Die Geschichte der Region kennt man. Papst Johannes XXII wählte das Schloss Châteauneuf als Sommerresidenz und etablierte den Weinbau, indem er Winzer aus Cahors an die Rhône brachte und diese den ersten Rotwein mit dem Namen Vin d’Avignon produzieren lies.
Die Geschichte von Isabel Ferrando erzählen ihre Weine. Aber wir stellen Sie Ihnen auch gerne vor! Sie zählt zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen der päpstlichen Region Châteauneuf-du-Pape AOP und hat sich von der Businesswoman zur Biodynamikerin entwickelt.
Diese Frau ist eine Bank für Châteauneuf
Eigentlich stammt Isabel Ferrando aus der Provence. Am Mont Ventoux geboren, ist sie sozialisiert mit Oliven, Zitronen, Honig und Lavendel. Doch zunächst zog es sie in die Welt hinaus, um als Executive in einer Bank Big Business zu machen. Mit der Geburt ihrer Tochter 1997 spürte sie die Sehnsucht nach ihren Wurzeln. Die Natur war die stärkere Währung.
So besuchte Sie die Weinschule in Carpentras und suchte über zwei Jahre nach einem Weinort für ihre Familie. Für ihre neue Leidenschaft entschied sie sich schließlich für Châteauneuf. Zu ihrem Mentor wurde Henri Bonneau, der ihr das Terroir Côtes du Rhône wirklich verständlich erlebbar und spürbar machte. 2002 baute sie die Domaine de Saint Préfert auf, die schon 1920 erbaut wurde.
Zwei Dekaden später ist Sie die Spitzenwinzerin der Region und ihr Weingut eines der besten Domaines der neueren Geschichte von Chateauneuf du Pape. Und dass, bei nicht gerade wenig Konkurrenz. Kritiker lieben ihre Weine und danken es mit Spitzenbewertungen – Jahrgang für Jahrgang. Ihre Ideen setzt sie kompromisslos um und hat der AOP Châteauneuf-du-Pape damit neues Leben eingehaucht. Dabei hat sie sich der Spitze ganz bodenständig genähert und zunächst einen roten und einen weißen Châteauneuf erzeugt. Die bekennende Burgundliebhaberin setzte aber schon bald auf die Einzellagen-Philosophie, nicht zuletzt durch das Kennenlernen ihres Terroirs, mit Unterstützung von Monsieur Bonneau. So entstanden mit der Zeit und für die Ewigkeit Colombis, F601 und die Cuvée Spéciale Vieilles Clairettes.
Zurück zur Natur, dem Terroir auf der Spur
Sie arbeitet biodynamisch, Nachhaltigkeit ist bei ihr keine Floskel. Mit ihrer Domaine hat sie ein Ökosystem geschaffen, bei dem auch die Gebäude autark sind. Eine Würdigung ihrer Heimat findet sich in Form von provençalischer Botanik rund um das Weingut.
Nicht zuletzt Robert Parker würdigt die Leistung Ferrandos: „Isabel Ferrando verdient enorme Anerkennung für die Steigerung der Qualität und des Images dieses Weinguts. In vielerlei Hinsicht verkörpert sie die Weine, die sie produziert, und zeigt nach außen hin enorme Großzügigkeit und Eleganz, einen starken Willen und großen Ehrgeiz.“
Wer in die Welt der Domaine Saint Préfert eintauchen will, dem sei Beatus Ille empfohlen. Der Name stammt aus dem zweiten Gedicht des lateinischen Dichters Horaz: „Beatus ille, qui procul negotiis“ – Glücklich ist jener, der fern von Geschäften ist. Wir möchten ergänzen: Glücklich ist, wer diesen Wein trinkt!
Weinklassiker mit neuem Ausdruck
Oft wird von der Visitenkarte eines Weinguts gesprochen. Isabel Ferrando dreht mit ihrem Châteauneuf-du-Pape rouge den Spieß um und macht diesen zur Visitenkarte seiner Herkunft. Grenache, Syrah, Mouvedre und Grenache geben dem Ort, der Region und Wein seine Stimme. Und was für eine! Jede Rebsorte hat seinen Platz und bringt ihre Stärke hervor. Das zeigt sich in der Spannung, dem Zug, der Länge, Finesse, Blumigkeit und Delikatheit! Im Ausbau ist sie unkonventionell, nutzt Amphoren und Fuderfässer, aber auch schon mal Glasballons. Aus dem Glas singen so malerisch-mediterrane Aromen von Feige, Thymian und Waldbeeren, mit würzigem Wacholder und Pfeffer. Die Intensität des Châteauneuf-du-Pape rouge beeindruckt durch Leichtigkeit, was keineswegs ein Wiederspruch ist. Denn am Gaumen wird die Frucht heller und saftiger. Ein spannungsgeladener Chateauneuf! Jeb Dunnuck lobt die Brillanz des 22er Jahrgangs, James Suckling ist von der „hinreißenden Schönheit“ geradezu fasziniert!
Außergewöhnlich für die AOP ist ihr weißer Châteauneuf-du-Pape Cuvée Spéciale Vieilles Clairettes. Eine wahre Rarität! Nicht nur weil die Rebstöcke uralt sind, sondern auch weil jeder Jahrgang nur um die 800 Flaschen hergibt. Uralt bedeutet in diesem Fall anno 1940. Einer ihrer Weingärten ist noch als gemischter Satz angelegt. Zwischen Grenache Reben werden zur Ernte die Clairette blanche Trauben herausgelesen und separat zu dieser Spezialität vergoren, die es so in Châteauneuf kein zweites Mal gibt. Schon der Duft betört intensiv und konzentriert mit kandierter Zitrone, Blutorange und Ingwer. Den Druck, den man schon mit der Nase spürt, zeigt sich auch am Gaumen. Dabei bleibt der Wein zu jeder Phase schlank und zeigt Eleganz! Reife Ananas und Melone, erfrischendes Zitronengras, zarte Cremigkeit und feines Tanningerüst. Eine Textur, die in jeder Hinsicht etwas Anmutiges besitzt! Jeb Dunnuck, der wohl ortskundigste Kritiker überhaupt, hat dazu notiert: „It has more than a passing resemblance to Grand Cru white Burgundy.“ Damit schließt sich der Kreis und wir wissen, wie es zu diesem Burgundvergleich kam.
Die Weine von Isabel Ferrando sind ein Ereignis, ein Naturschauspiel und könnten für Sie eine ähnliche Erfahrung darstellen wie die Anekdote, dass Isabel Ferrando die Weinmuse mit dem Meursault von Coche-Dury küsste. Kunstgeschichte hat sie übrigens auch studiert. Genießen Sie Ihre einzigartigen Weinkunstwerke!