Château Latour

Der Turm von Château Latour

Der berühmte Turm des Châteaus wurde aus den Trümmern einer Festung erbaut, die im 14. Jahrhundert von den Engländern erobert wurde, und diente viele Jahre als Taubenschlag. Heute ist er nicht nur eines der weltbekannten Wahrzeichen von Bordeaux, dem reisenden Weinfreund, der von Bordeaux längs der Gironde nach Pauillac reist, kündet er auch aus der Ferne das nahende Ende seiner Pilgerfahrt, denn er wird nach Erblicken des Türmchens in wenigen Minuten das Mekka für Weingourmets erreicht haben, Château Latour selbst.

Der Zweitwein von Château Latour

Übrigens, der Zweitwein »LES FORTS DE LATOUR« bietet weitaus mehr als nur einen Latour für Einsteiger. Er gilt gemeinhin als einer der allerbesten Zweitweine überhaupt und übertrumpft in Verkostungen manch klassifiziertes Gewächs.

Château Latour - Bordeaux vom Feinsten

Der Name »Château Latour« lässt das Herz eines jeden Bordeaux-Freundes tanzen, denn hier werden seit vielen, vielen Jahren die wohl allerbesten Bordeaux überhaupt erzeugt. Natürlich wurde Château Latour einstimmig in die berühmte Klassifikation von 1855 aufgenommen, denn schon damals waren die Gewächse so begehrt und heiß gehandelt, dass sie allerhöchste Preise erzielten. Es gibt auch heute so gut wie keine Jahrgangsverkostung, in der Château Latour nicht unter den absoluten Spitzen, untern den »Top of the Tops« anzutreffen wäre. Château Latour geriet ein weiteres Mal in englischen Besitz, diesmal im Jahr 1962 und in ausgesprochen friedvoller Absicht. Die Engländer renovierten in eindrucksvoller Art den Weinkeller des kleinen und doch so beeindruckenden Châteaus, die Kontinuität der Ausnahmestellung unter den Bordelaiser Spitzen- Châteaus blieb aber gewahrt, um nicht zu sagen, wurde noch weiter ausgebaut. Seit 1993 ist dieses Denkmal allerdings wieder in französischem Besitz und produziert dabei einfach weiter, was es bisher immer schon tat, große Bordeaux der absoluten Spitzen-Klasse, unübertroffen in Kraft und Eleganz. Da rutscht so gut wie kein Jahrgang unter die 95-Punkte Marke!

Latours Geschichte

Zum ersten Mal wurde Latour als La Tour de Saint Maubert im Jahr 1331 erwähnt. Es handelte sich um einen befestigten Wehrturm, der nur 300 Meter entfernt vor der Gironde-Mündung errichtet wurde, um den Zugang des Flusses während des Hundertjährigen Krieges zu verteidigen. Der ursprüngliche Turm existiert nicht mehr, jedoch wurde im Jahr 1620 ein neuer Turm gleichen Namens als Teil des Gutes errichtet. Dieses Bauwerk existiert noch heute und findet sich auf dem Etikett des Weines. Der Weinbau ist seit dem 14. Jahrhundert belegt, aber die eigentliche Geschichte begann im späten 17. Jahrhundert, als die Familie de Ségur auf Latour, Lafite, Mouton und Calon begann, Weine von höchster Qualität zu erzeugen. Um 1800 waren die Weine von Latour zwanzigmal so teuer wie ein normaler Bordeauxwein, was zur Einstufung von Latour als 1er Grand Cru de Pauillac in der berühmten Klassifikation von 1855 führte. 1962 verkauften die Erben der de Ségur das Schloss zu 75 % an die britischen Gesellschaften Harveys of Bristol und Pearson. Im Jahr 1989 wurde das Gut von Allied Lyons erworben und 1993 an François Pinault übertragen.

Was Latour-Weine so einzigartig macht, ist das Terroir

Latour besitzt heute 92 Hektar, die auf drei große Bereiche verteilt sind. Der Bereich l'Enclos befindet sich direkt am Château und erstreckt sich zu etwa 30 % in den 1er Cru, ca. 40 % in Les Forts de Latour und nochmals zu 30 % in Pauillac (de Latour). Hinzu kommen auch Gebiete in der Nähe von Pichon Comtesse und Lynch-Bages.

Die Weinberge sind durch einen hohen Anteil von Ton und Lehm in den Böden gekennzeichnet, welcher vom Typ her dem Lehm von Pétrus auf der anderen Seite der Gironde sehr ähnlich ist. Fragt man Hélène Génin, die für die Weine verantwortlich ist, zeigt sie einem die Taschen aus blauem Ton, die sich zwischen dem Kies der vierten Terrasse von Pauillac befinden. »Sie sind das Geheimnis für die elegante, muskulöse Kraft und die immense Langlebigkeit dieses Weins.«

Perfektion à la Latour

Das Team von Latour hat in den letzten Jahren 138 unterschiedliche Parzellen analysiert, die auch einzeln ausgebaut werden. Die Reben setzen sich aus 76 % Cabernet Sauvignon, 22 % Merlot und 2 % Petit Verdot und Cabernet Franc zusammen, wobei der Cabernet-Sauvignon-Anteil beim Grand Vin meist um die 90 % beträgt. Sie sind alle in 10.000er Dichtpflanzung gesetzt und werden seit vielen Jahren biologisch bewirtschaftet. Schon seit 2008 werden die Parzellen mit Pferden bearbeitet. Seit 2018 ist der gesamte Besitz biologisch zertifiziert. Gearbeitet wird aber mittlerweile vor allem biodynamisch. Wenn neu gepflanzt werden muss, ruhen die Parzellen fünf Jahre, bevor die Reben gesetzt werden. Diese stammen aus seiner vor langer Zeit begonnenen Sélection massale, um das genetische Erbe der Latour-Weinberge zu bewahren.

2011 hat Château Latour angekündigt, sich nicht mehr am En-Primeur-System zu beteiligen und die Weine erst dann zu veröffentlichen, wenn man sie für verkehrsfähig hält. Das wird in Zukunft wahrscheinlich erst zehn bis 15 Jahre nach der Lese sein, beim Les Forts de Latour sieben bis acht Jahre nach der Lese.

Der Jahrgang 2015

In Bordeaux scheint es seit 1985 üblich geworden zu sein, dass es (mindestens) alle fünf Jahre einen großen Jahrgang gibt. 2015 war ein solcher. Begonnen hat er mit viel Regen, was sich später als sehr nützlich herausstellen sollte; denn der Sommer wurde heiß und trocken. Die Böden entlang der Gironde hatten jedoch genügend Wasser gespeichert, sodass es dort nicht zu Trockenstress kam. Die Beeren blieben insgesamt aber eher klein und konzentriert. Ab Mitte September gab es lokale Regen und am 4. und 5. Oktober auch ordentliche Güsse in Pauillac. Den Reben des Château Latour hat das jedoch nicht viel ausgemacht.