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Az. Agr. Case Basse
Case Basse
Auf dem Weingut Case Basse hat der Brunello di Montalcino eine Qualitätsstufe erreicht, wie man sie andernorts kaum findet. Zu verdanken ist dies dem Öko-Pinonier und Visionär Gianfranco Soldera. Wie niemand sonst verband er alte Tradition mit wegweisender Innovation und erschuf so einen der bis heute größten Sangiovese Grosso der Toskana.
Wegbereiter des großen Naturweins
Gianfranco Soldera war einer der ersten Winzer in der Toskana, der sich mit Leib und Seele dem biologischen Weinanbau verschrieb. Der Quereinsteiger, der in Treviso das Licht der Welt erblickte und als Kind mit seiner Familie nach Mailand zog, kam mit seiner Frau Graziella zu Beginn der 1970er Jahre in die Toskana mit dem ambitionierten Ziel, ein Stück Land zu kaufen und dort einen der besten Naturweine der Welt herzustellen. 1972 wurde das Ehepaar Soldera in Montalcino fündig und sesshaft: Es erwarb das 23 Hektar große Landgut Case Basse, das zu dem Zeitpunkt jahrelang nicht mehr bewirtschaftet worden war, und machte es zu ihrer Wirkungsstätte. Damals gab es dort noch keinen einzigen Rebstock, doch das hügelige Gelände auf 320 Höhenmetern in perfekter Süd-West-Ausrichtung schien ideal für den Anbau des Sangiovese. Die Böden hier sind karg und felsig, in größerer Tiefe liegt mineralreicher schwarzer Schiefer. Das trockene, sonnige Klima und kühlende Winde bieten beste Voraussetzungen, um Jahr für Jahr exquisites Traubengut heranreifen zu lassen.
Hochbegehrt und einzigartig: Der Brunello Case Basse
Im Herbst 1972 bestückten die Solderas ihren ersten Weinberg von zwei Hektar Größe mit Sangiovese. Kurz drauf folgten weitere 4,5 Hektar. Der erste Brunello Case Basse, ein bis heute reinsortiger Sangiovese Grosso, kam 1975 auf den Markt – und übertraf die Erwartungen seiner Erzeuger um ein Vielfaches. Es war der Beginn der furiosen Winzerkarriere von Gianfranco Soldero, der Zeit seines Lebens rigoros seiner eigenen, ganz speziellen Philosophie folgen und sich damit nicht immer Freunde unter seinen toskanischen Winzer-Kollegen machen sollte. Dass sein Weg genau der richtige war, zeigt die herausragende Qualität seiner Naturweine, deren Produktion aufgrund der hochgradig peniblen Traubenselektion je nach Witterung pro Jahr auf 11.000 bis 15.000 Flaschen limitiert ist. Der Soldera Case Basse Sangiovese ist einer der begehrtesten Brunello de Montalcino. Seit dem ersten Jahrgang wird er ausschließlich mithilfe natürlicher Methoden der Weinbereitung und ohne jeglichen Einsatz von Chemie erzeugt. Entspricht ein Jahrgang nicht den strengen Qualitätsansprüchen der Familie Soldera, kommt er schlichtweg nicht auf den Markt. So geschehen zum Beispiel mit dem 1989er Jahrgang.
Das Ökosystem Case Basse
Die entscheidende Triebfeder im Winzerhandwerk von Gianfranco Soldera war von Anfang an der konsequent biologische Weinbau. Auf Case Basse sind die heute zehn Hektar Weinberge, die nach wie vor ausschließlich mit Sangiovese-Reben bestückt sind, in ein komplexes Ökosystem eingebettet, das aus einer großen Vielfalt von Pflanzen, Tieren und Insekten besteht. Die biologische Bewirtschaftung basiert auf dem Erhalt dieser Artenvielfalt durch einen ausgewogenen Einsatz traditioneller Arbeitsweisen in Kombination mit moderner Wissenschaft und Technologie.
Die natürliche Umgebung der Weinberge ist für die Qualität des Soldera-Weins von entscheidender Bedeutung. In den Trockenmauern des Hauptgebäudes mit seiner ursprünglichen toskanischen Bauernhausarchitektur finden Vögel, kleine Säugetiere wie Eichhörnchen und zahlreiche Insekten Zuflucht. Bienenstöcke unterstützen die Bienen bei ihrer wertvollen Arbeit in den Weingärten. Dass seine Trauben so prächtig gedeihen, so war es die Überzeugung von Gianfranco Soldera, ist vor allem der Verdienst dieser Lebewesen.
