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Château Poujeaux

Einst von den bordelaiser Kaufleuten verkannt, heute bei Genießern wie auch bei Kritikern umso höher geschätzt: Grand Vin aus Moulis-en-Médoc. Das traditionsreiche Château Poujeaux steht beispielhaft für die Geschichtsträchtigkeit der Weinregion Bordeaux.
 

Von der Terre de Poujeaux zum Spitzen-Château

Zum ersten Mal findet sich der Name Poujeaux bereits im Mittelalter. Zunächst aber nicht im Kontext eines Weingutes, sondern lediglich als „Terre de Poujeaux“ geschichtliche Erwähnung findend. Besagte Terre, eben jenes Land, befand sich zu dieser Zeit in Besitz des bis heute prestigeträchtigen Château Latour – ein Umstand, der hier mit einem ersten Ausrufezeichen verbunden sein soll! Im Jahr 1806 erwirbt André Castain die Terre de Poujeaux und beginnt einige Jahrzehnte später damit, eigene Weine zu produzieren – womit wir bei der Geburtsstunde von Château Poujeaux als Weingut angelangt sind.

Familie Cuvelier auf Chateau Poujeaux

Für das Château folgen einige Jahre unter verschiedenen Besitzern, die die Rebflächen zwischenzeitlich in deren drei parzellieren. Ende des 20. Jahrhunderts übernimmt schließlich die Familie Theil das Weingut, unter deren Leitung es seine ursprüngliche und bis heute bestehende Struktur und Größe zurückerhält – als ein durchgehendes Areal von 100 Hektar Größe, von denen aktuell 70 Hektar mit Rebstöcken bepflanzt sind.

Im Jahr 2008 wechselt der Besitzer des Château Poujeaux erneut. Der bekannte Unternehmer Philippe Cuvelier erwirbt das traditionsreiche Weingut – zu seinem Portfolio gehört zu diesem Zeitpunkt bereits das Grand Cru Classé Haus Clos Fourtet in der Appellation Saint-Émilion. Die Cuveliers rütteln natürlich nicht an dem traditionsreichen Namen, verleihen dem Weingut aber einen kräftigen Schub in die Moderne. Spätestens mit dem Engagement von Star-Önologe Stéphane Derenoncourt wird die nächste und höchst erfolgreiche Ära auf Château Poujeaux eingeleitet. Die Geschäfte in Moulis führt aktuell Sohn Matthieu Cuvelier.

1855 nicht dabei: einfach nur Grand Vin.

Um die besondere Geschichte von Château Poujeaux zu verstehen, muss der Blick zurück – unweigerlich für das  Bordeaux – in das Jahr 1855 geworfen werden. In diesem Jahr werden auf Geheiß von Napoleon III. sowie anlässlich der Weltausstellung in Paris, die renommierten Weingüter auf der Médoc-Halbinsel klassifiziert. 61 Weingüter finden daraufhin Einzug in die bis heute mit einer Ausnahme unverändert bestehende Rangordnung der Grand Cru Classé Châteaux im Médoc. Jedoch nicht dabei und somit vom prestigebildenden Mythos der Klassifizierung gänzlich ausgeschlossen: die Châteaux aus der Appellation Moulis-en-Médoc.

Unverständlicherweise muss man heute sagen, ist es doch schließlich das Terroir, das den Wein macht. Das gilt umso mehr im Terre de Poujeaux, das in seiner Beschaffenheit dem des berühmten Château Lafite Rothschild zu verwechseln ähnlich ist. Nicht wenige Kritiker schreiben Château Poujeaux unter anderem deswegen dieselben Qualitäten zu, wie dem ruhmreich als Premier Grand Cru Classé geadelten Château aus Pauillac. So kursiert etwa die Legende, dass Baron Rothschild einst einen Wein genoss und überzeugt war, es müsse sein 1953er Lafite sein. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Baron – zu seiner Ungläubigkeit – mit einem Poujeaux vorliebgenommen hatte.

