stil. Um die wichtigen Nährstoffe und Hefen für die Fermentation zu erhalten, klärt Luis Seabra seine Weine schonend durch Sedimentation. Auch im Weinkeller verrichtet er nur die nötigsten Handgriffe. Die Weine gären bis zu 18 Monate lang in großen Eichenfässern, die gebraucht werden, um die Holznoten nicht zu dominant werden zu lassen. Die Barriques bekommt er von der Domaine Leroy, einem der hochkarätigsten Weingüter in der Bourgogne - Ein weiterer Beweis für Luis Seabras Streben nach Qualität und für seine Anerkennung in der Welt der Winzer. Um seinen Wein zu konservieren, setzt der Önologe lediglich eine Spur Schwefel hinzu. Das Ergebnis: Wirklich außergewöhnliche, naturbelassene Weine, die mit einer wunderbaren Tiefe und einer bemerkenswerten Aromatik und Mineralität begeistern. Weine, die ihre Geschichte erzählen dürfen und uns mit jedem Schluck ein Stück ihrer Heimat und Herkunft zeigen.

Luis Seabra

Wenn es um Entdeckungen und große Talente geht, dann kommt früher oder später die Rede auf Luis Seabra. Für Eingeweihte und Freunde der Weine des Douro ist der Winzer des Katalogs kein Unbekannter. Hat er doch über zehn Jahre hinweg die Weine von Dirk Niepoort verantwortet und weiterentwickelt. Nach dieser fruchtbaren Zusammenarbeit war es für Luis Seabra Zeit, eigene Wege zu gehen. Und die haben ihn ins Cima Corgo geführt. Dieser Bereich liegt genau dort am Douro, wo es nicht zu kühl und nicht zu heiß ist. Luis nutzt für seine Weine alte Reben und Rebsorten im Mischsatz am Douro, am Dão und im Vinho Verde. Was dort entsteht, sind Weine von burgundischer Eleganz, großer Tiefe, die durch aufwändige Weinbergsarbeit, spontan Gärung, lange Hefelager und einen sehr zurückhaltenden Ausbau im Keller entsteht.

»Die Weine von Luis sind intellektuell und großartig, in einer unserer Blindverkostungen besiegt er große Bordeaux.«
Tesdorpf Verkostungsteam