Um das Ökosystem in seinem empfindlichen Gleichgewicht zu schützen, legte die Pflanzenliebhaberin Graziella Soldera auf Case Basse einen der wohl schönsten botanischen Gärten der Toskana an. Hier wachsen neben Obst- und Olivenbäumen teils seltene Rosen- und Pfingstrosenarten und zahllose weitere Pflanzen.
Natürliche Bewirtschaftung der Weinberge
Auf Case Basse werden keinerlei Unkrautvernichtungsmittel oder andere chemische Produkte verwendet, die Böden werden nur mit organischen Stoffen gedüngt und die Rebzeilen von Hand bearbeitet. Sobald sich die ersten Knospen zeigen, überwachen Fachleute jeden einzelnen Rebstock und entscheiden über die besten Schutzstrategien. Im Rahmen der ebenfalls manuellen Rebstockpflege kappen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Weingut die langen Äste nicht, sondern fixieren sie oberhalb der Pflanzen auf speziellen Gestellen. So wird die natürliche Kraft der Rebe nicht zu beeinträchtigt und außerdem ein natürlicher Schattenspender geschaffen.
Bis heute ist die Fläche der Weinberge von Case Basse bewusst auf zehn Hektar begrenzt – eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Pflege der Reben und die Traubenlese per Hand durchgeführt werden können.
Akribische Handarbeit im Keller
Der Weinkeller von Case Basse befindet sich 14 Meter unter der Erde, auch er ist ausschließlich aus natürlichen Materialien gebaut. Gianfranco Soldera bezeichnete ihn gern als einen „Bauch, der dazu bestimmt ist, etwas Kostbares zu beherbergen und zu schützen". An diesem Ort setzt sich die akribische Handarbeit fort: Fachkundige Hände selektieren jede einzelne Traube auf dem Auslesetisch und nach dem Entrappen kontrollieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Lesegut ein weiteres Mal. Nur diejenigen Trauben, die all diese Schritte durchlaufen haben, gelangen in den Gärbehälter. Auf Case Basse gärt der Sangiovese spontan und ohne Zugabe künstlicher Hefen in Garbelotto-Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von mehr als 100 Hektolitern. Das Prinzip der Spontangärung reduziert die menschlichen Eingriffe in die natürlichen Prozesse auf ein Minimum. Nach Abschluss der Gärung reift der Wein etwa 47 Monate lang in großen slawonischen Eichenfässern: eine Zeit des aufmerksamen Abwartens, in dem die Kellermeister immer wieder mikrobiologische Analysen durchführen und so wenig wie möglich eingreifen, um den einzigartigen Geschmack des Weines zu erhalten.
Wissensdurstiger Visionär: Tradition trifft hochmoderne Technik
Auf dem Weingut Case Basse ist der Weinbau ein natürlicher Prozess. Um einen Naturwein in einer konstant derart außerordentlichen Qualität erzeugen zu können, unterstützt die Familie Soldera seit Jahren universitäre Forschungsprojekte und nutzt außerdem sensible Sensoren, mithilfe derer sie den Produktionsprozess von der Bodenbearbeitung über die Kontrolle der Witterungsbedingungen und des Zustands der Rebstöcke bis hin zur Gärung überwacht. Die Sensoren sind zwischen den Rebzeilen, im Boden und in den Fässern angebracht und übermitteln unermüdlich Daten an das Soldera Intelligent System, kurz SIS, ein Server, der die Ergebnisse auch Wissenschaftlern in der ganzen Welt zugänglich macht. Mit ihrem Wissendurst und ihrem visionären Pioniergeist ist es den Solderas gelungen, die zentralen Grundsätze des natürlichen Weinbaus und die alten, bewährten Traditionen der Weinbereitung mit hochmodernen Technologien zu verbinden. Gianfranco Soldera hat von Anbeginn Studien und Untersuchungen in Zusammenhang mit der Sangiovese-Traube gefördert. 2010 rief er einen Preis ins Leben, der noch heute junge Menschen unterstützt, die zu der Rebsorte forschen.
Gianfranco Soldera selbst starb im Februar 2019 im Alter von 82 Jahren an einem Herzinfarkt – inmitten seiner Weinberge. Seine Tochter Monica und ihr Mann Paulo führen sein Erbe und seine Visionen weiter. Sie arbeiten bereits seit 2003 auf dem Weingut und hatten somit ausreichend Zeit, das geballte Wissen und die Ideale von Gianfranco zu verinnerlichen.