In der Konsequenz der sträflichen Missachtung durch die bordelaiser Kaufleute, diese zeigten sich 1855 für die Klassifizierung verantwortlich, sollte sich Château Poujeaux – zunächst notgedrungen – auf die Kennzeichnung eines vergleichsweise schlichten „Grand Vin“ konzentrieren. Zwischenzeitlich wurden die Weine des Hauses als „Cru Bourgeois“ sowie „Cru Grand Bourgeois Exceptionnel“ nachträglich klassifiziert. Als 2008 die Familie Cuvelier die Regie übernahm, fiel indes Entschluss, hiervon wiederum Abstand zu nehmen – und sich nunmehr ganz bewusst – und selbstbewusst – auf Grand Vin zu beschränken.

Chateau Poujeaux: Reben und Rebsorten

Der Weinberg des Château Poujeaux im Nordosten des Moulis ist mit 10.000 Reben pro Hektar vergleichsweise dicht bepflanzt. Diese Art des Anbaus ermöglicht es dem Château, den Ertrag pro Rebe auf ein halbes Kilogramm zu begrenzen und so besonders hochwertige und saftige Trauben ernten zu können. Rund die Hälfte der zusammenhängenden Rebfläche ist mit Cabernet Sauvignon bestockt, die Rebsorte verleiht dem Wein des Châteaus Energie und Spannung. Besondere Harmonie und Charme erhält die Poujeaux-Cuvée vom Merlot, der mit in der Regel rund 40 % Anteil stets stattlich repräsentiert ist. Ergänzt werden die zwei typischen Médoc-Rebsorten von je 5 % Petit Verdot und Cabernet Franc. Erstere unterstützt die kräftige Struktur der Weine, während zweitere Komplexität beisteuert.

Für das Château Poujeaux stehen der Boden sowie die Trauben im Zentrum ihrer Arbeit. Aus diesem Grund setzt das Weingut auf nachhaltige landwirtschaftliche Techniken. Um nur perfekt ausgereifte Trauben zu ernten, wird zudem jede Parzelle einzeln zum optimalen Reifezeitpunkt von Hand gelesen. Auch im Keller wird für die Reifung der Weine separiert, um ein ideales Ergebnis zu erreichen. Es wird nach Alter der Rebstöcke, Lage und Rebsorte getrennt. Dieses Vorgehen ermöglicht es auch, Partien von Wein zu erhalten, deren Eigenschaften sich in den späteren Cuvées hervorragend ergänzen.

Die Weine des Chateau Poujeaux

Die Weine des Château Poujeaux zeichnen sich durch Beständigkeit sowie den Einklang aus Tradition und Innovation aus. Jedes Jahr sollen Cuvées entstehen, die den über lange Zeit gewachsenen Poujeaux-Charakter authentisch repräsentieren. In Summe bilden sie eine nahezu gleichwertige Alternative zu ungleich kostspieligeren Weinen der unmittelbar benachbarten Grand Classé Châteaux.

Das Weingut vinifiziert drei Weine, wobei der Château Poujeaux als Grand Vin die Spitze bildet. 250.000 Flaschen des eleganten Weins werden jährlich produziert. Wer in den Genuss einer dieser Flaschen kommt, wird von der Tiefe und Ausgewogenheit der Cuvée begeistert sein.

Der Zweitwein des Hauses trägt den Namen „Salle de Poujeaux“, von dem jährlich 80.000 Flaschen abgefüllt werden. Auch hier kommen anspruchsvolle Weinfreunde in den Genuss der Poujeaux-typischen Ausgewogenheit, wobei der Salle de Poujeaux spürbar frischer anmutet, als der Grand Vin. Zudem erreicht er früher sein ideales Trinkfenster.

Geradezu eine Rarität stellt der „Haut de Poujeaux“ mit einer Produktionsmenge von lediglich 20.000 Flaschen pro Jahr dar. Er soll die Authentizität des Terroirs, der Terre de Poujeaux in ganz besonders authentischer Weise widerspiegeln.